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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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entdeckte einen Vorhang, den ich nicht berührt hatte. Er war das Einzige,das nicht brannte. Er wickelte ihn um den Körper seiner Frau und hob sie auf, obgleich sie sich wehrte und ihn aufhalten wollte, und sprang mit ihr in die Flammen.
    Ich war es nun, die ihn zu stoppen versuchte. Ich loderte an seiner Haut, bis sie Blasen bekam und aufplatzte, verbrannte sein Haar bis in die Wurzeln, doch er lief weiter durch das brennende Haus und hielt erst an, als er ins Freie gelangte, wo er sterbend zusammenbrach, während seine Frau verzweifelt weinend versuchte, ihn ins Leben zurückzurufen.
    Der Mann in Schwarz beobachtete das Geschehen stumm. Im Licht der Flammen fiel sein Schatten über das verdorrende Gestrüpp.

VIERTES KAPITEL
    Traumunterricht
    Am nächsten Morgen löste Mr. Darrow sein Versprechen ein, nachdem er das Frühstück unten mit den Kindern eingenommen hatte. Er war bereits auf dem Weg zu Konstabler Brickner, als ich die Buben für den täglichen Unterricht hinauf ins Schulzimmer brachte. Nanny Prum hatte ihnen die Grundlagen des Lesens und der Zahlen beigebracht, aber nur auf einer sehr rudimentären Stufe, und der Unterricht hatte im Kinderzimmer stattgefunden. Ich war ihr erster offizieller Lehrer, und eine meiner ersten Aufgaben nach meiner Ankunft in Everton war es gewesen, einen passenden Raum für ihren Unterricht zu finden.
    Während der ersten Wochen durchsuchten Mrs. Norman und ich die leeren Zimmer des Anwesens. Wir zogen die Tücher von antiquierten Möbelstücken, auf der Suche nach verwendbaren Schreibtischen und wirbelten kleine Staubwolken auf, als wir Salons, Schlafzimmer und Dienstbotenzimmer durchstöberten, die seit Generationen nicht benutzt worden waren. Schließlich fanden wir eine kleine Dachkammer im Ostflügel des Hauses.
    Sie war groß genug, dass eine richtige Treppe zu ihr hinaufführte, und nicht eine, die man von der Decke herunterklappen musste. Sie war fast leer. Die Decke war niedrig und an beiden Seiten geneigt. Es wirkte wie ein kleines Landschulhaus mit Fenstern an beiden Seiten des breiten Raumes. Als wir es fanden, wusste ich, dass es genau das war, was wir brauchten.
    In einem unbenutzten Arbeitszimmer, vermutlich von Mr. Darrows Vater oder Großvater, entdeckten wir ein Schreibpult.Das ließ ich von Fredericks und Roland hinauf in die Dachkammer schaffen. Es war kein leichtes Unternehmen, aber das war auch die Erziehung von Kindern nicht, wie ich ihnen klarmachte. Das Pult wurde ganz vorne im Zimmer für mich aufgestellt, vor einer Tafel, die Nanny Prum zuvor im Kinderzimmer benutzt hatte. Zwei niedrige Tische wurden für die Buben weit genug auseinander aufgestellt, um Handgreiflichkeiten zu unterbinden. Der rückwärtige Teil des Zimmers enthielt viele Sachen, die sich bei der Entdeckung des Raumes bereits hier befunden hatten. Ich arrangierte einige Beistelltische, verrostete Gaslichter und leere Bilderrahmen zu einer Art Künstlerecke, bestückt mit Material, das ich selbst ins Haus gebracht hatte. Eine intellektuelle Bildung war natürlich außerordentlich wichtig, aber meiner Meinung nach sollte auch die schöngeistige Erziehung nicht vernachlässigt werden, vor allem im Hinblick auf die sehr kreativen Fähigkeiten der verstorbenen Mrs. Darrow.
    Jeden Tag begann ich ihren Unterricht mit Arithmetik. Der Morgen war die beste Zeit für intensives Lernen. Das machte den Jungen den Kopf für die spätere Beschäftigung mit der Literatur frei. Immer, wenn ich das Gefühl hatte, dass ihre Aufmerksamkeit nachließ, brach ich ab, was sie gerade machten, und forderte sie zu einer Beschäftigung mit künstlerischen Fertigkeiten auf.
    An diesem Tag, in der schwierigen Zeit vor dem Mittagessen, wenn Kinder mit ihrem Magen zu denken beginnen, obgleich noch wenigstens eine Stunde vor der nächsten Mahlzeit liegt, war ich noch immer auf das Problem der Träume fixiert. Die Buben wirkten müde, und ich selbst hatte nach den Alpträumen der letzten Nächte auch nicht besonders gut geschlafen. Es erschien mir so unsinnig, dass wir alle durch selbstzugefügte seelische Wunden so sehr leiden sollten. Ich hatte irgendwo gelesen, dass Träume das Produkt uneingestandener Gefühle waren und dass sie durch ihre Darstellung in Worten oder Bildern oft vielvon ihrer Macht verloren. Seine Ängste zu verstehen, bedeutete, sie zu beherrschen.
    Paul gähnte. James folgte seinem Beispiel, und ich beendete die Lesung aus dem Gedichtband und schickte sie nach hinten. »Genug der Poesie. Ich

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