Charlotte Und Die Geister Von Darkling
Möglichkeit geben, sie zurückzuholen?«
»Ich weiß noch immer so wenig über die Endwelt. Es gibt verschiedene Pforten, verschiedene Methoden des Übertritts. Die Bücher in der Bibliothek …«
»Oh!«, keuchte ich, und meine Lippen formten einen perfekten Kreis der Überraschung. Lily/Mrs. Norman blickte sich blind um.
»Ist etwas passiert?«
»Nein. Ich habe mich nur daran erinnert, dass einige Bücher aus Darkling in meinem Zimmer liegen!«
»Ich fürchte, ich verstehe gar nichts mehr«, sagte Mr. Darrow. Wir ignorierten ihn beide.
»Welche haben Sie mitgenommen?«, fragte Lily mit Mrs. Normans Stimme.
»Ich glaube, es heißt Geheimnisse der Endwelt. «
Das Medium und der Geist in ihrem Körper wurden merklich besorgt.
»Sie können das Buch benutzen, aber Sie müssen vorsichtig sein. Sie werden einen langen Weg durch die Endwelt bis Darkling zurücklegen müssen. Aber was wollen Sie denn tun, wenn Sie es hierher schaffen?«
»Menschen sind eine Bedrohung für die Endwelt, und ich glaube, ich weiß, weshalb.«
Bevor ich antworten konnte, klopfte es an der Tür, und Roland kam mit einem klappernden Tablett mit Tee und Keksen herein. Fredericks war nach der Rückkehr vom Ball krank geworden, und der junge Gärtner hatte diese längst vertrauten Pflichten übernommen. Lily hörte auf, durch Mrs. Norman zu sprechen. Die Verbindung brach durch diese Unterbrechung ab, und Mrs. Norman wurde wieder sie selbst. Roland schloss die Tür und stellte das Tablett mitten auf den Tisch.
»Tee, Sir?«
Mr. Darrow wurde sehr ärgerlich.
»Ich habe jetzt kein Interesse, Roland. Bitte nehmen Sie das wieder mit und sorgen Sie dafür, dass wir nicht weiter gestört werden.«
Aber der junge Mann ignorierte ihn. Er stellte eine Tasse mit Unterteller vor jeden von uns hin und begann Tee einzugießen. Seine Hände zitterten dabei so stark, dass sich die Flüssigkeit über den Tisch ergoss.
»Roland!« Mrs. Norman griff hastig nach ihrem Buch, kippte dabei eine Kerze auf einen Stapel von Mr. Darrows Papieren, die sofort zu brennen begannen. Der Gärtner packte sie plötzlich am Arm und hob sie hoch, bis ihre Füße über den Teppichscharrten. Er schleuderte sie quer durch den Raum gegen ein Bücherregal, wo sie zusammenbrach. Mr. Darrow stand entrüstet auf.
»Sind Sie verrückt geworden?«
Roland schlug ihn ins Gesicht, dass er hart zu Boden fiel. Das Zimmer stand in Flammen. Ich wich zurück, nicht vor dem Feuer, sondern vor dem jungen Mann, der jetzt unkontrolliert zu zittern begann. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Es zerknitterte auf die seltsamste Art, so, als wäre es gar kein Gesicht. Mir wurde klar, dass es auch keines war, als sich sein Hals auf skurrile Art wölbte. Es machte den Eindruck, als ob etwas aus seiner Brust herauszugelangen versuchte.
Ich zog Mr. Darrow aus seiner Reichweite. Dann rannte ich zu Mrs. Norman und half ihr hoch, gerade als sich der Junge über den Tisch beugte und fürchterlich würgte. Ein Tentakel glitt zwischen seinen Lippen heraus und wurde dabei so dick, dass er den Mund zu sprengen drohte. Sein Hals schwoll und schwoll. Blut spritzte, als seine Wangen aufrissen, während sich der Tentakel über einen halben Meter herausschob. Der Fangarm wand sich über den Überresten des Kopfes in der Luft und peitschte dann wie eine Klinge quer über den Hals, aus dem er gequollen war. Ein Nest von Ranken und Fühlern schob sich aus diesem Schnitt in der Kehle auf die Brust hinab. Sie zerfetzten das Fleisch und befreiten sich aus dem Körper, so dass sich die sich schlängelnde und windende blutige Masse schließlich zu ihrer vollen, weit übermenschlichen Größe ausdehnen konnte. Roland öffnete sich wie eine Blume; eine Blüte aus schwarzen, schleimigen Auswüchsen, die aus den blutigen Überresten seines Körpers bestand. Und dann existierte nichts mehr von dem jungen Mann.
Wir blieben nicht, um das Ende der Metamorphose abzuwarten. Das Zimmer loderte mittlerweile an allen Enden. Wir dreikrochen zur Tür, wo Mr. Darrow nach dem Knauf griff und Mrs. Norman und mich über die Schwelle in den Korridor schob und die Tür hinter sich zuschlug. Drinnen kreischte die Kreatur. Es war ein wütender, hoher, fiepender Ton, der mir Übelkeit verursachte und mich seltsam schläfrig werden ließ, als wäre alles nur ein Traum, aus dem ich erwachen könnte, wenn ich mich nur etwas besser konzentrierte. Aber dann erzitterte die Tür, als sich das Ding, das einst Roland gewesen war, dagegen
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