Charade - Bittersueßes Spiel
hat nicht viel gefehlt, um … Doch dann kam jemand herein. Das hat ihn abgelenkt, und ich konnte mich aus meiner Starre lösen, um zu laufen. Mitten in der Nacht bin ich den ganzen Weg nach Hause gelaufen, und sie war da. Sie hatte mich vergessen und war gegangen. Wie konnte sie mich vergessen?«
Colt setzt sich mit mir in seinem Schoß auf, hält mich weiterhin fest.
Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und weine. Weine für das kleine Mädchen, das in dieser Nacht gelernt hat, niemals auf jemanden zählen zu können. Für jenes, das trotz allem nicht wollte, dass seine Mom weggeht und es bei Tante Lily lässt. Für jenes, das sich verlassen gefühlt und das sich Lily gegenüber niemals geöffnet hat. Oder Gregory. Das den Ärzten vorgemacht hat, die Panikattacken wären nicht so schlimm – aus dem einfachen Grund, weil ich dachte, wenn ich perfekt wäre, würden mich die Menschen, die ich liebe, nicht verlassen.
Für jenes, das Colt gefragt hat, eine Beziehung vorzutäuschen, nur um Gregory zu beweisen, dass es ihn nicht braucht.
Ich weine für die Person, die ich jetzt bin. Die nicht weiß, ob sie ihre Mom dafür hassen soll, weil sie von ihr verlassen wurde. Ob sie mich wirklich im Stich gelassen hat oder ob ich das nur glauben will.
»Du musst das nicht alleine durchstehen. Lass mich dir ein bisschen von der Last abnehmen, Baby.«
Er hat doch schon so viel zu tragen. »Du hast deine eigenen Probleme.«
»Wir werden unsere Probleme teilen.«
Ich greife fester in sein Haar und weine.
Colt zieht sich nicht zurück. Drängt mich nicht. Stattdessen hält er mich einfach fest, wie er es schon so viele Male getan hat.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hören meine Tränen endlich auf, zu fließen. Es muss ganz früh am Morgen sein, denn die Sonne geht gerade auf, und kleine Lichtflecken dringen durch die Jalousien.
Ich blicke Colt an. Seine Augen sind gerötet. Weil er nicht geschlafen hat oder wegen etwas anderem. Ich weiß es nicht.
Er legt seine Hand auf meine Wange. »Bist du okay?«, fragt er schließlich. Wir sind uns ganz nahe, während ich auf seinem Schoß sitze.
»Ja … ich danke dir.«
»Ich bin verdammt gut in diesem Fester-Freund-Mist. Wer hätte das gedacht?«
Fester Freund. Mir gefällt, wie das klingt. Ich schicke ihm ein kleines Lächeln, denn das ist alles, was ich zustande bringe. Ich weiß seinen Versuch zu schätzen.
Mit einem Mal brauche ich ihn dringender, als meinen nächsten Atemzug. Will ihn auf eine Weise spüren, wie ich nie zuvor jemanden gespürt habe. »Bitte …« Ich versuche, ihm noch näher zu kommen. »Ich brauche dich.«
»Chey …«
»Nein. Mach das nicht. Es ist okay. Nichts hat sich geändert.«
Wir wissen beide, dass es eine Lüge ist. Alles hat sich geändert, aber nicht so, wie er denkt.
»Ich liebe dich«, sage ich wieder. Diesmal bin ich völlig wach und mir meiner Worte bewusst.
Sanft drückt er seine Lippen auf meine. »Ich dich auch.«
Überrascht, dass er es gesagt hat, schnappe ich nach Luft. Er hat nicht das Wort
Liebe
benutzt, aber es ist nahe dran.
»Das habe ich dir vorhin schon gesagt.« Er scheint meine Gedanken zu lesen.
»Ich habe dich nicht gehört.«
Als er aufsteht, entkommt mir ein Wimmern.
Colt krümmt seinen Finger in meine Richtung. »Komm her, kleine Tänzerin.«
Mein Herz schlägt wie wild gegen meine Brust. Hitze durchflutet meinen Körper. Ich sehe ihn an und …
Stehe auf.
28. Kapitel
Colt
Wie es scheint, kann ich mich nicht davon abhalten, mich wie ein Mistkerl zu verhalten, denn ich tue es schon wieder. Gerade hat sie mir erzählt, dass ein Mann sie angefasst hat – und hier bin ich, kurz davor, sie auszuziehen und dasselbe zu tun. In solchen Momenten sollte ich sie nur festhalten, aber bei Gott, ich will sie, und sie will mich auch.
Dann muss es okay sein.
»Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand wehtut«, sage ich, um die Situation zu entschärfen.
»Ich weiß.«
Ich lasse meine Hände zu ihren Hüften wandern, schiebe ihr Shirt nach oben und ziehe es über ihren Kopf. Ihr gelber BH steht in starkem Kontrast zu ihrer dunklen Haut. Es ist verdammt sexy.
Dann denke ich daran, dass sie die ganze Nacht in diesen Sachen geschlafen hat. Ich hätte sie ausziehen sollen. Es muss unbequem gewesen sein.
Ich küsse sie, bis sie ihren Mund für mich öffnet. Ich muss sie schmecken und fühle, wie sie mir entgegenkommt, um dasselbe zu tun. Es ist ziemlich verrückt mit ihr auf diese Weise zusammen zu sein. Wir
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