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Changelings

Changelings

Titel: Changelings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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fügte er über die knochige weiße Schulter gewandt hinzu, während er ans Ufer watete. »Ah!« machte er schließlich, als er dort angekommen war. »Alles in Ordnung, Leute!
    Unsere Ausrüstung ist vollzählig.«
    »Großartig«, brummte Ersol. »Dann dauert es wenigstens noch ein bißchen länger, bis wir uns zu Tode gefroren haben.« Im selben Augenblick schob sich eine dicke schwarze Wolke vor die niedrig hängende Sonne, und ein verspielter Wind jagte kleine Wellen vor
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    sich her, die Ersols Beine benetzten, während er auf den spitzen Steinen umhertänzelte, die über das Ufer verstreut am Boden lagen.
    Mooney war als erster mit dem Anziehen fertig, und nun ließ er den Blick ans andere Ufer schweifen, deutete darauf und sagte: »Sie hat doch nicht alle Pferde mitgenommen! Schaut mal, da drüben ist eins!«
    »Wer es als erster erwischt, der darf es auch reiten!« rief Clotworthy und rannte los. Leider hatte er die Stiefel noch nicht vollständig angezogen; deshalb stolperte und stürzte er kopfüber in das flache Uferwasser, so daß sein eigentlich wasserabweisender Parka völlig durchnäßt wurde, während sich sein Gesicht schlammverschmiert und zerkratzt wieder aus dem See hob.
    Ersol, ein Jäger, der über etwas mehr praktische Erfahrung verfügte, schlenderte gelassen in das klumpige Unterholz zwischen den spärlichen, dürren Bäumen.
    »Ich kann es sehen«, zischte er den anderen zu und machte sich auf die Pirsch. Unterdessen erhob Clotworthy sich wieder und nahm Pfeil und Bogen auf. Ihm folgten Minkus mit einem Speer und Mooney, der den Dolch zwischen den Zähnen trug, um beide Hände freizuhaben, damit er notfalls die Mähne des Lockenfells packen konnte. De Peugh nahm sich die Zeit, den Köcher mit den Pfeilen um die Schulter zu hängen und erst die Bogensehne zu prüfen, bevor er schließlich den anderen folgte. Außerdem war er so umsichtig, sich einen Hasen in eine der siebenundvierzig geräumigen Taschen seiner Jagdweste zu stopfen.
    Das Lockenfell machte den Eindruck, als hätte es gar nichts dagegen, eingefangen zu werden. Ruhig stand es da und soff vom Wasser des Teichs, bis Ersol sich fast bis auf Reichweite angepirscht hatte. Dann hob es den Kopf und musterte ihn.
    »Heiliger Pferdemist, schaut euch das mal an!« entfuhr es ihm.
    Mit einem Ruck schüttelte das Lockenfell den zottigen Kopf in seine Richtung; sein frischgespitztes Horn glitzerte.
    Dann trabte es in sichere Entfernung davon. Dabei zwinkerte es ihm sogar einmal zu.
     
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    »Das ist ja ein gottverdammtes Einhorn!« rief Ersol den anderen zu.
    »Dann steh doch nicht so blöd rum! Erleg es gefälligst!« knurrte de Peugh, während er zu ihm aufschloß und dabei seinen eigenen Bogen abnahm. »Du kannst deine Rente darauf verwetten, daß diese Dinger keine Depressionen kriegen und sich zum Sterben in irgendwelche Löcher legen werden.«
    »Das«, warf Minkus ein, »nimmt uns niemand ab.«
    »Doch. Wenn wir den Kopf mitbringen.« De Peugh ließ seinen Pfeil losschnellen.
    Das Geschoß fiel dicht hinter dem Tier zu Boden, das daraufhin davon galoppierte. Nicht aus Furcht, wie es Minkus schien, sondern so, als wäre ihm plötzlich wieder eine dringende Verabredung eingefallen.
    »Daneben!« sagte Ersol und schoß seinen eigenen Pfeil ab.
    Insgesamt betrachtet, waren die Jäger nicht sonderlich dumm, und so brauchten sie nicht allzu lange, bis sie begriffen hatten, daß sie das - ehedem mythische - Geschöpf unmöglich erwischen würden. Und so zogen sie schließlich die Konsequenz und brachen die Verfolgung ab.
    Völlig außer Atem und enttäuscht, kehrten sie zu der Stelle zurück, wo sie den Rest ihrer Winterausrüstung und die Hasen zurückgelassen hatten, die Sinead ihnen überreicht hatte.
    Als sie wieder dort eintrafen, fanden sie eine Ergänzung vor: Das Tier sah wie eine große weiße Hauskatze aus, mit schmaler Rutenwurzel und buschigem Rutenende, und es leckte sich soeben die Überreste des letzten Hasen vom Maul. Dahinter stand abwartend das Locken-Horn. Ganz so, als hätten die beiden Tiere sich gemeinsam gegen die Jagdpartie verschworen, dachte Minkus.
    Er wollte sich schon auf die Tiere stürzen, doch inzwischen hatte de Peugh sich zum Anführer aufgeschwungen und brachte sie allesamt zum Schweigen, indem er den Finger an die Lippen legte.
    Die Katze sprang auf das Locken-Horn zu, und zusammen verschwanden sie in den Wäldern. Mit einem verstohlenen Wackeln des Zeigefingers bedeutete de Peugh den anderen, ihm zu

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