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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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leise.
    »Ja.«
    »Erzähl!«
    »Und wenn ich keine Lust habe?«
    »Dann werde ich dich so lange piesacken, bis meine Neugierde endlich gestillt ist.«
    Er seufzt, atmet ganz tief ein und wieder aus, dann räuspert er sich.
    »Also gut… Ich war, glaube ich, sechzehn, als meine Homosexualität entdeckt wurde.«
    »Was ist passiert?«
    »Wir waren in England. Klassenfahrt. Auf der Abschiedsparty küsste ich einen der englischen Schüler. Man hat uns in der Besenkammer erwischt – mehr als peinlich.« Ich spüre, wie er ein bisschen den Kopf schüttelt.
    »Warst du in den Typen verliebt?«, frage ich neugierig und stelle mir Marc in einer Besenkammer vor.
    »Nein… oder vielleicht ein kleines bisschen, aber nicht richtig.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Wir sind am nächsten Tag nach Hause gefahren. Natürlich war dieses Ereignis Gesprächsthema Nummer eins. Ich musste mir eine Menge Beleidigungen und Beschimpfungen anhören.« Wieder diese Bitterkeit in seiner Stimme.
    »Und deine Freunde?«, fragte ich unsicher.
    Marc lacht kurz und freudlos. »Ich hatte in der Schule keine Freunde«, meint er trocken. »Außer Jens natürlich, aber Jens war selbst ein Außenseiter. Wir bekamen eigentlich ständig eins in die Fresse.«
    »Echt?« Ich bin schockiert.
    »Ja. Ich verbrachte meine Zeit eben lieber mit anderen Leuten. Leuten, die weniger angepasst und dafür ehrlicher waren.«
    »Und das Mobbing hat dich nicht gestört?« Ich glaube, ich könnte nicht jeden Tag in die Schule gehen, wenn ich ständig befürchten müsste, verprügelt zu werden.
    »Ich hatte keine Angst«, erwidert Marc stolz. »Sollten sie mich eben schlagen, unterdrücken konnten sie mich nie. Ich habe nicht einmal vor ihnen um Gnade gewinselt oder angefangen, zu heulen.«
    Ich richte mich etwas auf und mustere ihn voller Bewunderung. »Wirklich?«, hauche ich.
    »Ich empfand diesen Typen gegenüber nur Verachtung und Abscheu. Sie waren respektlose, eindimensionale, dumme Kinder.«
    »Ganz schön mutig«, gebe ich leise zu.
    Marc zuckt ein bisschen mit den Schultern. »Mutig, stur… Es war einfach eine Art Selbstschutz.«
    »Und Manu?«, frage ich zögerlich. »Er war doch auch in deiner Klasse…«
    Marc antwortet nicht sofort. Der wunde Punkt.
    »Ich hatte überhaupt nichts mit ihm zu tun«, meint er schließlich mit rauer Stimme. »Wir gingen zwar in dieselbe Klasse, hatten aber keinen Kontakt.« Er seufzt. »Ich konnte ihn nicht leiden.«
    »Warum nicht?« Ich bin verblüfft, wie kann man denn jemanden wie Manu nicht leiden?
    »Keine Ahnung, ich fand ihn einfach nur ätzend.« Marc lacht leise. »Er war all das, was ich nicht war: beliebt, sportlich und immer nett. Manu spielte Fußball, ging am Wochenende mit Freunden zum Bowling, engagierte sich in der Schule und kam mit absolut jedem klar. Seine Eltern hatten Geld, verhätschelten und verwöhnten ihn. Er lebte dieses perfekte, dieses einfache Leben, das ich so sehr verachtete.«
    Ich lausche seiner Erklärung mit offen stehendem Mund. »Du hast ihn nicht gemocht, weil er nett und lieb war?«
    »Ich sah in seinem ganzen Verhalten reine Oberflächlichkeit. In meinen Augen hatte er keinen eigenen Charakter, war ein Ja-Sager und ein Mitläufer, ein Feigling.«
    Manu ein Feigling? Niemals!
    »Das stimmt doch überhaupt nicht«, protestiere ich sofort. »So ist er nicht.«
    »Tobi, du Schwachkopf«, schimpft Marc grinsend und wuschelt mir durchs Haar. »Du hast mich gefragt, wie ich damals zu ihm stand und damals dachte ich eben, er wäre farblos und langweilig. Doch dann…« Er stockt, verstummt.
    »Dann?«, frage ich atemlos.
    »Dann lernte ich ihn kennen und sah, dass ich mich in ihm getäuscht hatte. Er ist nett zu den Leuten, weil er eben nett ist. Das hat nichts mit Schleimerei oder Falschheit zu tun. Wenn er mit jemandem spricht, dann weil es ihn wirklich interessiert. Er hört zu. Die meisten Menschen reden einfach, machen Smalltalk und erzählen einander Belanglosigkeiten, die Probleme der anderen sind ihnen aber egal. Sie haben die Dinge, die man ihnen erzählt hat, schon vergessen, bevor sie sie richtig gehört haben. Er ist anders. Wenn man ihm seine Sorgen und Ängste verrät, dann nimmt er sie ernst, will helfen, will Lösungen finden. Er ist nicht dumm und eindimensional, er ist einfach ein Optimist, der an das Gute glaubt. Und er mag Menschen. Er ist gerne mit ihnen zusammen…« Marcs Stimme wird ganz dünn… brüchig…
    Ich habe einen dicken Kloß im Hals. Meine Hand zittert,

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