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Charade - Bittersueßes Spiel

Charade - Bittersueßes Spiel

Titel: Charade - Bittersueßes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyrae Dawn
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inneres Gleichgewicht. Darum, mich nicht wieder in dieses kleine Mädchen zu verwandeln. Ich brauche Gregory nicht. Oder sonst jemanden, und das werde ich ihm beweisen.
Ohne ihn bin ich besser dran
.
    Und wenn es eine Sache gibt, die ich ohne Zweifel weiß, dann, dass ich verdammt noch mal nie wieder jemanden so nah an mich heranlassen werde.

2. Kapitel
Colt
    Sterbende haben einen ganz eigenen Geruch. Sogar jene, die noch Monate zu leben haben. Es ist beinahe ein
alter
Geruch, der an ihrer Haut zu haften scheint.
    Das ist verdammt ekelhaft. Aber wenn es um jemanden geht, den man liebt, denkt man nicht daran, wie abstoßend, sondern wie verdammt scheiße das alles ist.
    In derselben Sekunde, in der ich das Apartment betrete, trifft mich dieser Geruch, und ich weiß nicht, ob ich durch meine Nase oder meinen Mund atmen soll. Ersteres würde mich dazu zwingen, den Geruch erneut wahrzunehmen. Letzteres, mich zu übergeben, was mich vermutlich zum größten Schlappschwanz dieses Planeten macht. Wenn sie das alles durchstehen kann, sollte ich in der Lage sein, sie zu besuchen!
    »Colton? Bist du das?« Ihre Stimme klingt glücklich, trotz allem, was sie durchmachen muss. Kann sie den Tod riechen, so wie ich? Wird ihr davon übel oder ist sie immun dagegen?
    Ich bin so ein Scheißkerl
.
    »Natürlich bin ich es, Mom. Oder hast du einen anderen umwerfenden, jungen Mann erwartet?« Ich gehe um die Ecke ins Wohnzimmer. Die Vorhänge sind offen, geben das große Fenster frei. Sie hat Sonnenschein immer geliebt. Ich frage mich, was zur Hölle es noch gibt, das sie strahlen lässt.
    Mom lacht. Sie sitzt in einem alten, ramponierten Rollstuhl, mit dem Morgenmantel um ihre Schultern, den ich ihr vor acht Jahren zu Weihnachten geschenkt habe. Er ist ganz löchrig. Das dumme Ding hätte man schon vor Jahren entsorgen sollen, aber sie wirft ja nie etwas weg. Wenn man nicht viel hat, passt man vermutlich besser auf die Dinge auf, die man besitzt.
    Ich küsse sie auf die Stirn und fühle mich sofort erbärmlich, weil ich den Atem anhalten muss. Sie trägt heute keinen Hut, und Flaum ist alles, was von ihrem Haar übrig geblieben ist.
    »Was gibt’s Neues?« Staub steigt auf, als ich mich in den Sessel neben ihr fallen lasse.
    »Nicht viel. Wie geht’s dir heute?« Ihre Stimme bricht, und sie fängt zu husten an. Verdammt, ich will mir die Ohren zuhalten, damit ich es nicht hören muss.
    Ja, was für ein wundervoller Sohn ich doch bin! Sie würde alles für mich tun, ich hingegen ertrage es kaum, sie anzusehen. »Wie fühlst du dich?« Die Frage erscheint mir viel wichtiger, als ein Gespräch über mich.
    Ihr Haar war früher blond und glänzte. Ich erinnere mich, dass andere Leute es immer mit Sonnenschein verglichen haben. Vielleicht hat sie es deshalb so gern, wenn die Vorhänge geöffnet sind. Der Winter wird hart werden. Sie wird vermutlich nicht hier sein …
    »Ich fühle mich großartig.« Mom verschränkt die Arme. Ich verdrehe die Augen. Klar. Wie großartig kann sie sich schon fühlen? Die Ärzte sagen, es könnte noch eine Woche dauern oder auch drei Monate. Das wisse man nie so genau. Eine bescheuerte Antwort, wenn man mich fragt. Das sind Ärzte. Sollten die so etwas nicht wissen? Wenn sie in der Lage sind, dir zu sagen, dass du sterben wirst, sollten sie doch auch den Zeitrahmen besser bestimmen können.
    »Mom …«
    »Colton«, entgegnet sie, und ein Lächeln umspielt ihre Lippen. »Erzähl mir von der Uni. Wie laufen deine Kurse?«
    Beschissen
. Ich hasse sie. Sie sind nicht einmal annähernd so wichtig, wie alles, was mit dir passiert. »Alles cool. Die Kurse haben ja erst vor ein paar Wochen angefangen.«
    Jedes Jahr das gleiche Spiel. Dieses Thema ist alles, was sie interessiert und alles, worüber sie redet, während ich immer kurz davor stehe, zu explodieren. Ich sollte mich nicht um meine Noten sorgen. Ich sollte mich um sie kümmern und alles tun, was dazu nötig ist, damit es ihr halbwegs gut geht.
    Daher tue ich ja auch die Dinge, die ich nun einmal tue.
    Mom schenkt mir ein weiteres Lächeln, eine Mischung aus Freude und Schmerz in ihren Augen. Dieser Blick hat die Macht, mich von innen heraus zu vernichten. Es fühlt sich an, als brenne er sich durch meinen Körper – so, wie sich der Krebs durch ihren brennt und alles zerstört, das sich ihm in den Weg stellt.
    Sie berührt mein Bein. Gott, ihre Finger sind so dünn. »Ich kann nicht fassen, dass mein Sohn schon drei Jahre auf dem College ist. Du bist so

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