Change for a Kill
nicht.“
Dylan sprach ruhig, dennoch war die Drohung nicht zu verfehlen. Samuel wusste, dass es in vielen Rudeln deutlich strenger zuging. Bei Löwen etwa war es üblich, dass der Alpha mit allen erwachsenen Mitgliedern regelmäßig Sex hatte, egal ob Männchen oder Weibchen und vollkommen egal, ob jeder willig war. Es diente selten dem Vergnügen, vor allem die rangniedrigeren Männer sollten damit unterworfen werden. Kein Gesetz schützte die Betroffenen vor Willkür, verboten waren lediglich Folter, schwere Körperverletzung und Mord. Wer sich dem entziehen wollte, musste sich als Einzelgänger durchschlagen. Für Außenstehende wirkte das barbarisch und Samuel war heilfroh, dass in diesem Rudel zivile Sitten herrschten. Dennoch war ihm klar, dass er eine Grenze überschritten hatte, darum nickte er stumm zum Zeichen, dass er verstand und die Bedingungen akzeptierte. Er rechnete damit losgelassen zu werden, jetzt, da alles geklärt war, stattdessen festigte Dylan seinen Griff und drängte sich noch dichter an ihn heran. Seine Erregung war deutlich zu spüren.
„Lass mich los“, sagte Samuel leise und stemmte sich gegen ihn.
„Noch nicht.“ Heißer Atem strich über seine Haut und da war ein neuer Ausdruck in den blauen Augen, die ihn intensiv musterten. „Leg dich hin und versuch nicht, dich zu widersetzen, egal was ich mit dir anstelle.“
Dylan spürte, wie der schlanke Körper des Adlers sich versteifte. Während er bislang ruhig und nach dem ersten Schreck ohne Furcht vor ihm gestanden hatte, lag nun Wachsamkeit und Angst in seinem Blick – und tiefe Enttäuschung. Sams Herz schlug rasch gegen seine Brust, lediglich seinen Atem konnte er kontrollieren. Ihr stummes Duell währte vielleicht eine Minute, dann senkte Sam den Kopf und gab sich geschlagen. Er wusste wohl, niemand würde ihm helfen und seine körperliche Verfassung war zu schlecht, um einen aussichtsreichen Kampf zu liefern. Dylan gab ihn frei und sah zu, wie der Adler stolz und ohne zu stocken zu seinem Bett marschierte und sich flach auf den Rücken legte. Er griff nach der Box, die auf dem Tisch neben der Tür stand und ging rasch zu ihm hinüber.
„Auf die Seite mit dir“, befahl er, als er sich auf das Bett hockte und stupste ihn an. Mit gefurchter Stirn drehte Sam sich auf die linke Seite und wandte ihm so den Rücken zu. Das Was soll das werden? war überdeutlich in den dunklen Augen zu lesen, die misstrauisch zu ihm aufschauten. Dylan unterdrückte das Schmunzeln, er genoss das Spiel in vollen Zügen. Leider war er selbst zu müde, sonst hätte er den Kleinen noch ein wenig zappeln lassen. Stattdessen öffnete er die Box, entnahm alles, was er brauchte – und begann, eine neue, sterile Wundauflage über die Schussverletzung zu kleben.
Sam schloss die Lider und entspannte sich mit einem Schnaufen.
„Du bist in diesem Haus sicher“, raunte Dylan, der sich jetzt den Bisswunden von den Steppenwölfen widmete. Den jungen Mann hatte es wirklich hart erwischt, er hatte über ein Dutzend mal mehr, mal weniger tiefe Bisse an Schenkel und Waden davongetragen. Dazu all die Prellungen und Kratzer und die noch immer sichtbaren Spuren der Folter … Ein Wunder, dass Sammy diesen Tag aufrecht durchgestanden und dabei ein solch immenses Pensum abgeleistet hatte!
„Du wirst einige Narben zurückbehalten“, murmelte er entschuldigend, und um sich davon abzulenken, wie gut es ihm gefiel, nackte Haut zu berühren. Der Adler brummte bloß matt, obwohl das Desinfektionsmittel wie die Hölle brennen musste.
Während er routiniert Verbände wickelte – mit Bisswunden kannte er sich perfekt aus, wie wohl jeder Katzen- und Wolfsverwandte – lauschte er auf das Treiben seiner Leute. Die Jungs waren mäuschenstill gewesen, solange er Sam bedroht hatte, inzwischen lachten und schwatzten sie wieder.
Als er fertig war, wollte er eine Schmerzmittelinjektion aufziehen, doch Sam hielt ihn zurück.
„Nicht, ich komme mir schon vor wie ein Junkie“, murmelte er. Vor Müdigkeit lallte er bereits, er würde das Mittel wohl wirklich nicht brauchen.
„Ich lege es trotzdem bereit, falls es heute Nacht schlimm werden sollte.“
„Okay …“
Noch während Dylan aufräumte und sich danach selbst bettfertig machte, ertönte sachtes Schnarchen. Fürsorglich deckte er seinen Gast zu, stupste ihn ein wenig, bis er sich auf die Seite drehte und dadurch lautlos atmete, und löschte das Licht. Es war ein verdammt langer Tag gewesen …
Irgendetwas hatte
Weitere Kostenlose Bücher