Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner

Vom Netzwerk:

sich danach wieder wohler fühlen, ein paar Krediten abzapfen zu können, das ist ja nichts, was man als unehrlich bezeichnen müßte, würde ich sagen, sondern eine Honorargegen-Therapie-Transaktion, ich verfüge nämlich, auch wenn ich kein HyperMemo habe, über ein beachtliches Talent, gestützt auf meine Lebenskunst, zur Lebensberatung. Auf der Grundlage dessen, was Sie geschildert haben, muß ich jedoch eingestehen, an diesem Tohuwabohu erkenne ich weder vorne noch hinten noch die Mitte. Kurz und bündig ausgedrückt, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
    Er lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Aber ich sehe die Möglichkeit«, ergänzte er sein Gefasel, kaum daß Nixy dazu Gelegenheit hatte, enttäuscht dreinzublicken, »Ihnen jemanden zu empfehlen, der Ihnen behilflich sein kann. Wahrscheinlich die einzige Person in der Galaxis, die dazu befähigt ist.«
    »Dann haben Sie Erbarmen und geben Sie mir die Empfehlung.«
    »Dafür wäre ein Abstecher nach London erforderlich. Soviel ich gehört habe, soll das eine wirklich total chaotische Stadt sein…«
    »Wenn’s sein muß, muß es sein. Raus mit der Sprache!«
    »Und ich müßte Sie bitten« – schleimscheißerisch bescheiden senkte Kardek den Blick – »nicht meine momentan knappen Finanzen zu vergessen.«
    »Sie meinen, ich soll Ihnen ein Honorar entrichten? Das wird sich schon machen lassen.«
    »Dann empfehle ich Ihnen, nach Retranslokation auf die Erde umgehend einen gewissen Sherlock Holmes aufzusuchen.«

    »Die Computer schlagen WAS vor?«

NEUN

    HOLMES DIE HELFENDE HAND

    »Zu Ihrer Zeit hielten Menschen sich doch Katzen, oder?«
    »Stimmt. Ich hatte im Laufe der Jahre auch eine ganze Reihe.«
    »Wunderbar. Wissen Sie, wir haben sie nachgezüchtet, weil wir dachten, sie gäben einen erfolgreichen Exportartikel ab, und es sind tatsächlich einige verkauft worden, aber ziemlich bald zahlreiche Beschwerden eingegangen, es heißt, die Katzen seien faul, gefräßig und störrisch, und daß sie ihren Haltern das Leben zur Hölle machten. Den Handbüchern zufolge sind diese Katzen jedoch vollauf authentisch.«
    »Handbüchern?«
    »ja, wir haben uns nach Büchern gerichtet, die Katzen und Menschen in Interaktion zeigen. Büchern voller Abbildungen.«
    »Hmmm… Sieht man darin überwiegend eine fette, gestreifte Katze?«
    »Genau.«
    »Und sie heißt Garfield?«
    »Na, Sie kennen sich ja bestens aus!«
    »Ich glaube ja… Unter diesen Umständen muß ich Ihnen klipp und klar sagen, damit stehen Sie vor einem ernsten Problem: Sie haben ein großes Unheil über die Welt gebracht.«

    Sobald Quaddel mit Nixy in England eintraf, sahen sie als erstes ein großes Schild mit der Aufschrift:
    WILLKOMMEN IM
ÖFFENTLICHEN DIREKTTRANSLOKATIONSBÜRO
LONDON
    Und darunter stand in kleineren Buchstaben:
    AUSSERHALB DES BÜROS KLEIDERORDNUNG BEACHTEN
    Während er überlegte, ob Nixys Kopfbehaarung die Vorschriften der Kleiderordnung erfüllen mochte, schaute Quaddel sich um. Das Londoner Öffentliche Direkttranslokationsbüro belegte ein altes, aber gehörig großes Gebäude mit einer verglasten Kuppel über dem Mittelteil und vier kurzen, rechtwinklig zueinander angeordneten Anbauten an den Ecken. Hier und dort sah man Büsten und Statuen, von denen etliche sogar nach den Maßstäben eines Wiedererweckten ein offensichtlich sehr hohes Alter hatten, und in die Mauern gemeißelte Gedenkinschriften. Von letzteren waren viele mit Plakaten überklebt worden; mehrere ursprünglich grellbunte, inzwischen jedoch ausgeblichene Reklameposter warben für den Zirkus eines gewissen Dr. Lao.
    Duckmann kann seinen Direkttranslokator unmöglich allzu lange nach meinem Einfrieren erfunden haben. Ich vermute, er hat schon gelebt, als ich…
    Doch an die Vergangenheit zu denken, bereitete ihm nach wie vor Unbehagen.
    Gestank durchzog die Luft, so daß sofort die Augen tränten. Zudem war es extrem laut – seltsamerweise, denn daß Menschengedränge herrschte, ließ sich keineswegs behaupten. Es hatte den Anschein, als ob die wenigen Dutzend anwesenden Personen durch erhöhte Lautstarkheit versuchten, den Eindruck einer deutlich größeren Menschenmenge vorzuspiegeln. Hektisch schwirrten Hausierer und Händler in verwunderlicher Vielfalt der Bekleidung umher – obwohl ihre Vorliebe anscheinend besonders zwei Arten der Kostümierung galt: gestärkten Halskrausen mit Blusen und Westen oder Wämsern und Kniehosen einer-, langen viktorianischen Kleidern, Gehröcken und