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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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flüsterte mir zu, wie stolz sie auf mich war. Dies war der Moment, an dem ich entschied, Mike völlig hinter mir zu lassen, ihn zu vergraben und in die Zukunft zu blicken – mit Carol an meiner Seite.
    Ich wusste nicht, ob es Liebe war, dieses Gefühl zwischen uns. Auf alle Fälle war es tiefe Vertrautheit, ein Einklang, der mich tatsächlich dazu brachte, in ihr mehr als nur eine gute Freundin zu sehen. Es war nicht damit zu vergleichen, was ich für Mike empfunden hatte – doch ich  war mittlerweile vernünftiger geworden – Mike war fort. Carol sehnte sich nach meiner Zuneigung und nach anfänglichem Zögern gab ich mich ihr hin.
    Schon zu Halloween 1996 heirateten wir. Geradezu alles, was wir anfingen, schien chaotisch zu sein – nicht einmal Ringe hatte ich mir leisten können – anstelle dieser ließen wir uns die Eheringe tätowieren. Carol fand das fast romantischer als echte Ringe – ich dagegen war mir unsicher, ob das so eine gute Idee war. Doch meine Zweifel wurden bald von Carol zerstreut. Sie war eine wunderbare Ehefrau, ein bisschen verrückt, doch dies lockerte viele sonst wohl eskalierte Situationen auf. Sie gab mir Kraft und hielt mir immer den Rücken frei. So auch an jenem Februartag 1998, an dem ich eigentlich meinen Geburtstag feiern wollte, aber einen Anruf von einem mir unbekannten Manager bekam. Derek Connor hieß er und suchte einen Sänger für eine Band – der Name sagte mir nichts – und erbat von mir, Demo Tapes zu besingen und ihm zu schicken. Meine Skepsis wurde nur dadurch gemildert, das er den alten Manager von ‚Darker than Dust‘ kannte – mit dem ich mich noch immer glänzend verstand.
    Aus einem unerklärbaren Trieb heraus tat ich also auch das, was Derek Connor von mir verlangte, ich ließ meine wenigen Freunde und Carol mit unzureichenden Erklärungen zurück und verblieb den Rest des Tages im Studio. Da bis vor kurzem meine Band ‚Darker than Dust‘ noch aktiv gewesen war, kam ich leicht in das Studio - ich kannte einige Mitarbeiter, die es damals bedauert hatten, das ‚Darker than Dust‘ sich aufgelöst hatte. So sang ich die Demos ein und schickte sie dem Manager zu, knüpfte jedoch keine großen Erwartungen daran.
    Doch diesmal überraschte mich der Lauf der Dinge. Nur wenige Tage später – es war bereits Abend – erhielt ich einen Anruf von einer mir unbekannten Nummer. Mit skeptischem Gesichtsausdruck nahm ich den Anruf an, meldete mich nach einem kurzen Räuspern.
    „Aiden Jones hier.“ Meine Stimme klang belegt, zitterte kaum vernehmbar. Ich wusste nicht, warum ich plötzlich schwitzige Hände hatte – warum war ich so nervös? Ein wenig Unsicherheit war dadurch zu erklären, dass mich jemand anrief, den ich vermutlich nicht kannte, doch meine Reaktion übertraf dies.
    „Hier ist Dexter Ward. Ich bin Gitarrist von ‘Sudden Thing’. Wir haben uns deine Tapes angehört und fanden, dass sie ganz vielversprechend klangen, daher wollten wir dich auf ein Vorsingen einladen…“, erklang eine tiefe, mir unbekannte Stimme aus dem Mobiltelephon. Meine Gedanken hatten Mühe, den Sinn der Worte zu erfassen, sie einem Thema zuzuordnen. Erst, als das Wort „Tapes“ durch meinen Kopf hallte, verstand ich, was dieser Dexter meinte. Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch, vor Schreck verschlug es mir anfangs die Sprache und ich schwieg erst einmal.
    „Ähm – Hallo? Hörst du mich?“, rumorte es nach wenigen Herzschlägen Stille erneut aus dem Mobiltelephon. Hektisch bemühte ich mich um eine Antwort, verdammte meine Aufregung und setzte zum Sprechen an, nicht ohne ein wenig zu Stottern.
    „Ja, ich hör dich – ähm, tut mir Leid, ich wusste nicht, um was es ging…“
    „Na, um die Demotapes – das hab ich doch gesagt – also, bist du daran interessiert, vorzusingen?“, schnitt mir der Mann sogleich das Wort ab, ein drängender Unterton schwang in seiner Stimme mit. Ich schluckte, atmete tief durch. Diese sofortige Auskunft, die Dexter von mir wollte, bedrängte mich, doch eine innere Stimme flüsterte mir zu, das ich zusagen sollte – das ich es bereuen würde, sollte ich diese Chance einfach verschenken. Doch zugleich manifestierte sich ein Problem vor meinen Augen: Woher sollte ich das Geld für einen Flug aufbringen, schließlich war die Distanz, die ich überwinden musste, nicht als klein zu betrachten. Verzweifelt strich ich mir das dunkelbraune Haar aus der Stirn, überschlug im Kopf mein gespartes Geld. Wenn ich Carol bitten würde, mir

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