Champion Jack Barron
Einnahmen durch das ursprüngliche Kapital der Stiftung zufließen, also müssen Sie doch noch über Milliarden verfügen, die klipp und klar Ihnen gehören. Wie sieht es damit aus?“
Howards antwortete wie aus der Pistole geschossen. (Jetzt sieht er wieder Land, dachte Barron.) „Das stimmt. Aber unsere Ausgaben sind enorm … etwa fünf Milliarden jährlich, und das frißt alle Einnahmen aus dem Kapital auf. Die vier Milliarden für die Forschung müssen wir also aus den Profiten der Investition unseres Eigenkapitals erbringen. Würden wir anfangen, Kapital auszugeben, dann würden wir sehr bald bankrott gehen.“
Plötzlich, fast widerstrebend, erkannte Barron, daß Howards ihm damit eine Waffe in die Hand gegeben hatte, durch die der Rest der Show wie ein Liebeswinseln aussehen konnte. Scheiße, dachte er, Bennie hat doch ein vitales Interesse daran, daß all die Steifgefrorenen auch tot bleiben! Wenn er sie alle auftaut, dann muß er ihnen ja das Geld zurückgeben und verliert seine fünfzig Milliarden. Schlag ihm das um die Ohren, Baby, damit wirst du ihn in den Staub treten. Halt … ruhig! Cool bleiben, mahnte er sich selbst. Du mußt den Schlappschwanz ja aus seinem Loch herausziehen und nicht noch tiefer reintrampeln.
„Also läuft alles auf die Forschung hinaus“, sagte Barron und lenkte widerstrebend von dem heißen Eisen ab. „Vier Milliarden Mäuse sind immer noch ein höllisches Forschungsbudget, mehr als genug, um zu verbergen, was … alle möglichen interessanten Sachen lassen sich damit verschleiern. Würde vorschlagen, Sie erklären uns mal, für welche Forschungen Sie das Geld ausgeben.“
Howards warf ihm einen finsteren Blick zu.
Jesses, was hast du erwartet, Bennie, dachte Barron. Muß schließlich auch weiterhin wie der alte Tritt-sie-in-den-Arsch Jack Barron aussehen, oder etwa nicht?
„Zunächst einmal müssen Sie wissen, daß alle ‚Insassen’ unserer Gefrierkomplexe tot sind. So tot wie jeder Begrabene auf einem Friedhof auch. Das kryonische Einfrieren verhindert lediglich den Verfall der Körper – ansonsten handelt es sich um Leichen. Die Probleme, einen Toten wieder ins Leben zurückzurufen, sind enorm. Ich bin kein Wissenschaftler und Sie auch nicht, Barron, aber wir beide können uns wohl vorstellen, wie viele Forschungen und Experimente nötig sind, bevor wir einen Toten tatsächlich wieder zum Leben erwecken können – und das alles ist sehr teuer. Und selbst dann müssen auch noch Heilmethoden entwickelt werden, und zwar gegen alle Krankheiten, an denen unsere Klienten gestorben sind – in den meisten Fällen war es das hohe Alter. Das ist die härteste Nuß, die wir knacken müssen, eine Heilmethode gegen das Altern. Ich meine, was nützt es, einen neunzigjährigen Klienten zu erwecken, wenn er kurze Zeit später ohnehin wieder sterben müßte. Was resultiert daraus? All das wird Milliarden jährlich kosten, und das Jahrzehnte-, möglicherweise jahrhundertelang. Männer in meiner Position müssen alles langfristig sehen … wirklich langfristig …“ Und einen Augenblick lang schienen Howards’ Augen tatsächlich in eine unvorstellbare Zukunft zu schauen.
Barron aber hatte eine plötzliche Erleuchtung: Konnte es sein, daß das gesamte Gefrierschpiel ein Flopp ist? Nur dazu da, Geld für etwas anderes aufzubringen? Luftschloß zur Tarnung? Das gesamte Gefrierprogramm ist nutzlos, solange der Alterungsprozeß nicht unter Kontrolle ist. (Und wieviel ist dieses kostenlose Einfrieren wirklich wert? Vielleicht verkaufe ich mich entsetzlich billig …) Aber was Bennie in meinem Büro über das ewige Leben brabbelte, das war kein Schmant, er war wirklich total zonkig davon! Yeah, das paßt alles zusammen … er will das Alterungsproblem gar nicht lösen, denn das kostet ihn seine fünfzig Millionen Mäuse. Aber er ist wirklich scharf auf das ewige Leben. Zehn zu eins, daß die Wissenschaftler nur als Tarnung an der Altersforschung herumfummeln, die große Show findet hinter den Kulissen statt. Und wenn das wirklich stimmt, wie viele Geier werden dann über den fünfzigtausend kreisen, die sie aufbringen müssen? Bennie-Baby, wir werden eine verdammt lange Unterhaltung führen müssen. Mal sehen, ob ich nicht ein klein wenig den Nerv anbohren kann, nur ein kleines – wie nennt man es gleich? – Erkundungsunternehmen. Die Anzeige sagte „3 Minuten“.
„Eines Tages werden alle Menschen durch die Stiftung ewig leben können“, sagte Barron.
„Was?“ grunzte
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