Champion Jack Barron
was? Und wenn Ihnen das Problem immer noch auf den Nägeln brennt, dann wählen Sie kommenden Mittwoch ganz einfach Area Code 212, 969-6969, und dann geht die Post wieder ab mit einer weiteren Stunde mit Champion Jack Barron.“
Und dann blendeten sie den abschließenden Werbespot ein, und Barron war nicht mehr auf Sendung.
„Er will …“
„Nein!“ sagte Jack Barron zur Stimme Gelardis, die über Interkom zu sprechen begonnen hatte. „Ich spreche jetzt nicht mit Bennie Howards, unter keinen Umständen und aus keinem Grund.“
Gelardi gestikulierte hilflos hinter dem Glas der Kontrollkabine. „Ich habe noch nie eines deiner Opfer so von den Socken erlebt“, sagte er. „Du mußt diesen Vogel aus der Leitung nehmen, bevor er jeden Stromkreis im Haus durchgeschmolzen hat. Was für eine Ausdrucksweise!“
Barron spürte, wie ihn die altvertraute, zufriedene Müdigkeit überkam, während er sich aus dem Sendestuhl erhob und, wie üblich, darüber nachdachte, irgendwo hinzugehen und sich eine Maus aufzulesen und ihr dann das Hirn aus dem Kopf zu ficken … und dann – wie ein neuer Ausbruch von Energie – fiel ihm ein, daß diese Zeiten endgültig vorbei waren! Heim zu Sara, und Sara wird dasein! Veränderungen, Veränderungen, aber nur zum Guten.
„Komm schon, Jack, um Himmels willen, kühl Howards ein wenig ab!“ winselte Gelardi.
Wer, zum Teufel, will ihn denn abgekühlt haben, dachte Barron. Etwas ist in den letzten paar Minuten passiert, ich habe ihn wirklich hart getroffen, und er hätte beinahe einige verdammt heiße Brocken ausgespuckt – aber ganz bestimmt nicht, weil er kühl geblieben ist. Soll ruhig noch eine gewisse Zeit schmoren. Ich will ihn kochend heiß, wenn’s ans Itzibitzi geht – und keine Zeugen, Vince, Baby.
„Gib ihm meine Telefonnummer“, sagte Barron. „Und wenn ihn das nicht abkühlt, sag ihm, er soll sich verpissen. Warum gibst du ihm nicht meine Nummer und sagst ihm, er soll sich verpissen? Sag ihm … sag ihm, der Prophet kann verdammt gut zum Berge kommen.“
„Aber Mann, wir brauchen doch nur Howards …“
„Überlaß mir das Denken, Vince. Wunderknabe Jack Barron hat immer noch alles im Griff.“
Was der Vip Howards verdammt bald herausfinden wird.
9
Jack … Jack, vielleicht habe ich dich wirklich nie verstanden, dachte Sara Westerfeld, die auf dem Frühstücksdeck stand und ihren Blick über das Wohnzimmer des Penthouse schweifen ließ, während sie auf das Prasseln des Maischauers auf den Facetten des Glasdaches und das Summen des Fahrstuhls hörte, der zum Eingangsfoyer hochgefahren kam. Wie lange ist das schon so, fragte sie sich. Das hat er doch gewiß nicht mit Champion Jack Barron gemacht, als er mich rausgeworfen hat … oder ich gegangen bin. Vielleicht hat er ja recht, vielleicht habe ich ihn tatsächlich verlassen und bin ausgeklinkt, weil ich nicht verstehen wollte, was er wirklich vorhatte?
Als sie hörte, wie sich die Fahrstuhltür öffnete, seine Schritte den Korridor entlangkamen und der Druck seines Wesens sich wie eine Druckwelle in der engen Passage ausbreitete, was sie mit ihren kinästhetischen Sinnen wahrnehmen konnte, befand sich Sara an der Schwelle eines neuen Bewußtseins über den Kontrast zwischen Mann und Frau, der weitaus schwerwiegender war als der, der offensichtlich wurde, wenn die Hosen runtergelassen wurden.
Macht ist Männersache, erkannte sie. Jede Frau, die die Macht kapiert, die wirklich weiß, was es damit auf sich hat, entpuppt sich am Ende als eine Art Lesbe. Macht ist immer irgendwie schwanzverbunden; Frauen kapieren die Macht nicht, weil sie keinen Schwanz haben. Und die, die doch mit der Macht spielen, tun immer so, als hätten sie einen. Macht hat sogar ihren eigenen, männlichen Zeitsinn: Ein Mann kann warten, planen, sich auf Jahre dauernde Spiele einstellen, Macht ansammeln und horten, um sie dann zum Guten einzusetzen – wenn der Mann in seinem Innersten gut ist, so wie Jack –, so wie ein guter Ficker auch ein frigides Mädchen dazu bringen kann zu kommen, indem er sich zurückhält, wenn’s drauf ankommt, bis er sie endlich soweit hat, daß sie kommen kann. Männerart der Liebe, Männerart verzögerten Timings, kalkuliertes Quantum an Emotionen nur dann, wenn die Zeit reif ist, und nicht wie eine Frau, die alles in dem Augenblick fühlen muß, wenn es passiert – Gut, Böse, Liebe, Haß, den Schwanz in ihr. Wie ein Mann kapiert, eine Frau zu ficken, kapiert die Frau, gefickt zu werden. Ist
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