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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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nun darauf hören oder nicht. Tüchtigkeit im Ermorden von Angehörigen der eigenen Spezies ist nichts, was Wesen von geistiger Normalität bewundern. Haben Sie Erdlinge eigentlich überhaupt nichts anderes zu bieten als Ihre Schlachten, Belagerungen und Gemetzel?!«
     
    Nun ergab sich ein Schweigen, das einem mit Scham randvollen Abgrund glich.
     
    Dem schloß sich ein längerer Moment weiterer Ruhe an, eine Übergangsphase, während der eine Menge Leute sich davonschlichen, um noch einmal alles neu zu überdenken: Zulus, Araber, nordamerikanische Ureinwohner…
    Auch das mit Dromedaren bespannte Zirkus-Donnerkuppel-Gefährt holperte davon.
     
    Es folgte eine dritte Phase der Ereignislosigkeit, eine Übergangsphase, in der praktisch gar nichts geschah. Für Quaddel bedeutete die lange Stille eine solche Erholung, daß er sich richtiggehend erleichtert fühlte.
    Nixy hielt nach wie vor seine Hand. Allem Anschein nach empfand sie genauso wie er. Alles wäre mehr oder weniger dufte gewesen, hätte Nixy nicht Quaddel so dicht an seiner Wange, daß er seine Bartstoppeln sich an ihrer Wange schaben spürte (da fiel ihm ein: er hätte sich in der Biker Street 221 B eines der bemerkenswerten ultramodernen Rasiermesser leihen sollen – doch daran zu denken, verdroß ihn, weil er gehofft hatte, er hätte sich das Denken in Parenthese inzwischen abgewöhnt), etwas Beunruhigendes zugeraunt. »Übrigens, Rimski, du mußt mir bei Gelegenheit mal erzählen, wie’s kommt, daß ein Tibeter ohne HyperMemo soviel über die westliche Kultur weiß, daß er sogar P. C. Wren kennt. Aber nicht jetzt.«
    Ganz bestimmt nicht jetzt.
     
    Sind wir noch da?
    Anscheinend war das der Fall. Wenigstens wirbelte der Wind unvermindert Sand von den Dünen auf, das Flachdach des Forts trug noch ihr Gewicht…
    Einen Moment mal. Fliesenboden mitten in der Wüste?
    Entweder hatte P. C. Wren, er selbst oder derjenige, von dem der Bau des Forts ausgeführt worden war, oder… Nun ja, heutzutage war offenbar alles möglich. Auf alle Fälle gelangte man unwillkürlich zu dem Eindruck, daß irgend jemand so einiges außer acht gelassen hatte.
    Quaddel merkte, daß er Kopfschmerzen bekam. Er vermutete, daß der Schmerz ähnlich war wie die Beschwerden, unter denen Nixy litt, wenn sie ihr HyperMemo zu oft benutzte.
    Doch sicher gingen sie in wenigen Augenblicken vorbei.
    Augenblicken?
    Jeder Versuch, über das einen Überblick zu behalten, was sich immer mehr mit Sirup als mit dem Verstreichen von Zeit vergleichen ließ, erwies sich als stets aussichtsloser.
    Ich weiß nicht, ob ich noch bei Verstand bin. Ich weiß nicht einmal, ob Menschen überhaupt geistig gesund sind. Es tut einfach viel zu weh.
     
    Nixy schlang einen Arm um ihn (Und war sie nicht die allerumwerfendst schönste Frau, die er sich je auszumalen gewagt hätte? Doch!) und sagte etwas.
     
    Ich muß mir vor Augen halten, daß es jemanden, der oder die aus dem Jahre 1700 nach Christus in meine Zeit versetzt worden wäre, genauso stark in seinen beziehungsweise ihren persönlichen Grundfesten erschüttert hätte.
    Aber ich muß endlich damit Schluß machen, von der damaligen Vergangenheit als »meiner Zeit« zu denken.
    Außerdem hat auch die Gegenwart einiges Schöne zu bieten. Stehe ich vielleicht nicht gerade neben einer Schönheit dieser Zeit?
     
    »Liebster«, flüsterte Nixy (und die Anrede erstaunte und erfreute ihn nochmals über alle Maßen), »weißt du was? Im ersten Moment hatte ich echt die Befürchtung, das ganze Durcheinander mit diesen Leuten, die gleichzeitige Termine mit dem CB vereinbart hatten, könnte wieder einer dieser gräßlichen Vorfälle sein, die überall passieren, wo ich…«
    Sie durfte den Satz nicht beenden.
    »Eau«, rief der Chefbürokrat, als hätte er plötzlich eine kolossal gute Idee, und verschwand inmitten der glutheißen Luft.
    Jedenfalls sprach er das Wort so aus, auch wenn kein Anwesender genau hätte sagen können, wie man es schrieb.
    Im gleichen Moment erklang ein derartiges Rauschen, als würde die gigantischste Blase in der gesamten Geschichte der terrestrischen Säuger entleert. Ein Regen von Tropfen, so groß und schwer wie Hagelkörner – und nicht weniger schmerzhaft, wenn sie auf jemanden klatschten –, prasselte auf Nixy, Quaddel und die restlichen in Sidi-bel-Abszess verbliebenen Lebewesen herab (zwei der Aliens hatten sich offenbar in irgendwelche ihnen zugängliche, andere Dimensionen abgesetzt), und von den ebenso fragwürdigen

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