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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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hatten noch keine Zeit, es euch zu sagen, aber…«, stammelt Pa an Alex und Maria gewandt. »Tobi hat uns gestern verkündet, dass er…« Er seufzt sehr tief. Es ist einfach viel zu schrecklich, er bringt es nicht über die Lippen.
    Ich beobachte beide. Maria beißt sich auf die Unterlippe, um nicht laut zu kichern, und Alex blinzelt nicht einmal mit den Wimpern.
    »Ich bin schwul«, helfe ich Pa, da er diese entsetzliche Wahrheit einfach nicht aussprechen kann. Maria stößt einen schauspielerisch nahezu perfekten Schreckensschrei aus und presst sich beide Hände auf den Mund.
    »Nein, das kann doch nicht wahr sein«, kreischt sie. »Wehe, du spannst mir die Jungs aus und Finger weg von meinem Make-up, das teile ich nicht!«
    Ich muss lachen und sie schafft es auch nicht, lange ernst zu bleiben. Pa und Bettina sind nun ehrlich verwirrt.
    »Ihr habt es gewusst?« Bettina blickt zwischen Maria und Alex hin und her.
    »Du auch?« Pa starrt Alex entgeistert an.
    »Nö, ich hab's nicht gewusst«, meint Alex trocken. »Ich bin fürchterlich erschüttert.« Dann senkt er den Kopf wieder und widmet sich mit ernsthafter Feierlichkeit seinem Frühstück.
    »Hast du es ihnen gesagt?«, fragt mich Pa überrascht.
    »Ich habe ihn in einem meiner Kleider erwischt. Er hat gesagt, er müsste für ein Theaterstück proben, aber ich wusste natürlich gleich, was los ist«, neckt mich Maria frech.
    »Eine glatte Lüge, glaubt ihr kein Wort.« Ich grinse.
    »Warum habt ihr uns denn nie etwas gesagt?« Bettina kann es immer noch nicht glauben.
    »Warum sollten wir? Das ist doch eine Sache zwischen euch und Tobi, oder?«, meint Alex ernst.
    »Also, ich finde es ganz wunderbar, dass die Geschwister so zusammenhalten.« Martha hat einen großen Teller mit belegten Brötchen hergerichtet, den sie nun in die Mitte des Tisches abstellt. Sie strahlt uns drei voll warmer Zuneigung an. Wir erwidern ihr Lächeln.
    »Und ihr… Also, ihr findet das total in Ordnung?« Pa mustert vor allem Alex.
    »Wenn wir sagen, dass wir es scheiße finden, schickt ihr ihn dann in ein Bootcamp?«, fragt Maria spöttisch.
    »Nein, so war das natürlich nicht gemeint«, korrigiert sich Pa schnell. »Ich dachte nur…« Wieder ein Blick auf Alex.
    »Was ist denn? Hast du erwartet, dass Alex nun seine Springerstiefel anzieht und an der nächsten Straßenecke mit einem Baseballschläger auf mich wartet?«, zische ich bissig.
    »Wenn ihr es wirklich möchtet, dann werde ich das natürlich machen.« Alex nickt sehr ernst. Ich muss grinsen.
    »Alex, wenn ich du wäre, dann würde ich Tobi kein Haar krümmen, sonst gibt's Ärger mit Kim«, erinnert ihn Maria mit wichtiger Miene.
    »Kim?«, fragt Bettina überrascht. »Ihr kennt Tobis Freund?«
    Maria nickt schnell und tut sehr wichtig. »Ja, wir kennen ihn. Er ist attraktiv, stark und männlich, nicht wahr, Alex?« Sie stößt ihrem Bruder den Ellenbogen in die Seite.
    »Hm, ja, soweit ich das sehen konnte, war er männlich«, meint Alex, versprüht dabei aber nicht einmal einen Protzentsatz der Begeisterung, mit der Maria um sich schleudert.
    »Er hat dunkelblonde Haare und blaue Augen und Grübchen und Muskeln und…«, zählt Maria eilig auf.
    Ich bin sehr überrascht, wie gut sie das Äußere meines Freundes kennt. Die beiden haben sich doch nur zweimal gesehen. Hat Kim einen dermaßen großen Eindruck auf sie gemacht? Oder liebt sie es einfach nur, ihrem Bruder die Vorzüge meines Freundes unter die Nase zu reiben?
    Bettina und Pa haben Marias Ausführungen nur stumm gelauscht und sind nun ziemlich perplex.
    »Also schön.« Bettina lächelt schwach. »Dann freuen wir uns darauf, deinen Freund auch bald mal kennenzulernen. Ich meine, wenn Maria schon so von ihm schwärmt. Ich muss gestehen, jetzt bin ich auch etwas neugierig.« Sie grinst.
    Pa will uns scheinbar nicht verraten, ob er neugierig ist, oder nicht. Ich denke nicht, dass Kims Muskeln oder seine Grübchen ihn in Begeisterung versetzen werden. Er ist einfach nicht der Typ, der bei blauen Strahleaugen zu kreischen anfängt.
    Vielleicht lässt er sich aber von sehr guten Abiturnoten und einer Karriere als Amateurfußballer überzeugen. Das sind doch zwei solide Männerthemen über die man reden kann, ohne Angst haben zu müssen, plötzlich vor einer großen Mauer des Schweigens zu stehen.
    Hm, aber warum mache ich mir über diese Szenarien Gedanken? Wer weiß, wie lange ich überhaupt noch einen Freund habe, den ich meinen Eltern vorstellen kann.

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