Champagner und Stilettos
ließ Walter sie nicht aus den Augen. »Ob Daddy mit Leo wohl eine schlechte Wahl getroffen hat, was meinst du?«, fragte sie ihn mit einer Stimme, als ob sie mit einem Kleinkind spräche.
Walter hob den Kopf von der plüschigen Badematte, die sein Fell immer leicht schimmlig riechen ließ, wedelte mit dem Schwanz und bellte einmal kurz.
»Heißt das nein?«
Wuff.
»Oder ja?«
Wuff.
»Danke für diese wertvolle Erkenntnis, Walter.«
Er belohnte sie mit einem Kuss auf den Knöchel und sank zurück auf die Matte.
Ein kurzer Blick auf die Uhr: schon zehn vor acht. Sie atmete tief durch und wühlte aus den tiefsten Tiefen ihrer Wäscheschublade ein schwarzes Etwas hervor. Sie hatte es seit über einem Jahr nicht mehr getragen. Auf ihren Vorwurf, er habe anscheinend überhaupt keine Lust mehr auf Sex, hatte er die Schublade aufgerissen, den Hauch von Nichts herausgezogen und gesagt: »Es ist ein Verbrechen gegen die Männlichkeit, so ein Teil zu besitzen und es nicht anzuziehen.« Sofort waren alle Spannungen zwischen ihnen verflogen. Brooke war in den Netzbody gestiegen und hatte einen total überdrehten Stripteasetanz hingelegt, während Julian sie johlend und pfeifend anfeuerte.
Irgendwann war dieser Netzbody zu einem Symbol für ihr Sexleben geworden. Sie hatte ihn im ersten oder zweiten Ehejahr angeschafft, nachdem Julian ihr verschämt gestanden hatte, dass er auf scharfe schwarze Dessous stand … und vielleicht weniger auf die quietschbunten Shorts und gestreiften Trägerhemdchen, mit denen Brooke nachts ins Bett stieg und die sie für mädchenhaft verführerisch hielt. Obwohl sie es sich damals gar nicht leisten konnte, ging sie gleich am nächsten Tag Dessous kaufen: ein schwarzes Jerseyhemdchen mit Spaghettiträgern von Bloomingdale’s, ein gerüschtes schwarzes Babydoll von Victoria’s Secret und ein kurzes schwarzes Baumwollnachthemd mit den Worten »Foxy Lady« hinten drauf. Alle drei Teile hatten Abend für Abend nur lauwarme Begeisterung hervorgerufen, ein kurzes »Mhm, ganz niedlich«, bevor Julian sich wieder in seine Zeitschrift vertiefte. Als ihn sogar das Babydoll kaltließ, rief Brooke am nächsten Morgen Nola an.
»Halt dir den Samstagnachmittag frei«, befahl die. »Wir gehen shoppen.«
»Ich war schon shoppen und hab ein Vermögen verbraten«, klagte Brooke und besah sich trübsinnig ihre Quittungen.
»Aber wofür? Dein Mann sagt, er will dich in sexy schwarzer Wäsche sehen, und du kaufst ein Baumwollnachthemd ?«
»Was? Er hat nur gesagt, er mag schwarz und keine bunten Farben. Also hab ich lauter kurze, enge schwarze Sachen besorgt. Und das »Foxy Lady« ist sogar in Glitzerschrift. Was ist daran verkehrt?«
»Nichts … gesetzt den Fall, du bist ein College-Girl und willst unbedingt putzig aussehen, wenn du zum ersten Mal bei deinem neuen Freund übernachtest. Aber ob’s dir passt oder nicht, du bist jetzt erwachsen. Und Julian versucht dir zu verstehen zu geben, dass du aussehen sollst wie eine Frau. Eine heiße, sexy Frau .«
Brooke seufzte. »Okay, okay, ich kapituliere. Um wie viel Uhr am Samstag?«
»Um zwölf, Ecke Spring und Mercer. Wir gehen zu Kiki De Montparnasse, La Perla, Agent Provocateur. In weniger als einer Stunde hast du alles, was du brauchst. Bis dann.«
Die Shoppingtour, auf die sie sich die ganze Woche freute, endete in einer Totalpleite. In der komfortablen Glorie ihres Bankergehalts hatte Nola ganz vergessen zu erwähnen, dass sich die Stoffmenge der Dessous umgekehrt proportional zu ihrem Preis verhielt. Brooke blieb die Spucke weg, als das Zofen-Outfit bei Kiki, das Nola ihr unbedingt aufschwatzen wollte, 650 Dollar kostete, und ein schlichtes schwarzes Trägerhemdchen – nicht viel anders als das von Bloomie’s – 375 Dollar. Wie in aller Welt sollte sie, kaum mit dem Studium fertig, sich einen schwarzen Spitzentanga für 115 Dollar leisten (beziehungsweise 135, falls sie die im Schritt offene Version wählte)? Nachdem sie durch ein, zwei Läden gezogen waren, winkte sie entmutigt ab. Erst in der folgenden Woche, als sie bei Ricky’s ein paar Scherzartikel für den Junggesellinnenabschied einer Freundin besorgte, stieß sie auf die Lösung ihres Problems.
In der anrüchigen Abteilung hinter dem Perlenvorhang entdeckte sie zwischen Sexspielzeugen und Vibratoren eine Ecke mit »Fantasy-Outfits«, in flachen Päckchen wie Strumpfhosen verpackt, aber mit Fotos von knapp kostümierten Frauen vorne drauf, und keines teurer als 39,99! Sie besah
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