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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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schloß seine Augen und versuchte das Konzept in die Phänomenologie der Energie zu übertragen. Das fiel ihm schwer, denn das Leben nach dem Tode gehörte einer Vorstellungswelt an, die er früh verworfen hatte. Immerhin konnte er sich vorstellen, daß die katholischen Diamantier von einer solchen Metaphysik, die ihrer eigenen ähnelte, stark beeindruckt waren.
    Sein nüchterner Geist ging sofort zu der Möglichkeit über, daß es sich vielleicht um eine Energiemanifestation handeln mochte, die den Irsk eigen war. War es möglich, daß die Irsk sie zum besseren Verständnis der gläubigen Diamantier als Geistererscheinungen interpretiert hatten?
    Er begriff, daß der Gegenstand zu bedeutsam und zu schwierig war, um ihn auf einer rasenden Fahrt durch die lebensgefährlichen Straßen Neu Neapels zu durchdenken. Er öffnete seine Augen und sagte: »Ich würde gern eine oder mehrere dieser Hüllen sehen. Welcher Aktivitäten sollen sie fähig sein?«
    »Nun, natürlich können sie töten«, war die Antwort.
    »Was sonst noch?« sagte Bray gelangweilt.
    »Oh, sie haben noch andere Kräfte«, sagte der Professor.
    Bray verlor das Interesse. Das klang alles sehr nach primitivem Aberglauben. Doch er hatte einen weiteren Gedanken.
    »Alle die Irsk, die im Krieg gefallen sind«, sagte er, »leben sie auch noch?«
    »Weil wir Diamantier die Leichen gefallener Gegner, soweit sie uns in die Hände fallen, vorsichtshalber verbrennen«, sagte Luigi Pocatelli, »ist das ein hübsches Argument. Die Irsk sagen, auch diese seien weiterhin lebendig. Aber ich würde sagen, daß sie ziemlich schemenhafte Gestalten sein müssen.«
    Mittlerweile schienen sie am Ziel zu sein. Der Fahrer hielt in einer schmalen Straße der Altstadt.
    »Hier hinein!« Der Professor zeigte in eine finstere, von überquellenden Abfalltonnen verstellte Durchfahrt. Sie gelangten in einen Hinterhof, stiegen eine schmutzige Treppe hinauf, und der Professor schob ihn durch eine Tür in einen großen Raum.
    Als sie eintraten, stand ein Dutzend Diamantier verschiedener Altersstufen auf.
    Drei von ihnen waren Männer, die Bray zwei Tage zuvor im Landhaus der Ferraris gesehen hatte – junge Männer, die Bray finster und feindselig musterten, Wiedererkennen in den Augen.
    Als der Aufruhr sich legte, war Professor Pocatelli ein ruinierter Mann, ein lächerlicher Dummkopf, der einen »verkleideten jungen Hosenscheißer« als Oberst Morton hatte durchgehen lassen.
    Zu diesem Zeitpunkt zielte eine Pistole auf Bray, und die Stunde der Abrechnung war fällig.
    Was Bray überzeugte, war der Ausdruck in Professor Pocatellis Gesicht. Ein Ausdruck von Verzweiflung, Selbstaufgabe, tiefstem Unglück. In einer seltsamen Weise war der Mann, der ihn so dramatisch in Mortons Büro überrumpelt hatte, jetzt sein Schicksalsgenosse.
    Das breite runde Gesicht wandte sich von dem Gefangenen ab, und Pocatelli schleppte sich zu einem Stuhl, ein geschlagener Mann. Bray sagte hastig: »Meine Herren, bevor Sie sich zu etwas Unwiderruflichem hinreißen lassen, hören Sie sich meine Geschichte an.«
    Der dünne Killertyp mit der Pistole entspannte sich ein wenig. Und auf ein Nicken eines Mannes namens Mark, der hier das Wort zu führen schien, steckte er seine Pistole in den Hosenbund.
    »Was uns in erster Linie interessiert«, sagte Mark, »ist, was aus Isolina geworden ist. Aber wir begrüßen jede Information.«
    Bray ließ sich nicht lange bitten. Es war die Stunde der Wahrheit, und nicht eine Minute war zu verlieren. Für diese Diamantier war jemandes Ermordung kein Problem, das sie mit ihren Gewissen auszumachen hatten.
    Er sprach mit beinahe rückhaltloser Offenheit. Er erzählte ihnen von Mortons und seinen Ausfallerscheinungen und von der Geistesverbrüderung, die Morton erlebt hatte, doch ohne Lositeens Namen zu verraten. Diese Information war zu kostbar, und außerdem fühlte er, daß ihre Preisgabe unnötig war. Er wiederholte, was Morton ihm von dem Überfall auf das Stadthaus der Ferraris berichtet hatte, schilderte Mortons Flucht und daß Marriott sich bei den Irsk für die Schonung von Isolinas Leben eingesetzt hatte. Er informierte sie über Mortons neuerliche Bewußtlosigkeit und verriet ihnen, wo der Körper jetzt war.
    Während er seine unwahrscheinliche Geschichte herunterhaspelte, fragte er sich mit zunehmender Beklommenheit, ob diese harten Männer wirklich glauben würden, was er ihnen erzählte.
    Dann wurde er abrupt unterbrochen. »Fernando, hol den Kombiwagen«, befahl

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