Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
hatte er nicht mehr das Gefühl, im Weg zu stehen. Auf leisen Sohlen schaffte er es bis zu dem Korridor, der zum Aufenthaltsraum führte.
Aber der Korridor führte ebenso zur Kombüse und zur Brükke, und es war ihm nicht verboten worden, sich dort aufzuhalten. Er konnte sogar etwas Nützliches tun, und Tiar war dort.
Sie hatte von irgendwo immer wieder mit ihnen allen geredet, er glaubte aber nicht, daß es von einer Station auf dem unteren Deck aus gewesen war.
Tiar stand auf seiner Seite, sie war immer freundlich zu ihm gewesen, sie hatte ihm das Leben nicht schwer gemacht – Tiar verstand, was vor sich ging.
Vorsichtig ging er weiter in Richtung Brücke. Die Kapitänin war in ihrem Büro. Die Tür war zu, und das Licht auf der Verschlußplatte war an, was bedeutete, sie war drinnen und die Tür war nicht verschlossen, falls jemand seinen Hals riskieren wollte. Hallan wollte es nicht. Leise glitt er an der Tür vorbei und durch die Kombüse und auf die Brücke, wo, wie er es sich gedacht hatte, Tiar an den Schalttafeln Wache hielt. Die meisten waren in Betrieb, und die Schirme zeigten die Docks draußen und den Scanner-Input der Station und das Dock-Schema der Station und Inputs, die er nicht erkannte. Er hielt sie für analytisch, wahrscheinlich liefen System-Checks für die Maschinen oder etwas, womit er nicht vertraut war.
Ganz still setzte er sich auf Falas üblichen Platz, rechts von Tiar. Links war der Platz der Kapitänin, den er sich nicht einmal angeeignet hätte, wenn er damit sein Leben hätte retten können.
Tiar streifte ihn mit einem Blick und sah wieder auf die Schalttafeln. Eine Weile herrschte Schweigen.
»Kann ich helfen?« fragte er leise, um sie nicht in ihrer Konzentration zu stören.
»In einem Schaltkreis wird es ein bißchen warm, wenn es auch noch nicht ops-kritisch ist. Das ist symptomatisch für eine lange Fahrt mit sehr wenig Zeit im Hafen.«
»Gefährlich?« Im Hyperraum verlorenzugehen, war etwas, worüber er gar nicht erst nachdenken wollte.
»Nein.«
Trotzdem machte es ihm Angst. Er fürchtete sich plötzlich ganz allgemein. Oder war es leichter, sich wegen der entfernten Möglichkeit einer Panne im Hyperraum Sorgen zu machen als über Dinge, die auf jeden Fall verkehrt waren? Er erkannte diese mentale Ablenkung als das, was sie war. Er hatte seinen ganzen Mut zusammengenommen, um hier einzutreten, jetzt wollte Tiar über technische Dinge reden und hatte ihm damit seine Einleitung weggenommen, die ungefähr so gelautet hätte…
»Wie geht es dem Stsho?« erkundigte Tiar sich.
»Gtst
ist ziemlich schwach. Aufgeregt, daß
gtst
hier ist. Froh, saubere Luft atmen zu können. Das kann ich
gtst
nachfühlen.«
Tiar rümpfte die Nase. »Der Gestank hängt immer noch an dir.«
Er hatte sich nicht gewaschen. Niemand hatte unten Zeit dazu gehabt. Es war ihm peinlich. »Verzeihung. Ich hatte nicht gemerkt, daß es so schlimm ist.«
»Schlimm ist es nicht. Bleib. Ich möchte sowieso mit dir reden.«
O Götter. Alles war aus den Fugen.
»Was habe ich getan?« fragte er.
Tiars Ohren zuckten, und die Ringe klirrten eindrucksvoll.
»Es geht nicht um etwas, das du getan hast.«
»Oh.«
»Was ist los mit dir und Fala und Chinin?«
Alles Blut versammelte sich in seinen Füßen. Sein Gehirn folgte ihm. Hallan saß da und versuchte sich einen Weg einfallen zu lassen, wie er niemanden beleidigte und sich nicht selbst als vollkommenen Trottel hinstellte.
»Glaubst du, Chihin mag mich?«
Tiar gab sich große Mühe, das Gesicht nicht zu verziehen. Es zuckte kurz, und dann bekam sie es unter Kontrolle und hielt es völlig ausdruckslos. »Ich würde sagen, auf Kshshti sah es ganz so aus. Stellt sie ein Problem dar? Ist es das?«
»Ich…« Alle wollten sie Chihin die Schuld geben. Alle glaubten, sie spiele mit ihm. Was ihm vielleicht sagen sollte, daß es wirklich der Fall war.
Nur daß er das nicht von ihr empfing. Auch vorhin nicht, unten. Er hatte sich nur rar gemacht, weil er dachte, das sei allen ain liebsten, sie hatten alle Hände voll zu tun, mußten daran denken, wie sie ihr Leben retten konnten, und den Befehlen der Kapitänin folgen.
»Sag ihr, sie soll dich in Ruhe lassen«, schlug Tiar vor. »Auf dieser Basis gibt es keine Möglichkeit, daß sie für oder gegen dein Verbleiben auf dem Schiff stimmt. Sie ist ein Bastard, aber ein ehrenhafter Bastard – sie spielt nur nach ihren eigenen Regeln. Sie hat Fala verärgert. Nun, das ist früher auch schon passiert. Meistens
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