Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
Vom Netzwerk:
Handgelenken. »Sie nehmen an, dass Sie Darkling unbehelligt erreichen. Nicht einmal ich könnte so etwas versprechen.«
    »Das ist ein Wagnis, das wir einzugehen bereit sind.«
    »Da ist auch noch das Thema der Bezahlung«, sagte sie lächelnd, und ihre Zähne glänzten wie das Metall ihrer Ketten.
    Ich trat vor. »Sie handeln in Antworten auf ungestellte Fragen. Doch Sie haben uns nicht gefragt, was wir tun werden, wenn wir Darkling erreichen. Wenn Sie uns den Weg zeigen, werde ich es Ihnen sagen.«
    Die Herrin des Schlosses lehnte sich in ihrem silbernen Sessel zurück und winkte mich mit einem schlanken Zeigefinger vorwärts. Ich flüsterte ihr meinen Plan zu. Erst sagte sie gar nichts, und dann entfloh ihrer Kehle ein klickendes Geräusch, das lauter wurde und schließlich von den Glaswänden des Wintergartens widerhallte, als sie ihren Kopf zurückwarf und lachte. Es war ein trockener, seit tausend Jahren vergessener Aufschrei der Heiterkeit, bei dem sich der schmutzige, augenlose Junge in die dunklen Korridore des Schlosses verzog. Ich wich verblüfft vor ihr zurück.
    »Halten Sie mich für verrückt?«, fragte ich, als sie sich beruhigte.
    »Ich bringe Sie auf den Weg. Ist das nicht genug?« Sie erhob sich und führte uns auf eine angrenzende Terrasse mit Ausblick auf einen Wald von schwarzen, schroffen Bäumen, zwischen denen ein Pfad verlief. Auf dem Sims stand eine einzelne Krähe. Die Herrin des Schlosses flüsterte auf sie ein, ohne dass wir die Worte hören konnten, und der Vogel verschwand in den Nachthimmel. Die Frau führte uns selbst die steinernen Stufen an einer Felswand hinab bis zu der Stelle, an der der Pfad in den Wald führte.
    »Folgt diesem Weg zu einem Tempel auf der anderen Seite des Waldes. Sagt den Priestern, dass euch die Blaue Lady geschickt hat. Ihr werdet durch das Gebiet von Mr. Samsons eigenen Untergrundrebellen reisen. Das ist nicht ohne Ironie, nicht wahr?«
    »Warum sollten uns Samsons Leute helfen?«
    »Er hat zwei Kinder entführt. Das ist auch in unserem Land ein Verbrechen. Sein Handeln hilft der Sache der Rebellen nicht.« Das Echo des Windes war zu hören, ohne dass wir einen Luftzug spürten. Die Äste der Bäume knarrten über uns. Das einzige andere Geräusch war das Klirren der Ketten, die die Blaue Lady hinter sich herzog; Ketten, die oben im Schloss an den Hälsen ihrer schmutzigen, blinden Kinder endeten.
    »Danke für Ihre Hilfe«, sagte ich.
    »Danken Sie mir nicht zu früh.« Sie begann wieder unterdrückt zu lachen, als sie den Felsen hinauf zur Terrasse ihres Schlosses stieg. Henry starrte besorgt in den Wald und trat mir in den Weg, bevor ich losgehen konnte.
    »Was hast du ihr gesagt?«, fragte er und blickte suchend in meine Augen.
    »Die Antwort, die sie hören wollte.« Ich ging um ihn herum. Mehr wollte ich nicht darüber sagen.

    Die Bäume waren hoch und dünn. Der Wald lichtete sich, je weiter wir gingen, und die Farbe der Pflanzen veränderte sich von Dunkelgrün zu Aschgrau. Die Rinde war aufgebrochen, staubig und sah aus, als würde sie bei der leichtesten Berührung zerbröseln. Viele Bäume lagen abgebrochen auf dem Boden. Die zersplitterten Stümpfe ragten spitz in die Luft. Dann hörte der Wald ganz auf, und ich blickte hinaus auf ein weites graues Ödland.
    Es war ein trostloser und beklemmender Ort, eine endlose, von Kratern übersäte Wüste, ohne Steine am Boden oder Sterne am Himmel. Es gab nur Asche und das bleiche fahle Licht des Mondes über der verlassenen Landschaft. Wir gingen viele Meilen, bis wir einen Kamm erreichten, unter dem sich ein noch größeres Gebiet der grauen Leere ausbreitete. Wir sahen ein Bauwerk in einiger Entfernung.
    Es war nicht schwierig, den Felshang hinabzusteigen, und als wir unten ankamen, hörte ich es schließlich: Ein vielfaches heiseres Atmen kam von überall und nirgendwo her. Ich fühlte mich umzingelt, aber der kleine Tempel befand sich noch immer eine gute Meile entfernt, und hier konnte ich weit und breit niemanden sehen. Der Weg wand sich zwischen Kratern hindurch, und das Geräusch von tausend Luft holenden Mündern begleitete uns, während wir auf das einsame Gebäude in der Ferne zuschritten. Schließlich entdeckte ich, kurz bevor wir den Tempel betraten, die Quelle des Geräusches.
    Es kam aus einer der Gruben. Ein traurig blickendes Wesen versuchte mit blutenden Gliedmaßen vergeblich, aus dem Loch herauszukommen. Ich hörte den keuchenden Laut wieder, und die Grube stürzte über der

Weitere Kostenlose Bücher