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Change

Change

Titel: Change Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Raphael
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hier hin, hmm?“, fragte ich.
    Mike ging auf mein Ablenkungsmanöver ein, denn er furchte die Stirn, antwortete aber dann.
    „Ich hab alle Plattenläden, die ich kannte, nach einer bestimmten CD abgesucht, daher war ich hier. Hab das Gesuchte aber noch nicht gefunden, aber für heute hab ich genug rumgestöbert.“
    Er seufzte, strich sich die vorwitzigen Strähnen aus seinem Gesicht und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf den roten Fleck in dem sonst so seidigen Mitternachtsschwarz.
    „Was ist mit deinen Haaren passiert?“, sprach ich ihn gleich darauf an. „Die hab ich gefärbt – wie findest du das rot?“
    „Hmm – weiß nicht. Anders. Aber nicht schlecht.“, gab ich unzureichend Auskunft. Die Wahrheit war, ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich mochte Mikes schwarze Haare und nun sah er plötzlich aus, als hätte er einen Farbklecks abbekommen. Als er mir daraufhin zulächelte, bemerkte ich, wie das rot ihn ein wenig gefährlicher erschienenen ließ – vielleicht war es aber auch nur das Rot in Verbindung zu seinen Worten.
    „Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Kommst du mit zu mir?“, schloss er dann an, sah mich auffordernd an.
    „Wohin – zu dir?“, fragte ich ihn entgeistert, nur zu gut lagen mir seine Worte noch im Ohr und dieser Plan klang nicht sonderlich gut. Andererseits…
    „Eigentlich ja – was ist? Kommst du?“, wollte Mike wissen, einen auffordernden Blick auf mich gerichtet. Seine Augen strahlten unter der Wucht seines wunderschönen Lächelns, sodass ich nur nicken konnte, trotz aller Vorbehalte.
     

26. Kapitel
     
     
    August 1994 - Aiden
     
     
    Ich konnte das Grübeln natürlich nicht unterbinden, als ich neben Mike, die Hände in den Taschen und den Blick starr auf die Betonplatten unter meinen Füßen gerichtet, herlief, einen Sicherheitsabstand von einem Meter einhaltend – welche Angst mich dazu trieb, dies zu tun, konnte ich nicht genau sagen. Vielleicht waren es Mikes Worte vorhin gewesen, vielleicht auch noch immer die Angst davor, man könnte uns ansehen, was zwischen uns war, wenn wir zu zweit durch die Stadt liefen. Trotzdem konnte man die Stimmung als neutral und ruhig bezeichnen – doch von einem Augenblick auf den anderen änderte sich das.
    Eine Eingebung hatte mich dazu bewogen, den Kopf zu heben und in der Ferne sich nähernde Gestalten auszumachen – noch bevor ich sie als diejenigen erkannte, vor denen ich die größte Furcht hatte, schien mein Gehirn die entsprechenden Schlüsse gezogen und Parallelen zu einem meiner Träume gefunden zu haben. Ich erschreckte zu Tode. Alles in mir versteifte sich, eisige Schauder zogen durch mein Innerstes. Ich stoppte, stolperte, kam aus dem Takt meiner gleichmäßigen Schritte. Ein entsetzt geflüstertes „Oh nein, bitte nicht.“, entschlüpfte mir, als ich mir krampfhaft wünschte, ich könnte dieser Situation entfliehen, der Gefahr entgehen oder wenigstens Mike aus der Sache raushalten. Zu sehr hatte diese Lage Ähnlichkeit mit meinem Traum – meinem Alptraum.
    Mike bemerkte meine Reaktion und mein Zurückbleiben; irritiert blieb er stehen und sah mich fragend an. Doch mein Blick fand seinen nicht – ich war zu sehr von den drei Typen gebannt, meinen Missbrauchern, den dreien, denen ich alles Unheil der Welt wünschte – und vor denen ich mich am allermeisten fürchtete.
    Es waren tatsächlich genau die drei, die mich bereits im Traum verfolgt hatten – ich würde anscheinend nie Ruhe bekommen. Ich erinnerte mich daran, dass sie im Traum über mich und Mike Bescheid gewusst hatten – und jetzt war er hier – was würden sie denken? Mein entsetzter Blick jagte panisch zu Mike, der mich noch immer nicht verstehend und zweifelnd ansah.
    Ich konnte nicht fliehen – nicht jetzt. Es war zu spät. Die drei, vor denen ich unwillkürlich davon rennen wollte, kamen mit breiten Schritten auf uns zu, nahmen die gesamte Breite des Fußwegs ein. Die Angst stieg in mir hoch, ließ mich völlig kopflos handeln. Sie war so stark, dass ich unbeabsichtigt näher zu Mike rückte – was diese Handlung wohl aussagen würde, war mir im Moment egal – die Angst vor den immer näher kommenden Gestalten meiner Alpträume war stärker.
    Vielleicht bemerkte Mike, dass ich mich vor den ankommenden Typen fürchtete, denn er erwiderte nichts, schürzte nur die Lippen und drehte sich so, dass er zwischen ihnen und mir stand. Einerseits war ich dankbar, andererseits schlug mein Herz einen so lauten Trommelwirbel der

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