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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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wandert zwischen Ma, mir und Kim hin und her. »Was ist hier los?«
    »Wir besuchen Tobi«, erklärt Ma und tut, als sei diese Situation so selbstverständlich, wie das Amen in der Kirche und der alte Pfarrer, der nach dem Gottesdienst die kleinen Ministranten befummelt…
    »Wir?«
    Kim streckt Pa seine Hand entgegen. »Hallo, ich bin Kim Einsele.«
    Pa macht ein verstehendes Gesicht und schüttelt Kims Hand. »Hallo, schön, Sie mal kennenzulernen. Aber ich dachte, dass mit Ihnen und Tobi wäre –«
    »Ist es auch«, werfe ich schnell ein.
    »Aber wir arbeiten daran«, ergänzt mich Ma und gießt jedem einen kräftigen Schluck des frisch aufgebrühten Kaffees ein.
    Mir bleibt kurz die Luft weg vor Empörung. Ich spüre, wie sich meine Wangen verfärben. Heiß und rot beginnen sie zu glühen. Am liebsten würde ich Ma anschreien, Kim aus der Wohnung werfen und mich in Noresund verkriechen. Nein, am besten sogar unter Noresund…
    »Erzähl Tobi doch mal von dem Wochenende in Frankfurt – das klang sehr interessant«, fordert Ma Kim auf und nippt an ihrem dampfenden Kaffee. Ich will nix von Kims Wochenenden hören.
    »Ja, also, ich war am letzten Wochenende in Frankfurt auf der Buchmesse…« Kim erzählt ungerührt weiter.
    Ma lauscht ihm hingerissen, ich sitze einfach nur da und warte auf den Tod und Pa mustert Kim misstrauisch, als würde er erwarten, auf seiner Stirn einen schriftlichen Hinweis auf charakterliche Schwächen zu finden.
    Die Türklingel unterbricht Kims Monolog. Jauchzend springe ich auf.
    »Das müssen die Zeugen Jehovas sein…« Ich stürme aus der Küche und eile zur Wohnungstür. Die Zeugen Jehovas sind etwas über einen Meter groß und haben sich scheinbar auf ein längeres Gespräch eingestellt, denn sie tragen ihre Schlafsäcke mit sich herum.
    »Hey ihr Süßen«, rufe ich überrascht und gehe in die Knie, um die Zwillinge leichter in die Arme schließen zu können. »Was macht ihr denn schon hier? Seid ihr ganz alleine hergekommen?«
    »Ja. Timmy ist auf seine Harley Davidson gestiegen, hat Emma und seinen Lieblingsteddy Amadeus hinter sich Platz nehmen lassen und dann sind sie mal eben hierher gedüst. Ganz alleine.«
    Ich kenne diese tiefe, kühle Stimme… diesen spöttischen Ton… diesen Sarkasmus… Erschrocken blicke ich auf und sehe direkt in zwei graue Augen.
    »Hallo.« Alex lehnt an der weißen Wand des Treppenhauses.
    »Alex hat uns hergefahren«, erklärt mir Timmy überflüssigerweise. »Ich kann doch gar nicht Hally Davy fahren…« Dann dreht er sich mit gerunzelter Stirn zu Alex um. »Was ist Hally Davy?«
    Alex lächelt. »Eine Harley Davidson ist ein Motorrad.«
    »Oh«, macht Timmy. »Ich kann bloß Fahrrad fahren.«
    »Aber mit Stützrädern – ich kann schon ohne«, ruft Emma aufgeregt dazwischen.
    »Gar nicht wahr«, beschwert sich Timmy trotzig.
    »Ist doch nicht schlimm«, beruhige ich beide. »Es gibt sogar Erwachsene, die nicht Fahrrad fahren können.«
    Die Zwillinge sehen mich schockiert an. Sie können es fast nicht glauben. Ich spüre Alex' giftigen Blick, der auf mir ruht, und wechsle schnell das Thema.
    »Dann kommt mal rein, ihr beiden. Pa freut sich schon total auf euch. Er hat lauter leckere Sachen zum Naschen gekauft.«
    Die Kleinen treten unsicher näher, gehen schließlich an mir vorbei und schauen sich ein bisschen ängstlich in dem fremden, dunklen Flur um.
    »Also, herzlichen Dank fürs Bringen und man sieht sich ja wahrscheinlich heute Abend auf Toms Party. Ich habe gehört es gibt wieder Muffins? Martin ist schon ganz aus dem Häuschen. Also, bis dann, tschüss!« Ich will die Tür schließen, doch Alex drückt die Hand dagegen und hindert mich so an meinem Vorhaben.
    »Du bittest mich nicht rein?«, fragt er und seine Augen verengen sich zu Schlitzen. Unter seinem prüfenden Blick wird mir unangenehm heiß.
    »Ich dachte, du hättest es sehr eilig…«
    »Was ist? Warum soll ich nicht in eure Wohnung kommen? Hast du was zu verbergen?« Plötzlich wird sein Gesichtsausdruck noch viel, viel finsterer. »Hast du Besuch?«
    »Nein«, nuschle ich und frage mich im selben Augenblick, warum, verdammt noch mal, ich ein dermaßen schlechtes Gewissen habe. Dafür gibt es doch gar keinen Grund.
    »Du lügst«, faucht er leise.
    »Ähm, meine Ma ist da…«, stottere ich unsicher. »Und sie hat jemanden mitgebracht…«
    Timmy, der unser Gespräch nur zur Hälfte verfolgt und beinahe nichts davon verstanden hat, fragt neugierig: »Einen kleinen Hund?«

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