Change
Angst und Aufregung, das ich mir nur noch wünschte, der Boden möge sich auftun und mich verschlucken. Das Adrenalin der Angst kribbelte in meinen Handgelenken, fühlte sich auf vertraute Art und Weise widerlich an.
Die drei Ausgeburten meiner persönlichen Hölle stoppten vor uns, nickten Mike, der sich mit verschränkten Armen vor ihnen abweisend aufgebaut hatte, erkennend zu, bis sie mich entdeckten. Ich wagte nicht mehr, hinzusehen, nachdem ich einen Blick von Evan – der anscheinend immer der Wortführer zu sein schien, aufgefangen hatte und etwas wie Verwunderung und Verachtung, gepaart mit Schadenfreude erkannt zu haben schien.
„Was machst du hier, Ishida?“, ergriff einer von ihnen das Wort, während ich mit zugeschnürter Kehle den schmutzigen Betonplattenweg unter meinen Schuhen anstarrte.
Mikes Stimme formte eine hörbar abweisende, fast schon aggressive Antwort, Verachtung schwang in seinen leisen Worten mit. Ich achtete weniger auf den Inhalt als auf die Art, wie er sprach – all das schürte in mir die Angst vor einer Auseinandersetzung.
Die Antwort, die Mike darauf erhielt, war vom selben verachtenden Tonfall. Obwohl Mike in meinen Ohren sehr viel eindrucksvoller und gefährlicher geklungen hatte – aber er hatte auch eine tiefere Stimme als der ihm Antwortende. Kurz kehrte Ruhe ein und ich begann schon zu hoffen, da wurde ebenjene Hoffnung gewaltsam zerstört.
„Und was macht ‚der’ hier?“, ergriff nun Evan das Wort, seine Worte ließen mein Innerstes gefrieren, Panik in mir aufsteigen, da ich genau wusste, wen er mit diesen Worten meinte - mich. Amüsement und Missbilligung klangen in seiner Stimme mit. Obwohl ich mich bemühte, meine Angst in den Griff zu bekommen, knickte ich bei diesen Worten sichtbar ein und schob mich wie automatisch aus Evans Blickfeld – hinter Mikes schützenden Rücken. Ein Fehler – doch ich konnte keinen vernünftigen Gedanken in meinem panikgeschwängertem Gehirn fassen.
„’Der’ hat auch einen Namen.“, reagierte Mike grollend an meiner statt, löste die Verschränkung seiner Arme. Ich spürte fast die Anspannung, die sich in ihm aufbaute.
„Ich merk mir nur die Namen von ordentlichen Leuten - Freaks gehören nicht zu meinem Bekanntenkreis.“, erwiderte Evan mich verhöhnend.
Ich war wie erstarrt, konnte noch immer nicht reagieren. Ganz am Rande bemerkte ich Mikes verkrampfte Hand, an der Sehnen und Adern stärker als sonst hervortraten. Er war also auch wütend – doch zum Glück hielt er sich zurück, handelte anders als in meinem Traum. Doch dann nahm die Situation einen drastischen Wandel – und näherte sich wieder dem Traum an.
„Also, immerhin ist der zu einer Sache nütze - na, was ist, wollen wir noch mal? Du kannst dir auch aussuchen, wer von uns als Erstes dran ist. Hat dir doch das letzte Mal so gut gefallen, so wie du gestöhnt hast.“, warf einer der Typen ein, ein dreckiges Lachen beendete den seltsamen Ausspruch.
Ich zuckte zusammen, als hätte man mich geschlagen – hatte man mich ja auch, psychisch. Mein Körper, kaum dass ich die Worte gehört und verstanden hatte, begann, sich völlig zu verkrampfen und zu zittern. Ich spürte förmlich, wie meine Gesichtszüge gefroren, ich konnte sehen, wie auch Mike erstarrte, sich dann langsam zu mir umdrehte, einen verwirrten Gesichtsausdruck aufgelegt. Er sah aus, als verstünde er die Welt nicht mehr – und ich konnte ihm nicht sagen, was los war, da ich im Moment von einem stummen Schluchzer geschüttelt wurde. Tränen trübten meine Sicht, automatisch trat ich einen Schritt zurück, wollte fliehen – jetzt erst Recht.
Jetzt, just in diesem Moment musste Mike einfach ahnen, was sie getan hatten – was mir wiederfahren war. Jetzt war alles aus – ich konnte schon sehen, wie er sich angewidert von mir abwenden würde. Mitleid und Verachtung, ein Gefühls-Cocktail der ekligsten Sorte – und am Ende würde er mich im Stich lassen – weil ich ihn anekeln würde. All die Nähe, all das Vertrauen, all die Kraft und Wärme, die er mir gab, würde verloren sein – und nur wegen diesen drei grauenhaften Kerlen – und mir erbärmlichen Opfer. Ein Funke der Rebellion schuf in meinem Herzen eine kleine Flamme der Auflehnung, mit zitternder und ungewöhnlich tiefer Stimme spuckte ich ihnen meinen gesamten Hass entgegen.
„Haltet eure Fressen und verpisst euch, ihr verfickten Arsch…“
Weiter kam ich nicht, denn da schritt Evan angriffslustig einen Schritt vor, an dem
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