Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
Vom Netzwerk:
als ich sie auf Marcs Arm lege und ihn zärtlich zu streicheln beginne.
    »Im Endeffekt stellte sich heraus, dass nicht er der oberflächliche Feigling war, sondern ich…« Marc lacht traurig.
    »Wann hast du das bemerkt?«, frage ich ihn leise.
    »Hm, wir waren in der zwölften Klasse – so wie du jetzt – und hatten eine Art Projektwoche. Berufsorientierung lautete das Thema. Ich absolvierte ein einwöchiges Praktikum in der Tierklinik von Manus Vater.«
    »Da, wo ihr jetzt auch arbeitet?«
    »Ja.« Marc nickt. »Und natürlich habe ich ihn so auch häufiger gesehen.«
    »Und ihr habt euch verliebt…«, schlussfolgere ich lächelnd. Marc schweigt. »Wie ist es passiert?« Ich rutsche unruhig auf dem Sofa hin und her. Meine Neugierde ist geweckt.
    »Ach, Tobi«, seufzt Marc und rührt gedankenverloren in seiner Teetasse herum. »Das ist doch unwichtig.«
    »Finde ich nicht«, widerspreche ich sofort.
    »Ich weiß gar nicht mehr so richtig, wie das damals war.« Er versucht, mir auszuweichen.
    »Lügner.«
    Er wirft mir einen bösen Blick zu, muss dann aber doch ein bisschen grinsen.
    »Erzähl!«, fordere ich und zupfe an seinem Hemdsärmel herum.
    Marc seufzt. »Lass uns über was anderes reden«, meint er leise. »Bitte!«
    Seine Augen glänzen, die ruhige Flamme der Kerze spiegelt sich in ihnen. Ich will ihn nicht quälen.
    »Okay, dann wechseln wir eben das Thema.« Ich zwinge mich zu einem lockeren Lächeln. Über was könnten wir sprechen? Ich muss ihn irgendwie ablenken… Und schon bin ich mit meinen Gedanken wieder bei Alex.
    »Er nennt mich immer Bambi «, erzähle ich Marc mit verträumter Stimme.
    »Was? Wer?« Marc ist ein bisschen langsam, er kann mir nicht so schnell folgen.
    »Alex. Er sagt immer Bambi zu mir. Das hat er von Anfang an gemacht. Habe ich dir das noch nicht erzählt?«
    »Nein«, meint Marc. »Ein süßer Spitzname.«
    »Bin ja auch süß«, nuschle ich grinsend.
    »Naja«, murmelt Marc.
    Ich boxe ihm in die Seite. »Wie würdest du mich nennen?«, frage ich.
    »Pinocchio«, kommt es von Marc wie aus der Pistole geschossen.
    »Idiot«, murre ich beleidigt. »Es gibt eben Dinge, die darf man den betreffenden Personen nicht erzählen.«
    »Wenn du meinst.«
    Ja, das meine ich. Oder soll ich Bettina berichten, dass sie betrogen worden ist? Soll ich Ma erzählen, wie schlecht ich mit Pa zurechtkomme? Soll ich Kim beichten, dass ich einen anderen liebe? Und soll ich Alex verraten, dass ich seinen Vater getroffen habe? Selbstverständlich ist dies alles die Wahrheit. Doch man muss vorsichtig sein. Die Wahrheit kann eine Bombe sein und man sollte aufpassen, wie man mit ihr umgeht, wie man sie anfasst und wen man mit ihr bewirft… Ich will niemanden verletzen.
    »So einfach ist das alles nicht«, meine ich leise und mehr zu mir selbst als zu Marc.
    »Ich weiß«, seufzt er müde.
    »Und irgendwie wird immer alles noch komplizierter.« Ich greife nach Marcs Hand und lege sie sanft in meine. »Alex und ich haben uns wieder geküsst.«
    »Was?«, fragt Marc entsetzt. Seine dunklen Augen mustern mich prüfend. Ich rutsche unruhig hin und her.
    »Wann, wie, wo?«
    »Ist doch unwichtig… Es war sehr schön, das ist alles, was zählt«, meine ich leise.
    »Und nun, wie geht es weiter?«
    Diese Frage stelle ich mir selbst schon die ganze Zeit. Ich hasse sie und ich habe nicht einmal den Hauch einer Antwort parat. Missmutig zucke ich mit den Schultern.
    »Toll, Tobi, wirklich ganz toll«, schnaubt Marc und schüttelt den Kopf. »Du rennst mit offenen Augen von einer Katastrophe in die nächste.«
    »Tu ich gar nicht«, verteidige ich mich trotzig.
    »Ach, nein? Und was soll das Ganze dann? Was ist mit Kim? Du bist immer noch in einer Beziehung, vergiss das nicht. Bist du dir eigentlich im Klaren darüber, wie sehr du ihn verletzen kannst?« Marc sieht mich aufgebracht an.
    Ob er an den Schmerz denkt, den Manu ihm damals zugefügt hat? Ich fühle mich ganz klein, winzig klein, wie ein Mäuschen. Das schlechte Gewissen hält seinen großen, dicken Daumen auf meinen Kopf und drückt mich erbarmungslos nach unten.
    »Ich mag Kim, aber… nicht mehr.« Schuldbewusst senke ich den Blick. Um mich abzulenken, spiele ich mit Marcs Fingern.
    »Das ist keine Entschuldigung«, fährt mich Marc scharf an.
    »Ich weiß«, gebe ich kleinlaut zu. »Ich habe mir unsere Beziehung ganz anders vorgestellt, ich habe mir ihn ganz anders vorgestellt. Er ist nicht der Traummann, den ich als Teenie so sehr verehrt

Weitere Kostenlose Bücher