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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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an einer Stelle rot leuchtete. Ich vermutete, dass er vorbeilaufen würde – doch da schaute der Halbjapaner plötzlich in meine Richtung, wie gelenkt trafen seine wachen Augen meinen Blick und verweilten kurz, während Mike in einer fließenden Bewegung stoppte.
    Ich schluckte nervös, unterdrückte den Drang, die Zigarette zu verstecken und bemühte mich um ein leichtes Lächeln, als Mike die Straßenseite wechselte, zu mir kam und mich mit einem warmen „Hallo, Aiden.“ begrüßte.
    Mehr nicht. Keine warmen Lippen auf meinen, keine warmen Hände an meiner Hüfte, keine Umarmung, die mich mir Sicherheit gebend einschloss. Aber ich war selber schuld daran, schließlich hatte ich nicht gewollt, dass wir uns in der Öffentlichkeit befreundet zeigten – und alles darüber hinaus war sowieso undenkbar. Und Mike hielt sich daran – auch wenn es ihm nicht gefiel.
    Doch jetzt waren wir fast allein, abgesehen von ein paar hastig vorbeieilenden Menschen gehörte die in das Licht der angehenden Straßenlampen und der untergehenden Sonne getauchte Straße uns. Also eigentlich kein Grund, diese Maskerade aufrecht zu erhalten. Eigentlich – doch ich wusste, dass ich nie den Mut dazu haben würde, Mike jetzt hier zu küssen. Ich war lieber vorsichtig und wachsam.
    Mikes Stimme riss mich aus meinen verworrenen Gedanken.
    „Sag mal, seit wann rauchst du?“
    „Hmm, schon seit ein paar Tagen.“, murmelte ich und blickte zu Boden. Dabei stellte ich fest, dass ich fast in einem breitgelatschten Kaugummi gestanden hatte. Angewidert trat ich einen Schritt zurück.
    Ich wusste nicht, was ich hier am besten sagen konnte, ohne Mike zu verletzen – ich wollte aber ich nicht lügen. Eine leise Angst ergriff Besitz von mir, ich fürchtete Mikes Reaktion. Er hatte sich so dafür eingesetzt, dass ich von dem Kokain losgekommen war – und nun musste er sehen wie ich gleich in die nächste Abhängigkeit schlitterte – auch wenn Nikotin nicht mit Meth oder Koks zu vergleichen war.
    Mikes Stimme holte mich erneut aus den Gedanken, leise und mit einer kaum wahrnehmbaren Spur von Traurigkeit. Ich bemerkte sie, weil ich auf diese Untertöne in seiner Stimme geradezu geeicht war – ich vernahm sie viel zu oft.
    „Ach tatsächlich?“ Der Schwarzhaarige räusperte sich und fuhr dann mit gesenkter Stimme fort.
    „Ich hab mal irgendwo gehört, das die Küsse von Rauchern nach - Asche schmecken sollen.“
    Ich zog erschrocken die Augenbrauen hoch, mein Kopf fuhr herum und fixierte Mike an, erforstete seinen Blick und versuchte abzuschätzen, wie ernst das wohl gemeint war. Seine Miene war unergründlich und verriet nicht, ob er sauer war oder ob es ein Scherz von ihm gewesen war.
    Ich selbst war sehr verwirrt, hatte ich nicht mit einer solchen Erwiderung gerechnet. Doch ich konnte mir gut vorstellen, dass es stimmte.
    Vielleicht wollte Mike nur seine Kritik an meiner neuesten Tätigkeit zum Ausdruck bringen - obwohl er normalerweise immer direkt sagte, was ihn störte. Mikes Blick huschte umher, sondierte die Umgebung, dann wandte er sich wieder zu mir.
    „Ich hab nichts dagegen wenn du rauchst – musst du wissen. Aber übertreibe bitte nicht.“, meinte er mit leiser, fast schon wieder besorgter Stimme.
    Ich zuckte nur mit den Achseln, schnippte die Zigarette dann aber weg. Mein Blick folgte ihr, bis sie auf der Straße landete - neben ein paar anderen Kippen. Als ich wieder zurück zu Mike sah, wendete er hektisch den Kopf nach allen Seiten, schien die Gegend abzuscannen, ließ seinen Blick nochmals rund herum wandern. Plötzlich ergriff er meinen Arm, zerrte mich hinter sich her in ebenjene Seitengasse, durch die ich mich vor ein paar Minuten noch hatte verdrücken wollen und presste mich dort an die Wand.
    Bevor ich mich beschweren konnte, hatte er mir schon seine Lippen auf den Mund gepresst und erstickte jegliche Kommentare von mir zu seiner Aktion. Sein Körper presste sich an mich, Wärme durchflutete mich, als ich seine Finger an meinem Hals spürte.
    Zuerst war ich etwas perplex. Es hatte mich schon ziemlich erschreckt, in welcher kurzen Zeit er mich hierher gezerrt hatte und nun leidenschaftlich küsste, seinen Körper an meinem rieb, was Gefühle ungeahnten Ausmaßes in mir aufsteigen ließ – eben noch hatten wir völlig entspannt nebeneinander gestanden und uns über seltsame Dinge unterhalten. Irgendwas war mit Mike, da er so reagierte.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, da hatte sich die Anspannung in mir abgebaut, der

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