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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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Selbst wenn ich über die Fähigkeit des Erschaffens von Menschen verfügt hätte, wäre mir kein besserer Freund gelungen als ebenjener Mike.
    Das Problem der räumlichen Distanz zwischen den beiden löste ich, dafür reichten meine bescheidenen Fähigkeiten. Und ich gab ihm zwei besondere Fähigkeiten mit. Zwei Dinge, die ihn vom Rest der Welt unterscheiden würden.
    Das erste war eine völlige Neutralität bezüglich himmlischer und höllischer Einwirkungen. Was auch immer Luzifer oder der Herr planen würden, Mike würde sich ihren Einfluss entziehen können.
    Sowohl Luzifer als auch der Herr hatten bis zu einem gewissen Grad Macht über die Lebewesen auf der Erde. Damit setzten sie ihre Ziele durch, nutzten sie als ihre Werkzeuge. Nur Aiden war unabhängig, da er als Objekt ihrer Wette nicht direkt beeinflusst werden durfte. Doch jeder andere in seiner näheren Umgebung konnte früher oder später von Luzifer benutzt werden, um ihm zu schaden. Etwas, das ich auf alle Fälle verhindern musste.
    Und so belegte ich Mike mit einer Art Fluch, die ihn vom Einfluss der höheren Mächte befreite. Sein schwacher Glaube spielte mir dabei in die Hände.
    Das zweite war ein Gefühl, eine Emotion. Ein Drang, auf eine bestimmte Person fokussiert. Fürsorglichkeit, Mitleid, Respekt, Sympathie, Hilfsbereitschaft und den Willen zur Veränderung. All das nur in Bezug auf Aiden. Mike würde nicht spüren, dass er auf diese Person fixiert wäre. Er würde es für natürliche Anziehungskraft halten, vielleicht für Seelenverwandtschaft. Er würde diese Begriffe, diesen Drang mit eigenen Gefühlen ausfüllen, mit seiner Vorstellung von Gerechtigkeit und Glück vervollständigen, ihm Leben einhauchen. Und er würde kämpfen, bis er zu Aiden durchgedrungen sein würde, nicht aufgeben. Und ich würde ihn unterstützen so gut ich konnte.
     
    Mike Ishida wusste nichts von seinem von mir gelenkten Schicksal, als er sich darüber aufregte, das seine Eltern aus seiner Heimatstadt wegziehen wollten. Er nahm einfach an, das wäre den manchmal nicht nachvollziehbaren Ideen seines Vaters geschuldet. Und so fügte er sich auch nach kurzer Zeit diesem Entschluss seiner Familie und unterstützte sie, als wäre er mit diesen Plänen, die ihn aller Freunde und allem Vertrauten beraubten, einverstanden.
    Vielleicht war es Charakterschwäche, da ss er es nicht schaffte, sich gegen sie aufzulehnen. Vielleicht hatte er aber einfach nur schon längst verstanden, dass jede Auflehnung bei seinem Vater nichts, absolut nichts nützen würde und er so lieber sofort versuchte, sich mit der Idee zu arrangieren. Vielleicht war es aber auch mir geschuldet, meinem Einfluss, das Mike in seiner bisherigen Heimat eine innere Unvollständigkeit und Unruhe verspürte und instinktiv Hoffnungen in seinen Neubeginn setzte, auf das diese Gefühle dort Erfülltheit und Zufriedenheit weichen würden. So genau konnte ich das nicht aus seinen Gedanken herausfiltern. Vielleicht hatte alle drei Dinge Einfluss auf sein Verhalten.
     
    Mike benötigte nicht lange, um sich in der viel größeren Stadt zu Recht zu finden. Seine natürliche Ausstrahlung half ihm dabei, bei den Jugendlichen, die er traf, sympathisch zu wirken. Auch wenn diese neuen Freundschaften, die er schloss, nur oberflächlicher Natur waren, so halfen sie ihm doch, sich heimisch zu fühlen. In der kurzen Zeit, in der Mike noch nicht zur Schule gehen musste, in der er wohl oder übel auf Aiden treffen musste, bekam er diesen nicht zu Gesicht. Mike lebte in einem anderen Viertel, er verbrachte seine Zeit mit anderen Menschen.
    Aiden war zudem sehr selten auf den Straßen unterwegs, da er sie aus Angst mied. Er übte wie besessen für einen kleinen Auftritt von ‚Darker than Dust‘ im nächsten Monat. Noch war die Musik sein einziger Lebenszweck. Doch das würde sich vielleicht demnächst ändern.
    Meine beobachtenden Augen vernahmen Mikes leichte Nervosität an seinem ersten Schultag in der fremden Schule, ich spürte seine aufgewühlten Emotionen ebenso wie Aidens zu Angst gesteigerte Aufregung. Auch er hatte sich in einer neuen Schule zu Recht zu finden, da er beschlossen hatte, die Schule zu wechseln und einen Neuanfang zu wagen. Er war der Annahme, in der neuen Schule, welche sich in einem anderen Teil der Riesenstadt befand, ein unbeschriebenes und unbeachtetes Blatt zu sein. Er wusste ja nicht um das - durch Luzifer - auf ihn wirkende Unheil, welches ihn auch an der neuen Schule in die Rolle des

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