Chaosprinz Band 2
einmal.
»Ist okay«, nuschelt er und nimmt mich wieder in den Arm. Ich seufze erleichtert. »Soll ich jetzt die Jungs holen?«, fragt Marc. »Sie machen sich sicher schon Sorgen um dich.«
Ich schniefe noch einmal geräuschvoll, wische mir mit dem Taschentuch über die Augen und streiche mir das wirre Haar aus dem Gesicht.
»Hm… also gut«, murmle ich. »Wie sehe ich aus?« Mit unsicherem Blick schaue ich Marc ins Gesicht.
Marc mustert mich kurz, dann beißt er sich auf die Unterlippe und zwingt sich zu einem Lächeln. »Entzückend, wie immer.«
Ich verdrehe die Augen und kann nicht verhindern, dass ich kurz grinsen muss. Marc strubbelt mir durchs Haar und steht dann auf, um die anderen zu holen. Ich lasse mich zurück in die weichen Kissen fallen und starre wartend zur Decke.
Marc hat die Jungs zu einem gemütlichen DVD-Abend eingeladen. Janosch und er haben heute Nachmittag die ersten Adventsplätzchen gebacken und dabei ist ihnen aufgefallen, dass sie schon länger nichts mehr mit der gesamten Clique unternommen haben. Die Trennung von Marc und Manu hat die Gruppe ein bisschen gespalten. Und dann war da ja auch noch die Geschichte mit Jens…
Aber Manu und Marc sind inzwischen wieder in der Lage, einen Abend lang in ein und demselben Raum auszuhalten. Und was Jens betrifft, so hat sich auch diese Sache geregelt. Stillschweigend und ohne große Diskussionen. Jens weiß, dass die Nacht mit Marc für diesen nichts bedeutet hat und dasselbe gilt für Manu. Die drei kennen sich schon so lange und sie sind sich über die Gefühle der jeweils anderen vollkommen im Klaren.
Ich weiß nicht, wen ich mehr bewundern soll: Manu, weil er seinem Freund keinen Vorwurf macht und sich nicht von ihm hintergangen fühlt, oder Jens, der seine Niederlage akzeptiert und sich der Beziehung seiner beiden Freunde nicht in den Weg stellen will. Wenn sich hochkomplizierte Sachen immer so friedlich, leicht und schnell klären würden, wäre ich wirklich sehr froh.
Es klopft an der Zimmertür.
»Ja?« Ich drehe den Kopf und lächle, als die Jungs mit sorgenvollen Mienen in den Raum treten.
»Wie geht's dir, Baby?«, fragt mich Janosch mit sanfter Stimme.
Ich zucke schwermütig die Schultern. »Ich glaube, ich muss sterben.«
»Och Gottchen!« Janosch beißt sich mitfühlend auf die Unterlippe und setzt sich sofort zu mir aufs Bett.
»Möchtest du vielleicht noch einen Schokomuffin essen, bevor du von uns gehst?«, fragt mich Manu lächelnd und wackelt mit dem Gebäck vor meiner Nase herum. »Ich habe gehört, mit vollem Magen stirbt es sich viel besser.«
»Du nimmst mich nicht ernst«, murmle ich beleidigt und reiße ihm den Muffin aus der Hand.
»Oh doch«, meint Manu und zwingt sich zu einem ernsten Gesichtsausdruck. »Ich würde mich doch niemals über einen Menschen lustig machen, der auf dem Sterbebett liegt.«
»Ärgere ihn nicht«, meint Janosch tadelnd und drückt mich schützend an seine schmale Brust. »Siehst du denn nicht, wie er leidet? Armes Baby.«
Marc lässt sich seufzend neben Janosch aufs Bett gleiten.
»Okay, sei nicht sauer«, bittet mich Manu mit sanfter Stimme. »Erzähl uns, was passiert ist.«
In wenigen Worte wiederhole ich meine Geschichte.
»Telefonsex ist eine nette Sache«, versucht mich Jens anschließend aufzumuntern. Die anderen werfen ihm tadelnde Blicke zu.
»Ich will keinen Telefonsex!«, quengle ich. »Ich will richtigen Sex!«
»Jetzt gleich?«, fragt Jens amüsiert und wackelt vielsagend mit den Augenbrauen.
»Jens«, zischt Marc entrüstet und wendet sich dann wieder mir zu. »Tobi, niemand zwingt dich, die Situation einfach nur so hinzunehmen. Auch du darfst wählen und dich entscheiden. Ein sauberer, klarer Schlussstrich kann manchmal gesünder sein als ewiges Leiden.«
Ich lausche seinen Worten und senke betroffen den Kopf. »Alex tut mir gut…«, hauche ich. Marc seufzt.
»Lass ihn, Marc«, meint Uwe lächelnd. »Er ist verliebt.«
»Wie reagiert denn Alex auf deinen Kummer?«, will Manu wissen.
»Er sagt, er würde mich lieben«, gebe ich leise zu. »Aber wenn ich mit ihm diskutieren will, dann nimmt er mich in den Arm, küsst mich und schläft mit mir auf dem Bettvorleger…«
»Was?« Marc sieht mich entsetzt an. »So wirst du es nie schaffen, deinen Standpunkt klarzumachen. Wo sind deine Prinzipien?« Marc ist ehrlich entrüstet und scheint langsam an dem Erfolg seiner Erziehungsmethoden zu zweifeln – geht mir schon längst so.
»Vielleicht gehört Sex auf
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