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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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einige wenige Mitmenschen auf die eigenen, individuellen Wege zur Erleuchtung geleitet hätten, wären wirklich die letzten, die so etwas als unmöglich in Abrede stellten. Denn sicher hätte Chomo Lama, wenn er tatsächlich zu den Erleuchteten zählte, die das Nirwana scheuten, um anderen Menschen Hilfe und Weisung zu gewähren, überdurchschnittlichen Einfluß auf die Körperwahl seiner Inkarnationen – was die Tibeter nach kurzer Diskussion zugestanden –, und wenn er diesmal zu dem Entschluß gelangt sei, in Kalifornien zu leben, müßte er dafür ja wohl einen guten Grund haben, oder nicht? Schließlich sei das besser, als wie im Gefängnis zu vegetieren und nie das Land seiner Vorväter besuchen zu dürfen. (Häuptling Dosenschildkröte und Pastorin Präriemond hatten sich anhand ihrer Recherchen in der Tat außerordentlich umfassend informiert.)
    Daraufhin heulte Präriemond auf, die Dinge seien ja noch viel ärger, als sie sie sich ursprünglich vorgestellt hätte, und sie würde ihr Kind unter gar keinen Umständen fortgeben!
    Mit vor Rührung heiserer, rauher Stimme pflichtete Pastor-Häuptling Dosenschildkröte ihr zu. Man könnte darüber nachdenken, ob man Rimpoche wenigstens seine Anhänger in Tibet besuchen lassen sollte, das ja schon seit so langem ein in aller Welt berühmtes Zentrum der spirituellen Weisheit sei. Hingegen könnte absolut kein Gedanke daran sein, ihn nach China zu schicken, das ja schon seit so langem ein in aller Welt berüchtigtes Zentrum der Repression und des Materialismus sei, wo man ihn wie einen Gefangenen behandeln und als Marionette benutzen würde…
    Da konnte der Chinese sich nicht mehr beherrschen, er erklärte laut und unwirsch, Tibet sei eine Provinz Chinas, kein selbständiges Land, wie Häuptling Dosenschildkröte es aus Unkenntnis darstelle, und es läge der Verdacht nahe, hier sei ein westlich-kapitalistisches Komplott mit dem Ziel im Gang, China erneut um eines seiner kostbaren altüberlieferten Kulturgüter zu berauben, und der Sachverhalt, daß er und Pastorin Präriemond Rimpoches biologische Eltern seien, hätte dieses Mal keine Bedeutung, weil in diesem Fall die Seele zählte, er empfehle ihnen dringend, nun sofort auf das Kind zu verzichten…
    »Andernfalls könnte es nämlich in Gegenden, wo Sie dagegen nichts zu melden haben, als Bezugspunkt protibetischer, antichinesischer Agitation mißbraucht werden«, sagte Präriemond laut und deutlich. Ihre und Häuptling Dosenschildkrötes Nachforschungen waren wahrhaftig sehr gründlich und genau gewesen.
    In diesem Moment trat eine junge Frau in feschem dunklen Kostüm dazwischen, die unter den Reportern und dem Fernsehteam bislang nicht weiter aufgefallen war, zückte aus einer Tasche eine Dienstmarke und aus einer anderen Tasche eine gefährlich aussehende automatische Pistole.
    »FBI-Agentin Janice Gutzeit-Rumshammer«, stellte sie sich forsch vor. »Wir alle hier haben soeben gehört, wie diese Person die Entführung von Quaddel junior angedroht hat. Anscheinend, meine Herren, sind Sie sich nicht darüber im klaren, daß Kidnapping in unserem Land als schweres Verbrechen gilt. Ich hoffe, die Angelegenheit kommt nicht vor Gericht, aber für den Fall, daß es doch geschieht, ersuche ich alle Anwesenden, mir ihre Namen, Anschrift und Telefonnummer aufzuschreiben oder ihre Visitenkarte zu überreichen. Dave?«
    Ein Mann, der unauffällig mit einem Klemmbrett an der Tür gestanden und so getan hatte, als machte er sich Notizen, holte nun gleichfalls eine Dienstmarke heraus. »David Dov, FBI«, sagte er halblaut. »Bitte setzen Sie Ihre Angaben auf diese Liste.«
    Die Mönche waren tief betroffen. Der Chinese war außer sich…
     
    Na, das ist etwas, das ich einmal gerne bei einem Yelignesen erleben würde! Ich kann mir sogar denken, daß es ihm möglich ist…
     
    … vor Zorn. Was Rimpoche betraf: er war mittlerweile endlich eingeschlafen.
    Deshalb sah er nicht, wie die Polizei die verhinderten Kidnapper abführte, hörte nicht deren Drohung mit diplomatischen Schritten und ebensowenig die Fragen, die während der folgenden halben Stunde die Reporter herunterrasselten. Die Berichterstattung in den Medien hatte kolossalen Umfang: noch am selben Abend verbreitete sich die Neuigkeit in den ganzen Vereinigten Staaten. In Kalifornien, hieß es, sei ein von echten fernöstlichen Mönchen anerkannter tibetischer Lama wiedergeboren worden. Seine Eltern (Präriemond in offenherzigem orangenem Kleid, das sie

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