Chaos Kriege Erstes Buch: Die Wächter der Elemente, Teil 1 (German Edition)
Messern aufeinander losgingen – umrundet von der johlenden Meute. Zuerst belauerten sie einander und versuchten einige Stiche zu landen, doch keiner traf seinen Gegner, während die Leute fröhlich mitfieberten. Schließlich durchbrach der kleinere der Beiden die Abwehr des Anderen und versenkte sein Messer in dessen Waffenhand. Der Getroffene zog das Messer aus seiner Hand, murrte »Hast gewonnen« und ging mit seinem Gegner an einen Tisch, wo zwei Bierkrüge auf sie warteten, um den Kampf gebührend zu begießen. Einige Münzen wechselten ihren Besitzer und die Menge löste sich wieder auf.
Bereth kämpfte sich durch die dicke Luft zu dem Wirt vor, der hinter der Theke stand und mit Feder und Tinte etwas notierte. Er war ein älterer, robuster Mensch mit einem weißen Vollbart und einer Glatze. Als Bereth näher trat, sagte er, ohne aufzublicken: »Mensch, Elf, Zwerg«, er schaute doch noch auf und musterte ihn sorgsam, »oder Halbdämon, wir bewirten alles, solange anständig gezahlt wird!«
Bereth legte einen Goldtaler auf den Tressen mit einer Geste, die zeigen sollte, dass er mehr von ihnen besaß. Auf dem mürrischen und faltigen Gesicht des Wirtes breitete sich eine Ahnung von einem Lächeln aus.
»Was kann ich für sie tun, werter Herr ?«, fragte er nun besonders bemüht freundlich zu wirken.
Bereth kam nicht dazu zu antworten, da ein Mann am nächstliegenden Tisch dazwischenrief und lallend Bier forderte, dabei aber verdächtig schwankte auf seinem Stuhl, als wäre er mit ihm auf hoher See.
Der Wirt erwiderte barsch: »Siehst du nicht, dass ich ausnahmsweise ehrliche Kundschaft habe? Erst wird bezahlt, sonst bekommst du nichts !«
Der Mann am Tisch wollte etwas erwidern, verlagerte aber bei einem Schwenker sein Gewicht zu stark auf eine Seite, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Dort blieb er unter lautem Gelächter seiner Trinkkameraden in einem komaartigen Schlaf liegen.
Der Wirt drehte sich zu Bereth, den er wieder in aller Freundlichkeit ansprach: »Es tut mir schrecklich leid für die Unterbrechung. Also wie kann ich euch dienen?«
»Ich möchte ein Zimmer für die Nacht«, erklärte der Mischling.
»Ich nehme an, eins für Menschen. Das Zimmer, welches ich für Dämonen eingerichtet habe, ist leider bereits besetzt. Aber ich hätte noch eins für Lyzardianer!«
»Eines für Menschen reicht völlig«, erklärte Bereth, ohne sich seine Verwunderung anmerken zu lassen.
Eine Frau kam hinter die Theke, in den Händen trug sie mehrere Bierkrüge, die sie von den Tischen aufgesammelt hatte, und legte sie in ein Becken mit Wasser. Sie begann neues Bier zu zapfen.
»Vergiss für einen Augenblick die Trunkenbolde!«, sagte der Wirt zu seiner Frau, »bereite lieber ein Zimmer für unseren neuen Gast.«
Woraufhin sie murrend eine Treppe ins zweite Stockwerk nahm.
»Es wird noch einen Moment dauern, bis Ihr euer Zimmer beziehen könnt«, sagte der Wirt wieder zu Bereth gewandt. »Vielleicht möchtet Ihr etwas zu trinken?«
»Später, danke! Ich suche erfahrene Männer für eine Expedition ins Ballargebirge?«
Der Wirt lachte etwas abschätzig.
»Du bist wohl noch nie hier gewesen! Sieh dich um. Dies sind alles Abenteurer oder zumindest behaupten sie, welche zu sein. Pflücke dir einfach einige heraus, so als würdest du einen reifen Apfelbaum beernten!«
Bereth blickte missmutig über die Tische des Gasthauses und musterte die vielen Besucher. Es waren überwiegend Menschen, Söldner, Händler und Reisende jeglicher Couleur, doch auch von anderen Rassen saßen Vertreter da und hatten nichts Besseres zu tun, als sich am frühen Nachmittag zu besaufen. Sicherlich, die meisten von ihnen sahen kräftig aus und ihre Körper waren von Wunden gezeichnet, die deutlich machten, dass sie den Kampf ums eigene Leben kannten, aber irgendwie hatte Bereth sich etwas Ehrenhafteres vorgestellt, eine Person, die neben Kraft und Wagemut Vertrauenswürdigkeit ausstrahlte. Mit den zerlumpten, dreckigen und stinkenden Kerlen hier würde er keine Nacht draußen verbringen können, ohne dabei dauernd Angst zu haben, sie würden ihn im Schlaf erstechen, um an sein Geld zu kommen.
Vom Wirt ermutigt machte er eine zögerliche Runde durchs Lokal. Er durfte jetzt nicht kneifen, seine Reise hatte eben erst begonnen. Doch diejenigen, die ihm nicht gerade mit Schlägen drohten oder ihre Waffen zückten, ignorierten ihn einfach oder waren zu betrunken, als dass man ihren Worten hätte Glauben schenken dürfen.
Weitere Kostenlose Bücher