Change
Reflex, Mike von mir zu schieben war verschwunden und ich gab mich ganz seinem Kuss hin. Ich war süchtig nach ihm – nach seiner Wärme, seinen Berührungen, seinem Geruch, dem Gefühl seiner Lippen auf meinen. Diese Abhängigkeit war verrückt, geradezu unheimlich. Doch alle Zweifel die ich jemals deswegen hatte, waren im Moment viel zu weit weg um mich abzuhalten, mich an Mike zu klammern und sanft seine Zunge anzustupsen, sie zu erkunden, vorsichtig doch vertraut. Mikes Lippen auf meinen vertrieben jedes andere, unwichtige Ding in mir. Mich reizend, spielte er mit meinem Unterlippenpiercing herum, leckte über meine Lippen. Ich erwiderte den Kuss mit aller Leidenschaft. Und verlor mich wieder darin. Wann hatte ich mich einem Ertrinkenden gleich an Mikes warmen Körper gepresst? Wann hatte er angefangen, die Finger durch meine blonden Haare wandern zu lassen? Wann hatte ich vergessen, wo ich war? War völlig mit diesem sich an mich drängenden Jungen verschmolzen? Wann hatte Mike sich wieder daran erinnert, dass wir hier in der Öffentlichkeit waren und nicht zu Hause und wir deshalb lieber die Finger voneinander lassen sollten?
Er keuchte heftig, fluchte unterdrückt und löste sich fast schon gewaltsam von meinen unnachgiebigen Armen – allerdings sah es auch so aus als ob er selber sich fast nicht dazu überwinden konnte, mich loszulassen. Als müsse er gegen sich selber ankämpfen.
„Scheiße – das war ein Fehler.“, fluchte er dumpf, fuhr sich verzweifelt durch das rot und schwarz schimmernde Haar, ächzte ein weiteres Mal.
„Wieso?“, brachte ich mit erstickter Stimme heraus.
„Weil ich mich so schon immer zusammenreißen muss, wenn ich in deiner Nähe bin – ich muss tatsächlich aufpassen, ob und wie nah ich mich zu dir setze, wie nah ich neben dir stehen kann ohne dass mich wieder dieser irrwitzige Gedanke quält.“, flüsterte er verworren, sah mich unter halb gesenkten Lidern an, blinzelte durch seine langen schwarzen Wimpern auf eine extrem warme und gleichzeitig auch laszive Art.
„Welche Gedanken?“, stotterte ich, völlig gefangen von Mikes Blick.
„Ich will dich, Aiden. Du – du erregst mich. Ich hab die ganze Zeit im Kopf, wie es wohl sein wird - Völlige Hingabe, völlige Verschmelzung. Du unter mir, endlich. Aber ich kann dich nicht drängen – das würde ich mir nicht erlauben. Aber das ändert nichts daran, dass ich heiß auf dich bin – und wenn du mich noch ein wenig länger zappeln lässt, dann weiß ich nicht, wie ich mich zusammenreißen soll. Irgendwie werde ich es sicher hinkriegen - aber frag nicht, wie.“
Ich schluckte, erschüttert von Mikes so direkten Worten. Mein Blick wanderte an ihm herab, beschämt senkte ich die Lider. Gleichzeitig baute sich ein Bild in meinem Kopf auf, das mir einerseits Angst einjagte, mich andererseits auch reizte. Mit Mike zu schlafen – sich ihm hinzugeben – das war eine Vorstellung, die gleichzeitig erregend und beängstigend war – trotz allem, was zwischen uns passiert war. An diesem Punkt konnte ich einfach noch nicht über meinen Schatten springen, mein Trauma überwinden – nun von Mike eine solche Ansage zu hören, setzte mich erneut unter Druck. Ich fluchte leise und verhalten, starrte zu den dreckigen Betonplatten hinunter, um nicht in Mikes Gesicht zu sehen. Irgendwie war mir nicht wohl dabei.
Mike räusperte sich, murmelte dann mit seltsam belegter Stimme etwas ebenso Unverständliches, bevor er gewaltsam das Thema wechselte.
„Also so schlimm wie ständig gesagt wird, ist der Raucherkuss nun ja nicht, hat was – zumal für mich eher du überwogen hast und nicht der Qualmgeruch. Trotzdem … mir haben deine Küsse mehr gefallen als du noch nicht geraucht hast.“, stellte Mike fest, sah mich mit eindringlichen, eine Botschaft überbringenden Augen an. Bei dem Anblick drehte sich mir der Magen vor schlechtem Gewissen um. Ich verstand, was er mir sagen wollte: dass er es keineswegs als gut befand, mir aber diesmal die Chance gab, selber aufzuhören – oder eben nicht. Das war doch eine ganz miese Nummer!
„Du bräuchtest eigentlich nicht mit dem Rauchen anzufangen.“, schob er noch hinterher, anscheinend, um sicherzugehen, dass ich auch wirklich verstand. Doch das konnte ich ihm nicht versprechen.
„Ich hab doch schon längst angefangen.“, murmelte ich leise. In Gedanken suchte ich nach einem Themenwechsel. Er sollte aufhören, sich lieber auf ein anderes Thema konzentrieren.
„Wie kommst du überhaupt
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