Chaosprinz Band 2
Bettvorlegern ja zu seinen Prinzipien«, wirft Jens grinsend ein. »Ist zumindest sehr interessant. Und viel aufregender als die Rettung des Regenwaldes.«
Uwe stößt ihm den Ellenbogen in die Rippen. Ich kaue auf meinem Kuchen herum und sehe Marc schuldbewusst und mit roten Wangen an.
Manus große, warme Hand streichelt mir zärtlich über den Kopf. »Ich habe ihn ja kennenlernen dürfen. Er liebt dich sehr. Vielleicht sogar mehr, als du dir vorstellen kannst. Auf jeden Fall viel mehr, als er dir zeigt. Und dich hier zurückzulassen, fällt ihm mit Sicherheit wahnsinnig schwer. Aber was soll er tun? Hier bleiben und unglücklich sein?«
Ich habe kein logisches Argument, dass ich Manu an den Kopf werfen könnte. Ich habe überhaupt keine Argumente mehr…
Oder hat Marc recht und es gibt Momente im Leben, in denen die Liebe schwach im Hintergrund bleiben muss, in denen es ihr an Stärke und Durchsetzungskraft fehlt? Ist die Liebe am Ende nicht die Königin des Reiches, sondern nur eine kleine Bürgerin unter vielen? Gibt es Kämpfe, die sie verloren hat, noch bevor die Schlacht richtig begonnen hat?
Warum fällt es so schwer, das zu akzeptieren? Warum kann ich mich an den Gedanken einer untergeordneten Liebe nicht gewöhnen?
***
München ist eine sehr gefährliche Stadt. Besonders für einen kleinen Jungen , der viel zu viel Kuchen gegessen hat und jetzt von ziemlichen Magenschmerzen geplagt wird. Und weil meine Freunde dieser Meinung sind, haben sie beschlossen, mich gemeinsam nach Hause zu begleiten. Marc hat mir seine Handschuhe geliehen, wofür ich jetzt auch sehr dankbar bin. Es ist wirklich bitterkalt.
Nach zwanzig Minuten haben wir das Haus erreicht, in dem ich seit einigen Wochen mit Pa lebe. Vor der Eingangstür parkt ein Wagen, der mir auf eine kribbelige Art und Weise bekannt vorkommt.
»Ich glaube, Alex wartet auf mich«, nuschle ich und kann sofort mein Herz gegen den Brustkorb hämmern hören. Mir ist, als würde mich ein Stromschlag durchzucken. Ich bekomme eine Gänsehaut, meine Eingeweide spielen verrückt und mir wird ganz fürchterlich warm.
»Eine neue Runde auf dem Bettvorleger, was?«, spöttelt Marc und mustert mich aus zusammengekniffenen Augen. »So wirst du niemals ernst genommen.«
»Ich habe nicht vor –«, hasple ich nervös und bereue mittlerweile sehr, Marc und den anderen von dem Sex mit Alex erzählt zu haben.
»Keine Ausreden«, fährt mir Marc über den Mund. »Die glaubt dir doch eh keiner.« Er deutet auf das graue Haus. »Ich gehe da jetzt mit rein und passe auf, dass deine Hormone nicht wieder die Kontrolle übernehmen.«
Ich protestiere entschieden, doch Marc interessiert das nicht im Geringsten. Er befiehlt mir, mich von Manu und den anderen zu verabschieden, und schiebt mich dann Richtung Haustür.
»Und was ist mit dir, Marc?«, will Uwe wissen. »Wie kommst du nach Hause?«
»Ich werde gehen«, schnaubt Marc entnervt. »Ein Bein vor das andere. Klappt normalerweise recht gut.«
»Und wenn ein Mörder kommt?«, stichelt Janosch grinsend.
»Dann gebe ich ihm deine Adresse«, faucht Marc gereizt und schließt die Haustür hinter uns.
Im Treppenhaus ist es dunkel.
»Lichtschalter?«, fragt Marc.
Wir tasten uns suchend die Wand entlang, finden aber keinen Schalter und so steigen wir vorsichtig die Stufen nach oben und erinnern dabei wahrscheinlich sehr an blinde Maulwürfe.
»Du brauchst nicht mitzukommen«, flüstere ich in die Finsternis.
»Oh doch.«
»Was willst du denn machen? Neben uns sitzen und jedes Mal, wenn wir uns berühren, Geht auseinander! brüllen?«
»Wenn es sein muss«, murmelt Marc hinter mir. »Aber die Brüllerei ist mir zu anstrengend, ich habe viel eher an Elektroschocks gedacht.«
»Sadist«, zische ich.
»Schwanzgesteuertes Kind«, faucht Marc. Dann bleibt er auf einmal stehen.
»Hast du das gehört?« Tatsächlich, in der Dunkelheit des unteren Stockwerks bewegt sich etwas… oder jemand.
»Der Mörder«, flüstere ich Marc ins Ohr und kichere leise. Er findet das aber scheinbar gar nicht witzig, klammert sich an meinen Arm und zieht mich hastig weiter.
Die Schritte kommen näher. Große, schwere Schritte. Nun können wir schon einen pechschwarzen Schatten erkennen. Er kommt auf uns zu. Mein Arm wird langsam taub, weil mir Marc die Blutzufuhr abdrückt und dann…
»Buhhh!«, ruft der schwarze Unbekannte mit tiefer Stimme.
Marc und ich kreischen beide sehr unmännlich und auf einmal wird es hell. Manu steht lachend vor
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