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Champagnernaechte sind gefaehrlich

Titel: Champagnernaechte sind gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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nächsten Stunde mehrmals, während sie sich rastlos im Bett umher warf. Sie wollte sich einreden, der Geruch von gebratenem Speck mit Eiern sei so appetitanregend, daß sie nicht mehr schlafen könne. Doch sie wußte es besser. Mit angehaltenem Atem bemühte sie sich, Scotts Stimme von den anderen zu unterscheiden. Würde er heute immer noch so kühl und distanziert sein wie am Vorabend, wo er abrupt vom Tisch aufgestanden war und das Eßzimmer verlassen hatte?
    Sie konnte nicht glauben, daß ihn ihr kleiner Scherz über den „Rocking M-Stew" gekränkt hatte, denn er war in lautes Gelächter ausgebrochen. Dann hatte er sie mit jener Eindringlichkeit angesehen, die sie immer wieder schwach machte. Und ohne ihr die Möglichkeit zu einem Wort oder einer Geste zu geben, war er davongegangen.
    O Scott, fragte sie ihn in Gedanken, begreifst du denn nicht, wie großartig wir zusammenpassen? Mit dir kann ich besser reden als mit sonst jemandem, nicht einmal mit Cash verstehe ich mich so gut. Wir können einander zuhören und gemeinsam lachen, wir brauchen nicht einmal im selben Raum zu sitzen, um unser Beisammensein, unsere Verbundenheit zu genießen. Wenn ich einfach nur im selben Haus bin wie du und ein Buch lese, gefällt mir das besser, als mit Männern auszugehen, die mir nichts bedeuten. Wende dich nicht von mir ab, Scott. Laß dir beweisen, daß ich Mariah MacKenzie gleiche und nicht deiner Mutter.
    Immer wieder gingen ihr diese Worte durch den Sinn, bis sie sich energisch sagte: Hör auf, Susan McQueen. Du kannst ihn nicht zwingen, dich zu lieben, und müßtest alt genug sein, um das einzusehen.
    Unglücklich starrte sie vor sich hin. Sie war auf die Rocking M gekommen, um sich die Liebe zu Scott ein für allemal aus dem Herzen zu reißen, um ihr eigenes Leben zu führen und es zu genießen, um sich in einen anderen verlieben zu können. Doch das hatte sich als unmöglich erwiesen. Jeder Augenblick, den sie mit Scott verbrachte, jedes Gespräch, jedes gemeinsame Lachen und jedes einträchtige Schweigen verankerte ihn nur noch fester in ihrer Seele. Am letzten Abend hatte sie sich sehr beherrschen müssen, um ihm nicht nachzulaufen. Und letzten Endes war sie nur von der Angst vor einer Wiederholung jener Szene, die sich zwei Jahre zuvor abgespielt hatte, zurückgehalten worden.
    Allmählich kam ihr zu Bewußtsein, daß sie schon lange kein Geräusch mehr im Haus gehört hatte. Offenbar waren inzwischen alle Männer an die Arbeit gegangen. Sie wandte sich zum Nachttisch und schaute auf den Reisewecker. Bis zu Cashs Ankunft auf der Ranch würde es noch einige Stunden dauern. Und es gab nichts zu tun, womit sie sich die Zeit vertreiben könnte. Alles, was sie für den Ausflug in den September-Canyon brauchte, hatte sie schon vor drei Tagen gepackt.
    Ungeduldig sprang sie aus dem Bett, wanderte eine Weile im Zimmer umher und blieb schließlich vor dem Kleiderschrank stehen. Sie strich liebevoll über das glänzend polierte Holz, dann wandte sie sich zu dem geschnitzten Kästchen, das sie auf allen Reisen begleitete, ein Geschenk von Scott zu ihrem fünfzehnten Geburtstag. Er hatte zwar nichts dergleichen erwähnt, aber sie glaubte, daß es ein eigenes Werk war, ebenso wie die kleine Vitrine für Cashs Gold-Nuggets.
    In diesem Kästchen verwahrte Susan ihren kostbarsten Besitz - keinen Schmuck, sondern eine schlichte Tonscherbe, ein weiteres Geschenk von Scott, das er ihr gegeben hatte, kurz nachdem sie Waise geworden war.
    Nie würde sie die sanfte Stimme vergessen, mit der er sie zu trösten und ihr den schrecklichen Verlust ein wenig zu erleichtern versucht hatte. „Das habe ich im September-Canyon gefunden und dabei an dich gedacht. Das ist ein Stück von einem Gefäß, das irgendeine Frau vor langer Zeit getöpfert und verziert hat, um darin Mahlzeiten für ihre Familie zu kochen und es vielleicht später ihren Kindern und Kindeskindern zu vererben. Eines Tages zerbrach der Topf, ein neuer wurde hergestellt, um eine andere Familie zu ernähren, bis auch dieser zu Bruch ging, und dann entstand wieder ein neuer, in einem Kreislauf, der so alt ist wie das Leben. Was immer erzeugt werden mag, wird irgendwann zerstört und erneuert."
    Die Scherbe lag in Susans Hand wie ein kantiger Schatten. Weiße Linien hoben sich von der schwarzen Glasur ab und ließen das Muster, das den ganzen Topf geschmückt haben mußte, nur erahnen. Auch darauf hatte Scott sie aufmerksam gemacht und sie dann in den Armen gehalten und sie weinen

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