Chaosprinz Band 1
drei sitzen mit lustloser Miene um den Sandkasten herum.
»Hi.« Ich geselle mich freundlich lächelnd zu Emma und greife ebenfalls nach einer Schaufel. »Habt ihr Langeweile?«, frage ich und versuche, Timmy in die Augen zu schauen. Doch der Knirps hat den Kopf so weit gesenkt, dass ich nur sein dunkles Strubbelhaar sehen kann. Auf meine Frage hin nicken beide Kinder wortlos.
»Was ist denn los?«
»Sie haben keine Lust, zu spielen.« Elenas Stimme klingt rau und kratzig. Vorsichtig sieht sie mich an und wird gleich wieder rot. Fast scheint es, als würde sie es bereuen, überhaupt etwas gesagt zu haben.
»Warum wollt ihr nichts spielen? Was ist denn normalerweise euer Lieblingsspiel?«
Nun schauen mich beide Kinder an, aber immer noch sagt keiner etwas.
Ich wende mich an Elena. »Was mögen sie denn am liebsten?«
Elena senkt den Kopf, ehe sie leise antwortet: »Eigentlich haben sie immer sehr gerne geschaukelt… aber seit gestern.«
Aha, okay, ich verstehe.
»Es war meine Schuld, ich hätte besser aufpassen sollen…« Elenas Stimme wird immer leiser. Darum also ihre gedrückte Stimmung, sie hat Schuldgefühle.
»Ich bin mir sicher, dass es nicht deine Schuld war, Elena.«
»Ich werde nie wieder schaukeln!«, meldet sich Timmy zu Wort.
»Ich auch nicht«, ruft Emma schnell dazwischen.
»Was sagt ihr denn da? Schaukeln ist doch total super und es macht so viel Spaß. Wenn man sich richtig festhält und nicht zu hoch schaukelt, kann gar nichts passieren. Ihr braucht keine Angst zu haben.« Leider habe ich keine Ahnung, wie ich die beiden Kleinen aufmuntern soll. Meine pädagogischen Sinne sind nicht besonders ausgeprägt.
»Ich habe keine Angst… Ich hab nur nie wieder Lust… ich mag's nicht mehr.« Timmy hat sich aufgerappelt und steht nun wütend vor mir. Okay, sieht so aus, als hätte ich das kleine Mini-Ego des Jungen angekratzt.
»Schaukeln ist doof«, ruft nun auch Emma. Elena lässt bedrückt den Kopf hängen. Mir fallen keine Argumente ein, mit deren Hilfe ich die Fünfjährigen von ihren Ängsten befreien könnte. Also stehe ich seufzend auf und klopfe mir den Sand von der Badehose.
»Mir macht Schaukeln immer noch Spaß«, sage ich und zum Beweis setze ich mich auf das Plastikbrett. Links und rechts halte ich mich an beiden Seilen fest. Mann, wann habe ich denn das letzte Mal auf so einem Ding gesessen? Diese Teile werden auch immer kleiner.
Vorsichtig achte ich darauf, dass meine Beine nicht über den Boden schleifen, denn natürlich ist die Höhe auf die Größe der Zwillinge eingestellt und viel zu niedrig für mich. Trotzdem versuche ich, mich abzustoßen, und schwinge schon bald vor und zurück.
Ich muss zugeben, es macht sogar wirklich Spaß. Meine Haare fallen mir ins Gesicht und ich fange laut zu jubeln an.
»Wow, das ist total super. Ihr verpasst was… echt wahr!« Die Kleinen beobachten mich äußerst misstrauisch. Ich scheine sie noch nicht wirklich überzeugt zu haben.
»Was soll das werden, Bambi?« Plötzlich steht Alex neben Elena. Er hat sich schon wieder erfolgreich angeschlichen.
Mit den Füßen stoppe ich meinen Schwung und starre ihn eindringlich an. »Timmy und Emma finden Schaukeln doof. Sie wollen das nie wieder machen.«
Alex streicht Timmy über den Kopf und der schenkt ihm einen süßen Baby-Hunde-Blick. »Ist es wegen deinem Arm? Hast du Angst?«
»Nein!« Timmy protestiert schnell, zwar weniger vehement als bei mir, aber dennoch sehr bestimmt.
»Warum willst du dann nicht mehr?«
»Weil's doof ist!«
»Nein, Schaukeln ist cool und macht total Spaß!«
Die Zwillinge schauen ihren großen Lieblingsbruder misstrauisch an. Ich sehe deutlich in ihren Augen, dass sie ihm glauben wollen, aber wirklich überzeugt scheinen sie nicht von seinen Argumenten zu sein. Alex seufzt, streichelt Timmy noch einmal über den Kopf und will schon zurück zum Haus gehen, da habe ich plötzlich eine Idee.
»Warte, Alex! Wenn die Kleinen nicht wollen, können wir doch schaukeln… Das macht so viel Spaß.«
Er dreht sich zu mir um und zieht spöttisch eine Augenbraue nach oben. »Ja, klar, Bambi. Spinn ruhig weiter!«
»Willst du nicht? Hast du Angst, du könntest runterfallen?«, stichele ich und muss zugeben, es macht höllischen Spaß, ihn so zu quälen. Schließlich ist er sich der Blicke seiner kleinen Geschwister durchaus bewusst. Sie mustern ihn interessiert und gespannt.
»Hast du Angst, Alex?« Timmys Stimme ist ganz leise. Mit der gesunden Hand greift er nach
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