Chanur-Zyklus 4 - Die Heimkehr der Chanur
dass sie trinken konnte.
Es wurde in Churs Magen genauso spürbar, wie sie es befürchtet hatte. »Genug«, keuchte sie, »genug!« Und Geran hatte ausreichend Verstand, um aufzuhören, damit Chur für einen Moment daliegen und vor sich hin schweben konnte, an jenem Ort, den sie entdeckt hatte, wo der Schmerz nicht mehr so stark war. »Wie sieht es mit dem Schießen aus?« fragte Chur schließlich.
»Heh, wir haben uns davor gedrückt.«
Chur lag für einen Moment da und verdaute das, drehte dann den Kopf, so dass sie ihre Schwester ansehen konnte, ein sehr langer Blick. »Wohin haben wir uns verdrückt, hm?«
»Die Kif stehen im Begriff, sich gegenseitig in Fetzen zu reißen, in etwa fünfzehn Minuten. Wir fliegen die Station an, um ein paar Tage Urlaub zu machen. Vielleicht spendiere ich dir einen Drink, was meinst du?«
»Sind wir beschädigt?« Chur erinnerte sich an einen Satz, den das Schiff gemacht hatte, der ihr vorgekommen war wie ein Schub der Haupttriebwerke in einem falschen Winkel... was eigentlich unmöglich passieren konnte. Erinnerte sich an eine lange und heftige Beschleunigung, bis die Maschine sie bewusstlos gemacht hatte; »Geran, was ist eigentlich los?«
»Genau das, was ich gesagt habe. Wir sind noch ganz und fliegen die Station an, während die Kif es unter sich ausmachen. Das ist alles.«
Verdammt, du bist zu fröhlich, Geran! Viel zu fröhlich!
»Sag mir die Wahrheit!« verlangte Chur. »Das ist verdammt dumm, was wir da machen. Bewegungslos im Dock liegen! Wer weiß schon, wer alles kommen kann? Hm? Also, was geht da vor?«
»Möchtest du etwas Festes probieren?«
»Nein«, erklärte Chur kategorisch. Einen Moment lang atmete sie nur und wandte dann das Gesicht wieder Geran zu, die schuldbewusst schwieg. Ihr Götter, der Schmerz auf Gerans Gesicht! »Aber ich muss wohl, wie?« Der Magen rebellierte schon beim bloßen Gedanken. »Ein bisschen Suppe vielleicht. Nichts Schweres. Dräng mich nicht, ja?«
»Sicher«, beruhigte sie Geran. Ihre Ohren waren sofort hochgegangen. Die Augen leuchteten wie die eines dankbaren Kindes. »Willst du noch den Rest hiervon?«
O ihr Götter, mach mich nicht krank!
»Nur Suppe«, beharrte Chur. Sie presste den Mund zu und versuchte, nicht daran zu denken. »Ich ruhe mich aus, ja?«
»Ruh dich aus!« sagte Geran.
Chur schloss die Augen, zog sich von allem zurück.
Du lügst immer noch,
Geran. Aber sie hatte nicht die Kraft, sich dem auszusetzen, worüber Geran sie belog. Sie hoffte, das gar nicht herauszufinden. Ihre Welt begrenzte sich auf die Schmerzen in ihren Gelenken, auf den Schmerz in Arm und Rücken. Die Welt hätte wieder in Ordnung kommen können, wäre es ihr nur gelungen, den Magen zu beruhigen und den Schmerz ein wenig zu lindern. Sie wollte einfach nicht wieder fast ihre Eingeweide hervorkotzen, und jedes Problem, das noch darüber hinausging, war mehr, als sie bewältigen konnte.
Es war unmöglich, nicht zu fragen. Aber während die Daten, die über den Kom hereinkamen, sich in ihrem Kopf vermengten und nichts Gutes versprachen, dankte sie matt und müde den Göttern, dass Geran die Antworten zurückhielt.
»Jik«, sagte Pyanfar.
Jik schob sich in seinem Sessel vom Pult zurück und betrachtete es, obwohl die Bildschirme schon alle dunkel waren. Dann drehte er den Sitz herum und starrte über die Brücke hinweg Pyanfar an.
Jedes Wort war zuviel. Bis sie etwas hatte, was sie ihm anbieten konnte. Die Zeit schien sich immer stärker zu dehnen, so schaurig wie bei einem Sprung. Und es gab keine Rettung und keinen Ausweg aus der Sackgasse, in der sie steckten. Er auf der Brücke der
Stolz.
Die
Aja Jan
unwissend und schweigend seitlich von ihnen.
Seine Verbündeten auf dem Weg hinaus. Sofern die Kif sich nicht noch durch eine kolossal unwahrscheinliche Wendung alle gegen ihre Feinde wandten und sie allein ließen.
Und niemand von ihnen glaubte daran.
Unten auf dem Korridor trat der Aufzug in Funktion. Die Tür ging auf, und Haral kam heraus. Pyanfar stand auf und ging zur Brückentür hinaus, um sie auf dem Gang abzufangen. Haral steckte ihr ein paar Pillen zu. »Danke«, sagte Pyanfar. »Bist du dir sicher, was dieses Zeug angeht?«
»Das wirkt sicher«, sagte Haral und zog einen Flachmann aus ihrer geräumigen Tasche. Parini. Pyanfar nahm die Flasche und deutete mit einer Kopfbewegung den Weg zurück, den Haral gekommen war, und diese ging.
Und Pyanfar drehte sich wieder zur Brücke um, wo Jik ruhig in seinem Sessel saß und
Weitere Kostenlose Bücher