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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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gerissen hatte, wie auch in dieser Nacht, als ich James zurück ins Bett brachte.
    »Ich war auf einem Ball«, erzählte er, während James sein Köpfchen an meine Brust schmiegte. »Und Mutter war da. Sie war jung und wunderschön. Ich versuchte über die Tanzfläche zu gehen, um mit ihr zu reden, aber da waren so viele Leute. Jede Person im Ballsaal tanzte mit etwas Unmenschlichem. Mutter nahm die Hand eines Wesens, das wie ein Mann auszusehen versuchte. Sie winkte mir über die Tanzfläche zu, und ich wolle sie gerade retten, als James wegen seiner blöden Spinnenkönigin zu schreien anfing.« Er bedachte James mit einem gehässigen Blick.
    »Sie ist nicht blöd!« James wollte aus dem Bett springen. Sein kleines Gesicht war wutverzerrt. Aber da er in meinen Armen lag und nur fünf Jahre alt war, konnte ich ihn leicht festhalten.
    »Es macht mir nichts aus, wenn ihr euch gegenseitig umbringen wollt. Ich nehme an, es wäre für mich sogar einfacher, mich nur um ein Kind zu kümmern statt um zwei. Aber ich kann euch sagen, euer Vater wäre furchtbar wütend mit dem Überlebenden. Wenn ihr Gewalt und Mord schon innerhalb der Familie anwendet, dann kann man nur erahnen, zu welchen Mitteln ihr Fremden gegenüber greift. Wir wären gezwungen, euch zum Schutz des Dorfes für immer auf den Dachboden zu sperren. Ich glaube nicht, dass das ein sehr angenehmes Dasein wäre, aber natürlich ist das eure Entscheidung.«
    Die Buben hatten keine Ahnung, welchen von ihnen ich meinte, und während sie über meine Worte nachdachten, schwand ihr Ärger dahin. Ich wickelte beide so fest in die Decken, dass sie sich kaum bewegen konnten, selbst Paul, der ganz entsetzt darüber war, dass ich den Nerv hatte, ihn wie seinen kleinen Bruder zu behandeln. Aber es war spät geworden, und beide schliefen, zu müde, um weiteren Widerstand zu leisten, schnell wieder ein. Ich beobachtete sie eine Weile, um mich zu vergewissern, dass keine weiteren Wutausbrüche zu erwarten waren. Als ich sicher war, dass sie beide wirklich schliefen, kehrte ich inmein Zimmer zurück, doch meine eigene Müdigkeit war nun wie weggeblasen. Ich zog ein frisches Nachthemd an, kämmte mein Haar, las eine Weile, und beschloss schließlich, mir eine Tasse Tee zu bereiten.
    Everton bei Nacht empfand ich immer als besonders beruhigend. Es war kein geräuschvolles Haus von der Art, die knarrten und ächzten, mit einer ganzen Symphonie von harmlosen Tönen, die zusammengenommen einen bloßen Schatten in etwas Greifbares und Gefährliches verwandeln konnten. Everton war nur dunkel und still, ohne die Phantasie zu beflügeln, und roch nach dem Moder, den das Alter mit sich bringt.
    Mr. Darrow saß noch im Esszimmer. Er war erstaunt, als er mich sah, schien aber nicht betrunken. Die Weinflasche war verschwunden und durch ein volles Nachmittagsteegedeck ersetzt worden, obgleich es eine ganze Zeit nach zwei Uhr morgens war. Es gab einen großen Topf dampfenden schwarzen Tees, Sahne und Zucker, wie gewohnt, dazu Sandwiches, Milchbrötchen und einen Schokoladenkuchen, der unberührt auf seinem Teller lag.
    Es gab viele leere Stühle, aber ohne zu überlegen setzte ich mich neben ihn und spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Er war ein sehr attraktiver Mann, und das Esszimmer war kein privater Zufluchtsort wie das Musikzimmer.
    »Guten Abend, Mr. Darrow.«
    »Schlafprobleme?«
    »James hatte einen Alptraum.« Besorgt erhob er sich halb von seinem Stuhl, aber ich berührte ihn am Arm, und er setzte sich wieder. Sein Blick blieb auf die Stelle gerichtet, wo ich ihn berührt hatte. Er starrte einen Moment, bis ich ihn unterbrach. »Es ist alles in Ordnung. Er schläft wieder.«
    Mr. Darrow gewann seine Contenance wieder. »Und Sie nicht.«
    »Ein Berufsrisiko, fürchte ich. Darf ich?« Ich griff nach einerTeetasse, aber er nahm sie vor mir auf und goss von dem aromatischen Inhalt des Teetopfes ein.
    »Darjeeling.«
    »Wundervoll.«
    »Milchbrötchen?«
    »Bitte. Mrs. Mulbus hat sich wirklich selbst übertroffen, und das zu dieser nächtlichen Stunde.«
    »Sie überschätzen meinen Mut, Mrs. Markham. Ich würde niemals zu solch später Stunde an Mrs. Mulbus’ Tür klopfen und Essen und Trinken verlangen. Auch wenn das Gespenst des Todes über Everton schwebt, hege ich selbst keinen Todeswunsch.« Seine blauen Augen blickten müde über den Rand der Tasse, umrahmt von seinen dunkelblonden Haaren. Er richtete den Blick erneut auf das andere Ende des Tisches, das für immer leer

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