Chaosprinz Band 1
Alex' Zeigefinger und schaut besorgt zu ihm auf.
»Ich habe keine Angst – es ist gar nicht gefährlich. Ich hab nur gerade keine Lust.«
»Ich hab auch keine Lust, Schaukeln ist blöd.« Emma lächelt Alex an und sucht nach Bestätigung.
Alex seufzt und fährt sich genervt durch die blonden Haare. Er wirft mir einen Blick zu, der mich wohl auf der Stelle töten und von der Mini-Schaukel hauen soll. Ich antworte ihm mit meinem süßesten Lächeln und wippe langsam vor und zurück.
»Bist du dir sicher, dass du keine Angst hast?«, frage ich betont fürsorglich.
»Du…«, knurrt Alex drohend. Doch er besinnt sich noch rechtzeitig, wirft den Kindern einen Blick zu und tritt schließlich neben mich. Schnell greift er nach dem Seil der anderen Schaukel und setzt sich. Die Kinder schauen ihm fasziniert zu, während Elena und ich ein Grinsen unterdrücken müssen.
Erst widerwillig und langsam, dann immer schneller, stößt sich Alex mit den Füßen vom Boden ab. Wir gewinnen beide nach und nach an Tempo und Höhe.
»Hey, Alex, macht das nicht einen Mordsspaß?«
Seine grauen Augen funkeln gefährlich. Ich weiß, in der Anwesenheit der Kleinen wird er es nicht wagen, mich zu beschimpfen oder mir eine reinzuhauen. Stattdessen beißt er nur wütend die Zähne zusammen und knurrt: »Ja, total super.«
Emma, Timmy und Elena stehen abseits und schauen uns interessiert zu. Die Kinder scheinen langsam aber sicher ihre schlechte Laune zu verlieren, die kleinen Gesichter hellen sich vorsichtig auf. Und auch Elenas Miene hat sich deutlich entspannt. Der schaukelnde Alex entschädigt sie wahrscheinlich für so einiges…
»Guckt mal, Emma und Timmy, ich kann viel höher schaukeln als euer langweiliger Bruder«, rufe ich den Kleinen lachend zu.
»Nein«, brüllen beide Kinder synchron, um im selben Atemzug ihren großen Bruder zu mehr Leistung aufzufordern, »Schneller, Alex! Höher!«
Ich beobachte ihn, wie er genervt noch mehr Schwung holt und versucht, mich an Höhe zu übertreffen. Sein Killerblick bringt mich zum Lachen.
»Hör auf, Bambi!«
»Was mach ich denn?«
»Du lachst mich aus!«
»Das würde ich nie wagen, schließlich bist du doch der große Schaukelkönig.«
»Halt die Klappe!«
»Keiner schaukelt so hoch wie Ihr, großer Schaukelkönig…«
»Bambi, übertreib es nicht…«
»Und niemand sieht dabei so würdevoll und männlich aus…«
»Bambi!«
»Gib es ruhig zu, nachts, wenn alle schlafen, schleichst du dich manchmal raus in den Garten, um eine Runde zu schaukeln. Oder bist du eher der Sandkasten-Typ?«
»Lass es, okay.«
»Nein, warte, du stehst total auf Rutschen, hab ich recht?«
»Bambi…«
»Großer Schaukelkönig?«
»Okay, jetzt reicht's!« Mitten im Schwung springt Alex von seiner Schaukel, lachend mache ich es ihm nach. Wir stolpern beide und brauchen einige Sekunden, ehe wir uns wieder aufgerappelt haben. So schnell ich kann, mach ich mich aus dem Staub. Alex rennt mir hinterher. Im Augenwinkel kann ich noch erkennen, dass die Zwillinge sofort nach unserer Flucht die beiden Schaukeln in Beschlag nehmen – pädagogischer Trick 17: Erfolg auf ganzer Linie.
»Bleib stehen, Bambi, du hast eh keine Chance gegen mich.« Da hat er höchstwahrscheinlich recht. Aber so schnell will ich noch nicht aufgeben.
»Na, dann fang mich doch.« Ziemlich mutig, ihn in so einer Situation zu reizen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass Alex an unserem kleinen Spielchen langsam Gefallen findet. Ich jedenfalls muss zugeben, in meinem Bauch schwirren gerade irgendwelche komischen Glückshormone…
Wir rennen durch den kompletten Garten. Ich voraus, Alex hinterher. Über Blumenbeete und Sträucher, vorbei an der Schaukel, Emma, Timmy und Elena, die sich köstlich über uns amüsieren, Richtung Pool, über die Liegestühle, Marias laute Protestrufe ignorierend, bis zur Einfahrt.
Viel zu spät bemerke ich, dass ich in eine Sackgasse gelaufen bin. Ich kann nicht mehr ausweichen und bleibe schwer atmend stehen. Von der Rennerei sind meine dunklen Haare komplett verstrubbelt. Ich streiche sie mir aus dem Gesicht und drehe mich zu meinem Verfolger um. Auch Alex ist mittlerweile stehen geblieben. Sein schönes, blondes Haar hängt ihm in die Augen, der Brustkorb hebt und senkt sich schnell, er gibt sich Mühe, ruhiger zu atmen. Sehr langsam kommt er auf mich zu.
»So, Bambi, da wären wir also…« Seine Stimme klingt gefährlich, die grauen Augen sind starr auf mich gerichtet, als wolle er mich so
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