Chaosprinz Band 1
Langsam und ziemlich nervös lege ich meinen linken Arm um seine Hüfte. Arm in Arm stehen wir nun da.
Timmy hat die Kamera auf uns gerichtet, zoomt nach vorne und wieder zurück. Scheinbar sucht er nach dem perfekten Bild, doch er weiß natürlich nicht, was er uns damit antut. Sekunden vergehen, ach was, Minuten, Stunden… Himmel, ich bin bestimmt knallrot. Dieses Foto muss ich sofort löschen – sollte es denn jemals geschossen werden.
»Timmy, Süßer, bitte drück doch einfach auf das Knöpfchen, okay!« Hat meine Stimme gerade so hysterisch geklungen, wie ich mich fühle?
Kurz sehen mich Timmy, Emma und Maria verwundert an, dann blitzt es, Timmy hat das Foto gemacht und Alex und ich lassen uns schnell los. Mein Herz klopft immer noch wie blöd und ich schaffe es einfach nicht, ihm in die Augen zu schauen. Stattdessen schnappe ich mir erneut meinen Rucksack und öffne schon mal die Haustür. Ich brauche frische Luft, aber ganz dringend.
»Schönes Foto«, flötet Maria und sieht sich gemeinsam mit den beiden Kleinen das Bild auf der Digitalkamera an. Ich stürme mit roter Birne nach draußen und atme erst mal tief durch. Scheiße, ich muss mich besser zusammenreißen, wenn ich so weitermache, dann dauert es nicht mehr lange und die anderen erraten, was mit mir los ist.
Elena tritt lächelnd aus dem Haus. Sie hat heute ihren freien Tag und ist auf dem Weg zu Viola. Ich weiß, wie sehr sie sich schon die ganze Woche darauf freut.
»Na du, lässt du dir von Viola die allerneusten Moves zeigen?«, grinse ich frech und spiele auf den Strip des betrunkenen Au-Pair-Mädchens auf Martins Geburtstagsparty an.
Elena schüttelt seufzend den Kopf. »Du bist schon wieder gemein, Tobi.«
»Tut mir leid, aber ich musste gerade mit Alex Arm in Arm für ein Foto posieren. Ich bin total am Ende.« Ich schiebe meine Unterlippe nach vorne und bitte so um ein bisschen Mitleid.
Elena strubbelt mir schnell durchs Haar. »Armer Spatz!« Dann gibt sie mir einen kleinen Kuss auf die Wange.
»Ich muss jetzt los, sonst verpass ich den Bus. Viel Spaß und mach keine Dummheiten!«
» Ich? « Mit unschuldigem Blick schaue ich ihr nach, wie sie die Einfahrt runtergeht. »Tschüss und grüß Martin von mir. Vielleicht darfst du ja auch mal mit seiner Eisenbahn spielen…« Ich weiß, dass Elena diese Zweideutigkeiten gar nicht mag. Sie sieht mich noch einmal streng an, dann ist sie verschwunden.
»So, haben wir alles?« Pa kommt mit Emma an der Hand aus dem Haus. Er trägt, genau wie Alex und ich, einen großen Rucksack auf den Schultern und Bettina hält den schweren Korb in den Händen. Karl und Martha lehnen im Türrahmen und beobachten uns lächelnd.
»Seid ihr euch sicher, dass ihr auch nichts vergessen habt?« Feixend spielt Karl auf unser Gepäck an.
»Haha!« Bettina verdreht grinsend die Augen.
»So, dann wünschen wir euch ganz viel Spaß und dass ihr mir auch gut aufeinander aufpasst.« Mit liebevollem Blick sieht Martha jeden einzelnen an.
»Ich werde ganz viele Fotos machen, die zeig ich euch, wenn wir zurück sind«, verspricht Timmy schnell. Martha lächelt glücklich und bestätigt ihm, wie sehr sie sich darauf freut.
»Also gut, bis heute Abend.« Pa winkt den beiden zu und geht voraus, der Rest von uns folgt ihm.
Es ist ein schöner Vormittag. Obwohl wir mittlerweile September haben und die Tage nun deutlich herbstlicher werden, scheint die Sonne freundlich und warm. Es ist halb zehn Uhr morgens. Auf den Straßen ist noch recht wenig los.
Timmy und Emma sind sehr aufgeregt. Sie freuen sich über das schöne Wetter, sie freuen sich darauf, in den Zoo zu gehen, die vielen Tiere zu sehen, mit der U-Bahn zu fahren und viele, viele Fotos zu machen. Ihr Lachen und das aufgeregte Geplapper sind ansteckend und so hebt sich auch meine Laune sehr schnell.
Wir müssen nicht sehr weit bis zur nächsten Trambahn-Haltestelle laufen. Trotzdem spüre ich jetzt schon das Gewicht des Rucksacks auf meinen Schultern. Wunderbar, wenn ich den ganzen Tag mit diesem Ding herumrennen darf, dann kann man mich heute Abend wegschmeißen.
»Mom, Dad, warum müssen wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? Ich meine, die sind immer voll, stinken und wahrscheinlich bekommen wir nicht mal einen Sitzplatz.« Jammernd verzieht Maria das Gesicht.
»Wir hätten mit zwei Autos fahren müssen, mit dem Parken ist das auch immer so eine Sache und bei dem Verkehr hätten wir eine halbe Ewigkeit gebraucht. So ist es viel einfacher.« Pa
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