Chaosprinz Band 2
Finger oder streichelte ein bisschen über den Stoff meiner Jeans.
Ich war kaum in der Lage, den Gesprächen zu folgen. Die Gesichter meiner Familie verschwammen immer wieder vor meinen Augen. Ich musste meine Gabel zur Seite legen, da meine Hände angefangen hatten, zu zittern. Der Appetit war mir sowieso vergangen.
Ich wollte nicht mehr essen, ich wollte nicht mehr hier herumsitzen, ich wollte… ich wollte mit Alex allein sein… Vollkommen allein. Ich wollte mit ihm schlafen. Seit Monaten war ich schon von diesem Wunsch gequält worden. Ich konnte nicht mehr warten…
Doch leider musste ich meine Begierden hinten anstellen und brav das Ende unseres festlichen Familienessens abwarten. Nach zwei Stunden endete unser Abendessen. Wir waren alle satt und überaus glücklich. Tom verabschiedete sich.
»Wir sehen uns ja morgen Abend. Ich komme am Nachmittag kurz vorbei und bringe die Getränke.« Er bedankte sich höflich bei Pa und Bettina für die Einladung und machte sich auf den Weg zur nächsten Trambahnstation.
Da wir sieben Personen waren und nicht alle in ein Auto passten, mussten wir uns aufteilen. Bettina fuhr mit den Zwillingen und Maria in einem Wagen und Pa mit Alex und mir in dem anderen. Zwanzig Minuten später hält Pa den Daimler vor unserer Wohnung.
»Okay, dann sehen wir uns morgen zum Frühstück«, sagt er und schaut mich an. »Wenn ihr etwas braucht, ruft einfach an.«
»Ja.« Ich nicke.
Wir steigen aus. Alex öffnet den Kofferraum und holt sein Gepäck.
»Einen schönen Abend wünsche ich euch…« Pa lächelt. Er startet den Motor und setzt den Blinker.
Wir winken ihm hinterher. Als der Daimler um die Ecke biegt, atmen wir beide erleichtert aus. Ich drehe mich langsam zu Alex um.
»Also…«, sage ich und verfluche meine roten Wangen. »Willkommen zu Hause.« Mit einer unsicheren Geste deute ich auf die graue Fassade des Hauses.
Alex grinst noch immer. Er legt sich den Gurt seiner Tragetasche über die Schulter und greift nach dem Griff des Koffers. Ich schließe die Haustür auf.
Ich versuche, ihm so gut es geht mit dem Gepäck zu helfen. Wir sind beide ziemlich außer Atem, als wir oben ankommen. Keuchend stehen wir einander gegenüber und sehen uns in die Augen.
»Willst du aufschließen?«, frage ich ihn schließlich leise. »Ist ja auch deine Wohnung.« Ich reiche ihm den Schlüssel.
Alex ergreift ihn, ohne dabei seinen Blick von mir zu nehmen. »Bist du dir sicher, dass wir das hinbekommen, Bambi?«
»Was?«
»Zusammen wohnen. Als Paar. Nur wir zwei.«
Ich erwidere seinen forschenden Blick.
»Wir haben doch schon darüber gesprochen«, hauche ich nervös. »Pa zieht zurück zu Bettina und den Kindern und wir bekommen die Wohnung… Das ist doch perfekt.«
Alex schweigt.
»Bekommst du auf einmal kalte Füße?«, frage ich ihn ängstlich und in meinem Magen breitet sich ein kaltes, flaues Gefühl aus.
»Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Ich habe keine Zweifel. Aber das Zusammenleben kann kompliziert sein. Ich habe die ein und andere Angewohnheit, die das Leben mit mir nicht gerade einfach macht«, meint er lächelnd.
»Aber das weiß ich doch. Ich kenne deine ganzen negativen Eigenschaften und ich komme schon damit klar, dass du so launisch und stur bist…«
»Ich sprach eigentlich eher von meinem ausgeprägten Ordnungssinn, aber schön, dass wir auch einmal über die anderen Punkte gesprochen haben«, unterbricht mich Alex beleidigt.
Ich unterdrücke ein Lachen und mache rasch einen Schritt auf ihn zu.
»Sorry«, nuschle ich mit schuldbewusster Miene. »Ich will mit dir zusammenziehen. Und ich freue mich auf unsere gemeinsame Zeit, deinen Putzfimmel und alle deine Launen.«
Alex lässt es zu, dass ich beide Arme um seinen Nacken schlinge.
»Und außerdem übernimmt Pa die Miete der Wohnung, das müssen wir doch einfach ausnutzen, oder?«
Alex nickt. Sekundenlang schauen wir uns einfach nur an. Unsere Blicke halten sich. Sie halten sich fest umklammert. Er beugt sich zu mir herunter.
Unsere Münder öffnen sich fast sofort bei der Berührung unserer Lippen. Die Zungen schnellen hervor, sie stoßen aneinander, umspielen sich gierig, feucht und heiß. Ich schmecke ihn, rieche ihn, höre ihn atmen und ich fühle ihn… fühle ihn unter meinen Fingerspitzen, fühle ihn in meinen Armen, an meiner Brust…
Meine Sinne glühen. Sie werden alle gleichzeitig beansprucht und ich weiß nicht, auf welches Gefühl ich mich zuerst konzentrieren soll. Es wird zu viel. Es wird
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