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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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»Ausgeschlossen. Und wenn ihr diesen Ort verratet, wird er für immer verschwinden.« Paul tat einen Schritt in meine Richtung, vermutlich überrascht von dem entschiedenen Ton seiner Mutter.
    »Keine Angst, Mutter. Ein Geheimnis ist bei uns sicher. Paul brachte einen Igel ins Haus und versteckte ihn eine ganze Woche im Kleiderschrank, bevor Mrs. Norman ihn entdeckte und wie ein kleines Mädchen geschrien hat, aber ich hab’s nicht verraten.«
    Lily tätschelte James am Kopf, merklich betroffen von der emotionalen Kluft, die sich zwischen ihren beiden Kindern aufgetan hatte. »Danke, James. Machen wir weiter?« Sie führte uns aus dem Ballsaal hinaus in ein Labyrinth enger Gänge, die durch das ganze Haus verliefen, vorbei am Esszimmer und den Küchen, dem Salon, dem Gewächshaus, dem Werkzimmer, den Bädern, bis die Kinder, wie ich schwitzend und atemlos, mit ihrem Tempo kaum noch mithalten konnten. Als es ihr auffiel, dass wir mehrere Meter hinterherhinkten, faltete sie die Hände wie jede gute Gastgeberin. »Wie ihr seht, ist das Haus ziemlich groß. Vielleicht sollten wir uns im Garten umsehen?«
    Ich begann zu seufzen, da mir inzwischen die Beine schmerzten, kaschierte es aber mit einem gespielten Husten. Lily reichte mir ein besticktes Seidentaschentuch. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, danke. Es kommt wohl vom Staub.« Und als Mrs. Darrow mit einer beleidigten Miene reagierte, fuhr ich rasch fort: »In meinem Zimmer in Everton. Bei meinem gegenwärtigen Zeitplan fürchte ich, dass ich ein wenig nachlässig geworden bin.«
    Lily spitzte die Lippen und drehte sich zur Wand hinter uns um. Wie in fast allen Räumen des Hauses, war sie mit Holzpaneelen von verschiedener Größe verkleidet. Sie drückte eines von der Größe einer kleinen Tür. Es öffnete sich und enthüllteeine graue, offene Kutsche. Ein silbernes Pferd war angespannt, dessen geschmeidiger Körper mit Blumenblüten bedeckt war anstelle eines Fells.
    Die Buben rannten sofort hin, während ich nach anderen Wandpaneelen tastete. Ich drückte gegen ein kleineres. Es ging auf und konfrontierte mich mit einem ausgestopften Miniatursatyr in einem Vogelkäfig.
    »Sie wohnen in einem Kuriositätenkabinett.«
    »Aber in einem Kuriositätenkabinett sind die Dinge immer am gleichen Ort. Das Darkling-Haus verändert sich ständig, um einem das zu bieten, wonach man sich am meisten sehnt«, sagte sie beiläufig, und ihr Blick wanderte von mir zu ihren Kindern zurück. James tätschelte die Flanke des Pferdes, während Paul mit seinen Fingern sanft über die zarten Blüten strich, die aus seiner Haut wuchsen.
    »Sein Name ist Geist«, sagte Lily leise.
    Welch ein passender Name. Das Tier war wie ein Wesen aus einem Traum; groß und ätherisch und leuchtend wie der ewige Mond, der über uns tief am Himmel hing. Geist schnaubte und schüttelte den Kopf zur Kutsche hin.
    Die Sitze waren dick gepolstert und mit einem weichen, glatten Material überzogen, das wie Leder aussah, sich aber wie Samt anfühlte. James saß eng an seine Mutter gekuschelt. Ihnen gegenüber hielt Paul, wieder in seine gewohnte Schwermut versunken, so großen Abstand von mir, wie er vermochte. Die Kutsche fuhr los durch das dunkle Innere des Hauses und kam vor dem Obstgarten ins Freie.
    Als wir um das Darkling-Haus herumfuhren, sahen wir einen großen Teich in der Ferne. Ein einzelner Baum beugte sich weit über das Wasser. Ein Ruderboot schaukelte an einem Strick vor einem kleinen, halb verfallenen Steg. In der Mitte des Teiches stiegen plötzlich Luftblasen auf, doch nichts stieg aus der Tiefeherauf an die Oberfläche. Die kalte Nachtluft ließ mich frösteln, und Paul rutschte gegen seinen Willen ein Stück in meine Richtung.
    Die Vorderseite des großen Hauses war selbstverständlich beeindruckender als die Rückseite. Ein kreisrunder Fahrweg verlief um einen Brunnen, wie ich noch nie einen gesehen hatte. Metallstäbe ragten aus einem dunklen Loch in der Erde, alle von verschiedener Höhe. Blassblaue Schwaden flüssigen Lichts glitten von Stab zu Stab und regneten in Form von Schauern aus elektrischen Funken hinab in die schwarze Tiefe.
    »Das ist der Sternenbrunnen«, erklärte Lily.
    »Er ist wunderschön. Woraus ist er gemacht?«, fragte ich.
    »Aus Sternen natürlich.«
    »Natürlich.« Ich konnte meinen Blick nicht von dem Brunnen wenden. Es war, als habe man ein Abbild der Schöpfung des Universums in seinem eigenen Garten. Wer war nur dieser Mr. Whatley?
    Geist trabte munter vom

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