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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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wesentlichen läuft’s darauf hinaus, ich bin die einzige gewesen, die naiv genug war zu glauben, es sei herrlich romantisch, die Wiege der Spezies zu besuchen. Alle anderen grauste davor. Jetzt verstehe ich, warum.«
    »Der Aufenthalt hat Sie desillusioniert«, mutmaßte Quaddel versuchsweise. Dabei kam ihm zu Bewußtsein, daß er und Kardek – auf völlig verschiedenen Ebenen – um Nixys Gunst wetteiferten. Mittlerweile hatten seine Reaktionen sich mehr oder weniger normalisiert (obgleich es ihn tröstete, nicht in vollem Umfang die schreckliche Verunsicherung zu empfinden, von der er abstrakt wußte, er wäre der momentan eigentlich angebrachte Gemütszustand), so daß er gleichzeitig ersah, sie waren normaler maskuliner Natur: er als Mann wollte bei Nixy als Frau Eindruck schinden. Kardek dagegen hatte es eindeutig darauf abgesehen, Kontakte zu einem Mitglied einer sehr, sehr reichen Familie zu knüpfen…
    Und die Raffinesse, dank der er vom x-beliebigen Gauner zum Bekannten, fast zum Freund, aufgestiegen war, verdiente durchaus Anerkennung…
    Doch immerhin: Nixy antwortete Quaddel.
    »Desillusioniert ist nur die halbe Wahrheit. Ich bin sowieso schon zu spät zur Abreise eingetroffen… Das ist allerdings weniger tragisch, ich hätte ja jederzeit an den Anfang umkehren können, oder, wenn’s so bequemer gewesen wäre, mich einer anderen Touristengruppe anschließen dürfen.«
    »Aber das wäre nachteilig gewesen«, kommentierte Kardek halblaut und wartete. Nixy rang sich die Andeutung eines Lächelns ab.
    »Ja, richtig. Dergleichen ist ja unweigerlich mit einem >minimalen Aufschlag< verbunden. Und Multi-Opa hat eigens betont, die Reise solle auch ein Test sein, um zu sehen, wie gut ich mit eingeschränktem Budget zurechtkomme. Nun ja, vielleicht wäre alles nicht so übel gewesen, nur habe ich in Neapel, wo ich ihn probieren sollte, diesen Sekt nicht trinken können.«
    »Was ist denn in Neapel vorgefallen?« fragte Quaddel.
    »Irgendein widerliches Scheusal kam aus dem Meer gekrochen und hat die halbe Stadt geplättet. Alle Auswärtigen sind evakuiert worden. Der Aufenthalt mußte abgebrochen werden.«
    »Mm-hm…« Kardek nickte klugscheißerisch. »Und Sie haben auch Cuzco erwähnt.«
    Es gruselte Nixy. »Von dem, was dort passiert ist, möchte ich lieber gar nicht reden.«
    »So schlimm war’s? – Tz-tz! Und danach sind Sie nach…?«
    »Holyrood«, sagte Quaddel dazwischen.
    »Zur Verfilmung der Hinrichtung Maria Stuarts, der Schottenkönigin? Was hat sich dabei abgespielt?«
    »Dem Henker flog das Blatt vom Axtstiel, und die Zuschauertribüne ist zusammengebrochen.«
    »Und dort haben Sie beide sich kennengelernt?«
    »J… oder… Nein, eigentlich nicht. Dort habe ich Nixy das erste Mal gesehen. Da kannte ich natürlich ihren Namen noch nicht, und auch sonst wußte ich nichts über sie. Aber ich habe mich sofort in sie verliebt.«
    Was habe ich gerade gesagt?
    Aufgesperrten Munds wartete er darauf, daß der Himmel einstürzte.
    Statt dessen jedoch lächelte Nixy nochmals, diesmal richtig.
    »Keine Sorge, Rimski, so geht’s Menschen ständig. Auf besonderen Wunsch meiner Eltern ist beispielsweise mir biotechnisch das LADEOZB-Gen, das bedeutet >Liebe auf den ersten oder zweiten Blick<, inkorporiert worden. Manchmal fällt es lästig, aber meistens ergibt sich daraus viel Vergnügen. Nur kann ich mich zur Zeit nicht darauf einlassen. Tut mir leid. Liebesaffären sind furchtbar schwer aus der Erinnerung zu löschen, weil sie so erhebliche psychische Resonanzen verursachen, und Multi-Opa hält an dieser geradezu prähistorischen Einstellung zur sittlichen Rolle der Frau fest… Jedenfalls, als nächster Programmpunkt« – sie wandte sich zurück an Kardek – »war der kalifornische Goldrausch eingeplant, aber er ist mit dem San Franziscoer Erdbeben von neunzehnhundertsechs durcheinandergebracht worden. Bei der Gelegenheit sind Rimski und ich buchstäblich aufeinandergestoßen. Dann tauchten plötzlich zwei verrückte Polizisten auf und wollten uns beide unter demselben Namen verhaften, und obendrein behaupteten sie, ich trüge die Schuld an dem Erdbeben! Ich fühle mich regelrecht verfolgt! Aber was kann man mir denn zum Vorwurf…?«
    Sie brach ab. Kläglich schüttelte Kardek den Kopf.
    »Ab und zu nehme ich mir einfach zuviel vor«, erklärte er seufzend. »Ich hatte mir von unserer Unterhaltung versprochen, Ihnen eine plausibel klingende Erklärung für Ihre Probleme darlegen und dafür, daß Sie

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