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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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daß er sich nicht mehr dort befand, wo er sich noch eine Nanosekunde zuvor aufgehalten hatte, obwohl ihn dank des mit der Info-Pille aufgenommenen Wissen der Vorgang jetzt weniger beunruhigte als das schichttortenhafte Erlebnis zwischen Holyrood und San Franzisco, und im ersten Moment glaubte er, die Bemerkung des Chefbürokraten sei lediglich im Zusammenhang mit dem Umstand zu verstehen, daß Emil Jannings und Bismarck eine Glatze gehabt hatten. Doch er täuschte sich.
    »Wäre ich ein Glücksspieler«, meinte der CB als nächstes mit merklicher Mißstimmung, »würde ich sagen, die Würfel sind gefallen, so ist es einfach untragbar.« Bilder schwarzer Punkte auf weißen Kuben flimmerten und zerstoben. »Aber in Anbetracht der Lage spreche ich lieber von Betrug.«
    Darauf folgte Schweigen. Es dauerte nicht ganz so lange, daß Quaddel hätte fragen können, welche Art von Krise die Dinge haarig, untragbar und/oder zum Betrugsfall machten. Doch schon setzte der Chefbürokrat seine lauten Überlegungen fort.
    »Natürlich lautet die allesentscheidende Frage, warum Multi-Opa sich ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt für einen Besuch der Erde entschlossen und er, als sich sein Verhindertsein herausstellte, darauf bestanden hat, eine Ersatzperson zu schicken: Nixy.«
    Nixy…?
    Gut. Sie war gleichfalls da. Obschon keinerlei Klarheit darüber herrschte, wo das eigentlich war, wie sehr Quaddel auch seine per Pille einverleibten Kenntnisse durchforschte.
    »Obwohl sie«, ergänzte der CB seine Gedankengänge, »wie selbst ein Mensch hätte erkennen können müssen, die denkbar schlechteste Kandidatin für diesen Auftrag abgab.«
    »Wie bitte?« fuhr Nixy auf. Ihre Augen funkelten wie lapislazulifarbenes Eis. Ihr Blick war dermaßen kalt, daß er eine schier versengende Wirkung ausübte. Quaddel zuckte unwillkürlich zusammen, als er ein Brennen auf den Wangen spürte. Was für eine Gegend das hier auch sein mochte, es war auf alle Fälle eine extrem merkwürdige Umgebung.
    »Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen«, erklärte der CB, »daß Sie auf zu selbständige Weise folgsam sind, um sich den von ihm erteilten Weisungen zu beugen. Deshalb war es ziemlich dumm von ihm zu glauben, er könnte Sie mit einer Reise zur Erde bestechen. Du meine Güte, merken Sie Menschen es nicht einmal, wenn man Ihnen ein Kompliment macht? Ist Ihresgleichen eigentlich alles schnuppe? Ich darf mit vollem Recht erwarten, daß man mir Komplimente macht, nachdem ich diese Krise gemeistert habe, und darauf freue ich mich schon sehr. Also beschleunigt jemand wie ich das Krisenmanagement, wenn es geht, aber auf keinenFall verschleppt er es.«
    Den Hinweis auf das Kompliment begleiteten Projektionen zweier vage vertrauter Gesichter, doch blieb Quaddel keine Zeit, um sie zu erkennen. Er nahm lediglich wahr, daß sie leicht anders als das vorherige Mal aussahen, als er sie zu sehen bekommen hatte. Dann lenkte ihn die Erinnerung an das Kompliment ab, das ihm gegenüber in Japan geäußert worden war: Nixy hatte etwas mit dem Tenor geäußert, daß er, obwohl er nur ein frisch abgetautes Stück Gefrierfleisch sei, sogar in den unwahrscheinlichsten Fällen recht behielt…
    Schwirr!
    Mit einem Schlag war ihm zumute, als zerfiele er in etliche Lagen, ähnlich wie ein Stapel Spielkarten in den Händen eines Zauberers. Ein Großteil seines Ichs blieb dort, wo es stets gewesen war, wogegen andere Anteile seiner selbst sich überall verteilten: Konsultation bei Holmes und Carnacki, Kardeks Besuch bei Holmes, Flucht vor wütenden Weltraumdetektiven… Ein kleiner Trost war es, daß er sich – wieder infolge der Info-Pille – sofort darüber klar wurde, dieser Vorgang glich einer mehrfachen Computerprojektion, es handelte sich um ein hochmodernes Äquivalent des Projizierens mehrerer Programme auf ein und denselben Bildschirm.
    (»Ich soll eine Computerprojektion sein?!«
    »Nein, nein, nein. Es gibt aber viele Menschen, die welche sind, und Sie stimmen in gewissen Resonanzen mit den glaubhaftesten Ausführungen überein.«
    »Was?«)
    Während Quaddel um innere Ruhe rang, hörte er, wie der CB sich unentschlossen an Nixy wandte.
    »Kennen Sie in dieser Gruppe die Person ganz rechts?«
    Ein Hologramm erschien, zeigte rund ein Dutzend in einer Reihe aufgestellte Männer. Quaddel erkannte unter ihnen Mark Twain, Oscar Wilde und Paul Scheerbart, und ein anderer Mann sah aus, als sei er Peter Stuyvesant, selbst falls er es nicht war; rechts außen stand ein etwas

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