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Charlottes Traumpferd

Charlottes Traumpferd

Titel: Charlottes Traumpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Pferdes gespürt, aber niemals hatte ein Pferd sich mir so ergeben, wie es Won Da Pie heute getan hatte.
    Ich erzählte meiner Familie in knappen Worten, wie es zu dem Unfall gekommen war und warum ich losgeritten war, um Hilfe zu holen.
    Â»Coole Sache!« Sogar Phil war tief beeindruckt. »Da hast du ja was zu erzählen, wenn du wieder daheim im Reitstall bist.«
    Â»Das glaubt mir da sowieso niemand«, erwiderte ich mit einem Anflug von Bitterkeit.
    Â»Wieso denn nicht?«, fragten Papa und Mama erstaunt.
    Ich zuckte mit den Schultern. Meine Eltern waren manchmalecht überraschend naiv, und das erstaunte mich gerade bei Papa, der als Landrat und Politiker doch mit Intrigen und Ränkespielen vertraut sein sollte. Offenbar nahmen meine Eltern an, im Reitstall wären lauter junge Leute, die sich wie eine glückliche, große Familie immer gut verstehen würden. Sie hatten ja keine Ahnung! Es war ganz und gar nicht so! In Wirklichkeit gönnte niemand dem anderen etwas, jeder befürchtete, ein anderer könne plötzlich besser oder erfolgreicher reiten. Selbst in unserer Clique herrschte ein harter Konkurrenzkampf.
    Einmal hatte Inga von ihrem Urlaub auf einem Reiterhof erzählt und von den Abenteuern, die sie mit den Pferden und Leuten dort erlebt haben wollte. Kein Mensch hatte ihr auch nur ein Wort geglaubt; selbst ich hatte an den Worten meiner Freundin gezweifelt und mit Dorothee, Oliver und Karsten hinter Ingas Rücken darüber gespottet.
    Nein, im Reitstall würde ich garantiert kein Wort über Won Da Pie und meinen Ritt erzählen! Plötzlich spürte ich einen Kloß im Hals und sprang auf.
    Â»Ich geh schlafen«, würgte ich noch hervor. »Ich bin total müde.«
    In dem Moment begann Alissa, die auf ihrer Matte vor dem Kamin lag, zu knurren. Ein Auto kam die Auffahrt hoch. Durch die Glastür sahen wir die Lichter der Scheinwerfer.
    Â»Wer kann denn das noch sein um diese Uhrzeit?« Papa stand auf und trat zur Tür.
    Der Motor des Autos ging aus und zwei Autotüren schlugen zu. Dann hörten wir Schritte im Kies vor der Terrasse knirschen.

    Â»Bonsoir«, hörte ich die tiefe Stimme von Nicolas, und mein Herz begann aufgeregt zu klopfen.
    Â»Bitte entschuldigen Sie die späte Störung«, sagte er zu Papa. »Wir kommen gerade aus dem Krankenhaus und wollten uns noch gerne bei Charlotte bedanken.«
    Â»Kommen Sie doch herein«, antwortete Papa, und dann standen sie in unserem Wohnzimmer.
    Â»Véronique!« Ich sprang auf und lief auf sie zu. »Wie geht es dir?«
    Die Reitlehrerin lächelte matt. Sie hatte einen dicken Verband um das rechte Knie und ein paar Schürfwunden in ihrem blassen Gesicht.
    Â»Ich hatte Glück im Unglück«, sagte sie zu mir. »Es ist nichts gebrochen. Die Kniebänder sind überdehnt, das ist alles. In ein paar Tagen bin ich wieder okay.«
    Mama begrüßte die beiden und bot ihnen an, Platz zu nehmen. Cathrin und Flori machten zwei Stühle frei und setzten sich auf den Kaminsims.
    Â»Möchten Sie ein Glas Wein mit uns trinken?«, fragte Papa und holte zwei frische Gläser aus dem Schrank.
    Â»Saint-Nicolas-de-Bourgueil.« Nicolas lächelte, als er das Etikett der Weinflasche las, die auf dem Tisch stand. »Da sage ich nicht Nein.«
    Â»Ich auch nicht«, fügte Véronique hinzu. »Nach so einem Tag!«
    Als Papa eingeschenkt und die Erwachsenen alle einen Schluck getrunken hatten, räusperte sich Nicolas und sah mich an. Ich rutschte aufgeregt auf meinem Stuhl hin und her.
    Â»Wir wollten uns bei dir bedanken, Charlotte«, sagte der Reitlehrer ernst. »Du hast schnell und umsichtig gehandelt. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Iseult noch länger hätte im Wasser liegen müssen. So ist sie mit dem Schrecken und ein paar Blutergüssen davongekommen. Du hast dich selbst in Gefahr gebracht. Gott sei Dank ist dir nichts passiert.«
    Â»War doch kein Problem«, murmelte ich verlegen. »Die Hauptarbeit hat Won Da Pie gemacht. Er war wirklich großartig.«
    Â»Ja, und damit wären wir beim Thema.« Véronique und Nicolas wechselten einen Blick. »Wir haben uns nämlich auf dem Weg hierher etwas überlegt.«
    Ich schluckte. Meine Eltern nippten an ihren Weingläsern und warteten interessiert, was der Reitlehrer sagen wollte.
    Â»Sag du’s.« Véronique sah ihren Mann an.
    Â»Gut.« Nicolas

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