Charisma - wie Sie mit mehr Ausdruck Eindruck machen
lernen können
Sie kennen bestimmt die Geschichte vom Tausendfüßler: Als er fröhlich pfeifend an einer Schnirkelschnecke vorbeimarschiert, fragt sie ihn: »Wie machst du das bloß, dass du nicht durcheinander kommst mit deinen vielen Beinen? Ich an deiner Stelle würde ständig stolpern.«
So gelingt der Blickkontakt
Sprechen Sie nicht zum Boden oder zur Decke oder über die Köpfe Ihrer Zuhörer hinweg. Disziplinieren Sie stattdessen Ihren Blick, und halten Sie ihn immer auf Augenhöhe mit Ihrem Publikum.
Achten Sie darauf, dass Sie die »Randgruppen« mit einbeziehen. Also am Konferenztisch, im Stuhlkreis, im Parkett nicht nur diejenigen ansprechen, die vor Ihnen sitzen, sondern immer auch wieder einmal die Menschen am Rand Ihres Blickfeldes. Sonst besteht die Gefahr, dass diese sich ignoriert fühlen – und das könnten sie Ihnen unbewusst übel nehmen. Dann würden Sie nicht so gut ankommen, wie Sie ankommen könnten.
Spielen Sie nicht Scheibenwischer! Also nicht mechanisch mit dem Kopf nach links, nach rechts, nach links, nach rechts … Statt dessen sagen Sie ein paar Sätze zu einem Menschen oder einer Gruppe, dann richten Sie Ihre Worte an eine andere Person oder Gruppe, und danach wechseln Sie wieder.
Ist Ihr Publikum so zahlreich, dass Sie nicht jede und jeden Einzelnen anschauen können, teilen Sie die Gruppe in Ihrer Vorstellung in vier Quadranten, zu denen Sie abwechselnd sprechen. Einmal sprechen Sie zur Gruppe links vorne, dann zu den Menschen rechts hinten, dann zu denen links hinten, schließlich zu denen rechts vorne …
Vielleicht war die beinlose Schnirkelschnecke im Grunde ihres weichen Herzens neidisch, vielleicht fragte sie auch ganz arglos. Die Folgen für den Tausendfüßler waren jedenfalls verheerend. Was bisher ganz von selbst geschah, rückte plötzlich in sein Bewusstsein. Er dachte über seine vielen Beine nach – und nichts mehr war selbstverständlich. Er verlor seine Anmut. Von Stund an stolperte er ungeschickt durchs Leben.
Ganz ähnlich fühlen sich manche Menschen, wenn sie vor einer Gruppe sprechen sollen. »Was mache ich mit meinen Händen?«, lautet die Frage, die mir in meinen Seminaren am häufigsten gestellt wird, und auch bei den Einzeltrainings führt sie die »Problemliste« an. Dabei stellt sich im Alltag niemand die Frage, was er mit seinen Händen tun soll, wo er sie unterbringen soll, wie er sie bewegen soll. Wir bewegen Hände und Arme ganz natürlich. Wir zerbrechen uns gar nicht den Kopf darüber, es geschieht unbewusst, sozusagen per Autopilot. Aber wehe, wir denken darüber nach!
Das Licht des Bewusstseins kann erst verstören, aber am Ende macht es Sie reicher und reifer.
Kennen Sie das – wenn plötzlich zehn oder hundert oder noch mehr Augenpaare auf Sie gerichtet sind und Sie sich fragen, welchen Eindruck Sie wohl machen? Das lenkt mit einem Mal den blendend hellen Strahl des Bewusstseins auch auf Ihre Arme und Hände – und nichts fühlt sich mehr natürlich oder selbstverständlich an. Womöglich haben Sie das Gefühl, Ihre Arme und Hände seien geradezu riesig, wohin bloß damit, wohin?
Übung: Bewusste Gestik
Mit dieser Übungsfolge bekommen Ihre Gesten Ausstrahlungskraft.
1. Schritt
Stellen Sie sich vor einen Spiegel. Spüren Sie Ihren inneren Baum wachsen, setzen Sie Ihre Krone auf, und lassen Sie die Arme ganz entspannt hängen.
2. Schritt
Erzählen Sie eine kleine Geschichte – zum Beispiel ein Märchen oder eine hübsche Anekdote – so spannend wie möglich. Legen Sie Ihre ganze Ausdruckskraft in die Stimme, und achten Sie darauf, dass Ihre Arme, die Hände und der Nacken völlig entspannt sind. Bleiben Sie dran, und üben Sie so lange und geduldig, bis es Ihnen leicht gelingt.
3. Schritt
Mit Schritt 1 beginnen. Dann legen Sie Ihre Hände etwa auf Taillenhöhe locker ineinander. Sprechen Sie engagiert über ein Thema – so als stünden Sie vor einer Gruppe. Wenn Sie gestikulieren wollen, tun Sie es, und dann lassen Sie Ihre Hände wieder in die Ausgangsposition zurückkehren. Üben Sie das so häufig, bis es sich vertraut und natürlich anfühlt.
4. Schritt
Verstärken Sie Ihre Ausdruckskraft, indem Sie
die Gesten verlangsamen,
den Bewegungsradius vergrößern oder
die Gesten einen Augenblick »stehen lassen«, bevor die Hände in die Ausgangsposition zurückkehren.
Die Geschichte vom Tausendfüßler geht noch weiter: Er war nämlich fleißig und übte so lange, bis ihm sein vorderstes linkes Bein gehorchte. Dann kam das rechte
Weitere Kostenlose Bücher