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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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er nimmt keine Botschaften an.«
    »Wenn die Lositeenwaffe nicht bei seinem Duplikat ist«, sagte Morton, »wo könnte sie dann sein?«
    Ajanttsa hatte keine Ahnung. Sie schien unter einem Schock zu stehen. »Ich habe ein Gefühl«, sagte sie wie abwesend, »daß etwas Schreckliches geschehen ist. Aber ich weiß nicht, was.«
    Morton, der das gleiche Gefühl hatte, verbunden mit der Erkenntnis, daß seine Zeit ablief, dankte ihr und ging. Eine Dreiviertelstunde später war er wieder im Palast.

 
22.
     
    Elf Uhr.
    Morton wurde in das Allerheiligste geführt. Die Tür schloß sich hinter ihm, und er stand da und wartete darauf, von dem Individuum hinter dem massigen Schreibtisch bemerkt zu werden, das nach der Art bedeutender Persönlichkeiten irgendein wichtiges Dokument zu studieren vorgab. Morton, der nur vage Vermutungen hatte, warum er gerufen worden war, nützte die seltene Gelegenheit, den Großen Mann zu beobachten.
    Das Gesicht war lang und schmal, blaß und intelligent. Distinguiert war das Wort, das durch Mortons Kopf zuckte, bloß paßte es nicht ganz zu dem Ausdruck von Übermüdung, der die Linien und Falten schärfer als nötig hervortreten ließ. Die Augen waren ein wenig verengt, die schmalen Lippen fest geschlossen. Dunkelbraunes, von grauen Strähnen durchschossenes Haar umrahmte eine breite, steile Stirn.
    Als Morton ihn vor ein paar Monaten kennengelernt hatte, hatte er ihn auf Anfang Fünfzig geschätzt. Heute war er geneigt, zehn Jahre daraufzulegen. Sein Name war Paul Laurent, und er war seiner Herkunft nach Franzose. Er war der Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafter der Erdföderation und Chef der Verhandlungsdelegation.
    Der Mann ließ das Dokument sinken, stützte seine Ellenbogen auf die Schreibtischplatte und rieb sich die Augen, dann blickte er zu Morton auf und lächelte nicht unfreundlich.
    »Setzen Sie sich, mein Lieber«, sagte er. »Das Oberkommando wollte mir wenigstens einen tatkräftigen Mann mitgeben, der auch vor persönlichen Risiken nicht zurückschreckt, aber finden Sie nicht, daß Sie des Guten zuviel tun? Mir ist Abenteuerliches zu Ohren gekommen.«
    »Exzellenz«, protestierte er, »was mich an unserer Arbeit hier wirklich bekümmert, ist, daß es keinen Plan zu geben scheint. Unsere Streitkräfte sind nicht so neutral, wie ihr Auftrag es ihnen vorschreibt. Statt beiden Seiten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und Übergriffe zu verhindern, haben sie in diesem Krieg mehr oder weniger unverhüllt für die Diamantier Partei genommen. Es mag die Politik des Oberkommandos auf Arktur IX sein, die Irsk als gleichberechtigte Rasse anzuerkennen, aber die Haltung der Streitkräfte, die hier operieren, ist eine völlig andere. Das erschwert unsere Arbeit und macht die Verhandlungsdelegation für die Irsk unglaubwürdig und heuchlerisch, während die Diamantier uns als überflüssig und störend empfinden.«
    Während er sprach, war ihm bewußt, daß der andere ihn mit einem müden Lächeln um die Mundwinkel betrachtete. Als er geendet hatte, nickte Laurent.
    Natürlich, sagte er, habe der Krieg unerwünschte und unvorhergesehene Auswirkungen gezeitigt. Die Stationierung von Truppen der Erdföderation habe Hunderttausende von diamantischen Mädchen zu Prostituierten gemacht und Diamantia in ein Paradies für Männer verwandelt. Der ständige Umgang mit den einheimischen Prostituierten sowie deren Möglichkeiten zur individuellen Beeinflussung seien verantwortlich für den Trend zur Parteilichkeit. Hinzu komme die natürliche Affinität zwischen Menschen und Menschen, während Angehörige nichtmenschlicher Rassen mit instinktivem Ressentiment betrachtet würden. »Aber ich bin mir darüber im klaren, daß etwas geschehen muß«, schloß Laurent, »und ich werde eindringlich beim Oberkommandierenden intervenieren, daß in dieser Angelegenheit strenge Weisungen an die Truppenkommandeure ergehen.«
    Er machte eine Pause, als erwarte er einen Kommentar, aber Morton blieb still. Er fühlte, daß er sich verkalkuliert hatte und zuvor nicht hätte unterbrechen sollen. Es gab hier scharfe Beobachtungen … Erstaunlich, daß Laurent, der seines Wissens niemals den Palast verlassen hatte, das Problem überhaupt sah.
    »Mein lieber Morton«, fuhr Laurent fort, »wir stehen in Ihrer Schuld, weil wir Sie über einige Dinge in Unwissenheit gehalten haben. Ich hoffe, Sie akzeptieren die Erklärung, daß dies nur geschah, weil jemand, der wie Sie im Offenen operieren muß, Gefahr

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