Chanur-Zyklus 5 - Chanurs Legat
ist Fala über Chihins Spielchen böse.«
»Das denkst du.«
»He! Du bist nicht gerade ein abstoßender Anblick. Wenn Fala verknallt ist, heißt das nicht, daß sie Besitzrechte hat. Sag
ihr,
sie soll dich in Ruhe lassen, wenn das deinen Gefühlen entspricht. Damit erreichst du, daß beide, sie
und
Chihin, mindestens eine Woche lang sauer auf dich sind. Sie werden es überleben.«
Das hörte sich nach einem guten Rat an. Nur daß es ihm das Herz abdrückte wie Blei, wenn die Rede auf Chihin kam. Er war es nicht gewöhnt, zu widersprechen, nicht zu Hause, nicht auf der
Sonne.
Die Kunst, nein zu sagen, beherrschte er einfach noch nicht.
Als er von zu Hause wegging, war er noch nicht erwachsen gewesen. Und vielleicht war er immer noch nicht erwachsen, dachte er. Auch wenn er sich an Bord den Kopf in Eingängen anstieß und mehr von ihm vorhanden war, als der Sessel, in dem er saß, seiner Konstruktion nach aufnehmen konnte.
Er kam sich so tölpelhaft vor. Bei allem. Und er wußte nicht, ob er Chihin das sagen konnte. Oder auch nur Fala. In welchem Fall die Situation nur noch schlimmer werden würde.
»Dieser Rat gefällt dir nicht«, stellte Tiar fest.
Hallan wußte nicht, was er sagen sollte. Er zuckte die Achseln. Ihm war klar, daß er sich nicht nach Tiars Rat richten würde, was dumm war und vielleicht dazu führte, daß er seinen Platz an Bord verlor. Aber er konnte es nicht tun.
»Ich bin nicht gut darin, zu Leuten nein zu sagen«, gestand er.
»Willst du, daß ich es ihnen sage?«
Das wäre feige gewesen. Und es würde Chihins Gefühle verletzen, sehr sogar. Wenn alle anderen ihm erzählten, Chihin mache sich nur über ihn lustig, glaubte er höchstens so lange daran, bis er sich das nächste Mal mit ihr im gleichen Abschnitt des Schiffes befand.
»Ich mag Chihin«, erklärte er. »Und ich denke nicht, daß sie sich einen Spaß macht.«
Tiar war nicht dumm, und jetzt ging ihr ein Licht auf. »Du
liebst
sie.«
Er nickte.
Tiar fuhr sich mit der Hand durch die Mähne, richtete sich auf und starrte die Schalttafeln eine Sekunde lang an, als habe es ihr die Sprache verschlagen.
»Ich glaube nicht«, erklärte er auf die Möglichkeit hin, daß Tiar ihn eben
nicht
entlassen hatte, »ich glaube nicht, daß sie so ist, wie alle sagen. Ich glaube es einfach nicht.«
Tiar sah in seine Richtung und drehte langsam ihren Sessel herum. »Ich kenne sie schon lange. Ich kenne sie besser, als Tarras und Fala sie kennen. Und wenn es das ist, was du empfängst – die nächste ernste Frage: Willst du gerettet werden?«
Hallan schüttelte den Kopf. Tiar blickte seltsam drein, irgendwie befriedigt.
»Du bist dir sicher.«
Er nickte. Tiar runzelte die Stirn, als habe sie Gedanken, die sie nicht aussprach.
Schließlich sagte sie: »Du bist götterverdammt jung. Du wirst sie nicht immer verstehen. Aber wenn du bei ihr landen kannst – viel Glück, du wirst es brauchen, und ich würde es gern miterleben. Laß dich nur nicht von ihr überfahren. Hin und wieder muß man sie bremsen. Das hält sie ehrlich.«
Hallan versuchte eine Weile, sich das zurechtzulegen, und kam zu dem Schluß, Tiar habe damit gesagt, er sei nicht verrückt und es sei so, wie er meine, und es könne so werden, wie er hoffe…
»Aber Fala
…«,
begann er.
»Aber Fala«, wiederholte Tiar. »Ich werde mit ihr reden.«
»Nein!«
»Sie wird es überleben. Es ist doch nicht so, daß du sie nicht magst.«
»Ich
mag
sie schon, nur…«
»Das müssen die Leute respektieren, in Clans, auf Schiffen, ganz gleich, wo: Es gibt Sympathie, und es gibt Liebe, und Fala wird mir verzeihen, wenn ich ihr sage, daß ihre Gefühle nicht im gleichen Maß erwidert werden. So denke ich jedenfalls. Ich habe mich schon manchmal geirrt, aber ich glaube nicht, daß ich mich hier irre. Und wenn du noch einen Rat von mir hören willst: Ich denke, Fala ist hauptsächlich daran interessiert, sich zu beweisen, daß sie für junge Männer nicht unattraktiv ist.«
»Fala? Sie ist
schön!«
»Auf Schönheit kommt es nicht an. Sie möchte attraktiv sein. Möchte das nicht jeder?«
»Ich verstehe.«
»Du weißt also recht gut, wie du mit der Situation fertig werden kannst, nicht wahr?«
Er war nicht daran gewöhnt, daß etwas gutging. Etwas in ihm verkrampfte sich immer noch und erwartete eine Katastrophe, zum Beispiel, das Schiff werde gerade dann, wenn sich eine Lösung abzeichnete, im Hyperraum auseinanderfallen. Die Götter konnten nicht vorhaben, ihm alles zu geben,
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