Change
erstarrten Mike vorbei und bedrohte mich mit den leise gesprochenen Worten: „Und was dann? Hä?“
Ich entgegnete nichts, war vor Angst wie festgefroren. Noch mehr als diese leisen Worte jagte mir allerdings Mikes Blick Panik ein – er sah aus, als würde er endlich verstehen, WAS hier vor sich ging – und genau das hatte ich verhindern wollen. Innerlich schrie ich auf und verwünschte mein Schicksal. Das konnte doch nicht so enden! Ich konnte Mike doch jetzt nicht verlieren – ich brauchte ihn! Diese Erkenntnis ließ alles so viel schlimmer erscheinen – erst jetzt spürte ich, was für eine immense Bedeutung Mike innehatte. Und wie weh es tun würde, ihn zu verlieren – schlimmer als jede physische Qual.
Evans leise, gefährlich klingende Stimme riss mich wieder aus meiner Agonie der Erkenntnis, zog meinen brennenden Blick auf sich.
„Ich glaube, du brauchst noch mal so was…Das hat dir doch gut getan. Solchen wie dir muss man mal zeigen, was ein richtiger Mann ist. Erbärmlicher… “
Evan kam nicht zum Ausreden. Durch meinen tränenverhangenen Blick gewahrte ich urplötzlich eine schnelle Bewegung zu meiner rechten. Erst nach wenigen Sekunden erkannte ich, dass es Mike war, der sich Evan in den Weg gestellt hatte und ihn sogar ein Stück wegschubste, während er mit einer Stimme, kälter als das Eis des Nordpols, meinte:
„Noch ein Wort, und ihr bedauert, mir auf den Zeiger gegangen zu sein.“
Noch nie hatte ich in Mikes Stimme eine vergleichbare Kälte vernommen, noch nie war er mir so gefährlich erschienen – und das tat er, um mich zu beschützen?
Auch die anderen drei waren erstaunt über Mikes Reaktion, doch sie fingen sich schnell wieder und lachten verächtlich.
„Ach, sieh an, Ishida verteidigt den ‚Freak’. Der will ihn wohl nicht mit uns teilen. Steht wohl drauf, Loser zu ficken, weil er selber einer ist.“
Das Gelächter schwoll nochmals an, durch Mikes Körper ging ein Rucken, ich konnte die ausgestrahlte Wut fast auf meiner Haut spüren. Langsam beugte Mike sich vor, dichter an Evan heran. Da ich die nahende Eskalation kommen spürte, straffte auch ich mich und atmete tief durch, blinzelte die Tränen weg.
Von einer Sekunde auf die nächste hatte Mike seine Hand zur Faust geballt, in Evans Gesicht gerammt. Der Schwung trieb den schwarzhaarigen Halbjapaner einen Schritt nach vorn – er nutzte die Bewegung, um das grausame Gespenst meiner persönlichen Hölle zu Fall zu bringen und dann in einer fliegenden Bewegung dem nächsten den Ellenbogen ebenfalls in die Visage zu rammen, sodass ich ein Knacken vernahm, das sich äußerst unangenehm anhörte. Ich sah das Blut sofort aus der angebrochenen Nase laufen, wie rotes Wasser lief es über das Gesicht des Kerls, der noch immer nicht genug abbekommen hatte. Ein viel zu hoher Schrei begleitete das Auftreffen von Mikes Knie in dessen Genitalbereich.
Das alles geschah so schnell, das der Dritte in der Runde gerade noch ein paar Schritte zurückgehen konnte. Sein Kollege krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden, während Evan laut schnaufend aufstand und sich sofort auf Mike stürzte. Ein schriller Schrei durchschnitt das Geräusch der miteinander Ringenden, Mike wich einem Treffer auf Bauchhöhe geschickt aus, kroch halb unter dem Arm Evans durch, stieß ihn von hinten auf den noch am Boden liegenden Typ drauf. Beide gaben unterdrückte Schmerzensschreie von sich, während der durchdringende Schrei, der eben noch die Luft zum Erzittern gebracht hatte, verstummte – erst jetzt realisierte ich, dass ich es war, der geschrien hatte. Mikes gehetzter Blick flog zu mir, ich erkannte Sorge in seinen Augen, doch der Augenblick war zu kurz, um mehr zu erkennen. Evan rappelte sich soeben wieder auf und stierte Mike an.
„Das kriegst du zurück – eines Tages, wenn du nicht damit rechnest und allein und angreifbar sein wirst.“, drohte er, stieß mit dem Fuß den noch immer am Boden liegenden Typ an, der daraufhin jammernd aufstand und langsam weghumpelte, nicht einen Blick zurückwerfend.
„Verpisst euch endlich. Ich rate es euch im Guten, denn sonst geht das hier schlecht aus. Für euch.“, murmelte Mike neben mir, mit tiefer, stahlharter Stimme. Evan funkelte ihn nur an.
„Diese Rechnung ist noch nicht beglichen – und das wird sie noch.“, setzte Mike mit einem rätselhaften, sadistischen Lächeln auf den Lippen fort, wartete, immer noch angespannt und mit allem rechnend. Doch es kam kein weiterer Angriff mehr.
Evan
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