Chaosprinz Band 2
»Ich hoffe, Sie haben alle gut aufgepasst, das kommt ganz sicher in der Klausur am nächsten Mittwoch dran…«
Na toll. Warum habe ich auch nicht aufgepasst? Ich bin einfach so wahnsinnig müde…
»Leihst du mir deine Notizen?«, frage ich Martin, als wir nebeneinander durch die langen und mittlerweile leeren Fluren schlendern.
»Aber nur, wenn du mir mit Tom hilfst«, murmelt er leise.
»Was meinst du?«
Martin seufzt verzweifelt. »Er ist wirklich anstrengend!«
Ich muss lachen. »Keine Sorge, das regelt sich bestimmt bald.«
Doch so sicher bin ich mir da nicht. Tom ist sehr hartnäckig. Und darum steht er jetzt auch in der Eingangshalle und wartet auf Martin. Neben ihm, in einer sicheren Entfernung von etwa vier oder fünf Metern, Alex. Und zwischen ihnen Lena. Die Arme wirkt leicht verzweifelt.
»Na endlich«, ruft sie uns entgegen. Martin seufzt leise und ich muss unweigerlich grinsen.
»Warum hat das so lange gedauert?«, fragt mich Alex und macht ein finsteres Gesicht.
»Ich freue mich auch sehr, dich wieder zu sehen, mein Engelchen«, zwitschere ich und klimpere mit den Wimpern.
Er verdreht nur die Augen, packt mich am Handgelenk und zerrt mich Richtung Ausgang. Die anderen folgen uns.
»Wollen wir nachher noch was machen, Martin?«, fragt Tom mit lauter Stimme. »Wir könnten DVDs schauen oder Billard spielen oder wir gehen nur was trinken.«
»Hm…«
»Ich habe ein neues Computerspiel, das ist total super. Es geht um einen Agenten, der für die Regierung arbeitet. Er wird auf so eine geheime Mission nach China geschickt und dann…«
»Ich weiß wirklich noch nicht, ob ich Zeit habe«, unterbricht ihn Martin leise.
»Ach, komm schon«, nörgelt Tom ungeduldig. »Ich habe ein paar spannende Filme aus der Videothek ausgeliehen. Horrorfilme. Müssen wir unbedingt schauen. Da kommen so haarige Riesenspinnen drin vor. Voll gruselig. Ich wollte diese Filme schon länger mal sehen, aber gewisse Leute haben sich immer dagegen gesträubt, weil sie sich vor Riesenspinnen fürchten.«
Alex schnaubt leise.
»Ich finde Riesenspinnen auch schrecklich«, meint Lena ernst.
»Klar, du bist ja auch ein kleines Mädchen«, neckt sie Tom. »Aber wenn ein sonst so cooler Kerl bei dem Anblick von ein paar Spinnchen in ein Sofakissen beißt, dann –«
Alex dreht sich ruckartig zu ihm um. »Wenn du ein Problem hast, dann kannst du es ruhig deutlich sagen. Auf deine kindischen Anspielungen habe ich keinen Bock«, zischt er drohend. In seinen Augen blitzt Wut.
»Nö, dir habe ich überhaupt nichts zu sagen«, meint Tom betont desinteressiert und kühl. »Ich unterhalte mich gerade mit meinem Kumpel Martin. Wir überlegen, was wir heute unternehmen können.«
Martin kratzt sich hilflos am Kopf.
»Vielleicht hockt ihr euch in seinen Keller und schaut seiner Eisenbahn zu, wie sie immer und immer wieder im Kreis herumfährt«, spottet Alex. »Würde sehr gut zu deinem Intellekt passen.«
Tom schnaubt und macht einen wütenden Schritt auf Alex zu. Lena und ich reagieren gleichzeitig.
»Hey Jungs, macht euch jetzt nicht lächerlich«, warnt sie Lena ernst.
»Weißt du was?«, sagt Tom und ignoriert Lena, die sich vor ihn gestellt hat. Er starrt Alex über ihren Kopf hinweg an. »Vielleicht machen wir das. Einer Eisenbahn dabei zuzusehen, wie sie im Kreis fährt, ist immer noch interessanter, als deinen ewigen Monologen zuzuhören. Denn um ehrlich zu sein, es ist mir so ziemlich egal, ob Bambi jetzt in dem grauen oder in dem grünen Pullover süßer aussieht…«
Erschrocken zuckt Alex zusammen. Selbst im dunklen Dämmerlicht sind die rosigen Flecken auf seinen Wangen deutlich zu erkennen. Ich bin gerührt und glücklich, schäme mich aber auch gleichzeitig ein bisschen, ohne zu wissen, warum.
»Du hast ja keine Ahnung, wovon du redest«, zischt Alex zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Nein, natürlich nicht«, schnaubt Tom wütend. Er schiebt sich an Lena vorbei und verschwindet eilig in der Dunkelheit.
»Warte, Tom!« Lena schenkt mir noch einen kurzen Blick zum Abschied, dann folgt sie Tom gemeinsam mit Martin, der immer noch reichlich verwirrt zu sein scheint. Alex und ich bleiben alleine zurück.
»Dieser Volltrottel!«, faucht Alex aufgebracht. »Was bildet der sich eigentlich ein?«
»Bitte beruhige dich.«
»Ich will mich nicht beruhigen. Ich habe genug andere Dinge im Kopf, da kann ich seine Kindereien echt nicht brauchen.«
»Alex«, seufze ich leise. »Du kennst ihn doch schon so
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