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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Große Firenzo kann eine solche Tat vollbringen. Allein Der Große Firenzo kann...«
    »Das kann ich auch«, sage ich heiter. Ich werde ihm zeigen, wer hier den schwächeren Geist hat.
    »Was?« Der Große Firenzo wirft mir einen eher unangenehmen Blick zu.
    »Ich kann auch mit dem Geist kommunizieren. Ich weiß, welche Karte sie gewählt hat.«
    »Bitte, junge Dame.« Der Große Firenzo schenkt mir ein fieses Lächeln. »Bitte, stören Sie nicht das Werk Des Großen Firenzo.«
    »Ich mein ja nur.« Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß, was es ist.«
    »Nein, wissen Sie nicht«, sagt die blonde Frau leicht aggressiv. »Seien Sie nicht albern. Sie verderben nur allen den Spaß. Hat sie zu viel getrunken?« Sie wendet sich Ed zu.
    Die hat ja Nerven.
    »Ich weiß es wohl!«, sage ich ärgerlich. »Ich zeichne es Ihnen auf, wenn Sie wollen. Hat jemand einen Stift?« Ein Mann zückt seinen Kugelschreiber, und ich zeichne ein Dreieck auf die Serviette.
    »Lara«, sagt Ed leise. »Was soll das werden?«
    »Magie«, sage ich zuversichtlich. Ich halte der Blonden meine Serviette hin. »Stimmt das?«
    Das Kinn der Blonden sinkt herunter. Ungläubig starrt sie mich an, dann wieder die Serviette.
    »Sie hat recht.« Sie dreht ihre Karte um, und alle am Tisch stöhnen auf. »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Ich sag doch, ich kann zaubern. Auch ich besitze geheimnisvolle Kräfte aus dem Fernen Osten. Man nennt mich ›Die Große Lara‹.« Ich sehe Sadies Blick. Sie grinst höhnisch.
    »Sind Sie Mitglied im Magischen Zirkel?« Der Große Firenzo ist ungehalten. »Denn in der Satzung steht geschrieben...«
    »Ich gehöre keinem Zirkel an«, sage ich freundlich. »Aber mein Geist ist ziemlich stark, wie Sie feststellen werden. Für eine Dame.«
    Der Große Firenzo ist außer sich und beginnt, seine Requisiten einzusammeln.
    Ich sehe Ed an, der seine dunklen Augenbrauen hochzieht. »Wirklich beeindruckend. Wie haben Sie das gemacht?«
    »Magie.« Unschuldig zucke ich mit den Schultern. »Hab ich doch schon gesagt.«
    »Die Große Lara, ja?«
    »Ja. So nennen mich meine Jünger. Aber Sie dürfen Supi zu mir sagen.«
    »Supi.« Sein Mund zuckt, und plötzlich sehe ich, wie sich ein Lächeln in seinem Mundwinkel Bahn bricht. Ein echtes, ehrliches Lächeln.
    »Oh mein Gott!« Begeistert zeige ich auf ihn. »Sie haben gelächelt! Mister Sorgenfalte hat tatsächlich gelächelt!«
    Ups. Vielleicht habe ich doch etwas zu viel getrunken. Ich wollte ihn nicht vor allen Leuten Mister Runzelstirn nennen. Einen Moment scheint Ed ein wenig vor den Kopf gestoßen, dann zuckt er mit den Schultern, so ausdruckslos wie eh und je.
    »War ein Versehen. Ich sollte mal zum Arzt gehen. Kommt nicht wieder vor.«
    »Gut. Denn Sie könnten sich das Gesicht verletzen, wenn sie einfach so lächeln.«
    Ed reagiert nicht, und ich frage ich mich, ob ich zu weit gegangen bin. Er ist doch eigentlich ganz süß. Ich möchte ihn nicht kränken.
    Plötzlich höre ich einen aufgeblasenen Kerl mit weißer Smokingjacke zu seinem Freund sagen: »Das ist doch schlicht und einfach eine Frage der Wahrscheinlichkeit, mehr nicht. Jeder von uns könnte es sich mit etwas Übung ausrechnen...«
    »Nein, könnten Sie nicht!«, unterbreche ich ihn barsch. »Okay, ich zeige Ihnen noch einen Trick. Malen Sie irgendwas auf. Egal was. Eine Form, einen Namen, eine Zahl. Ich lese Ihre Gedanken und sage Ihnen, was Sie gemalt haben.«
    »Na schön.« Der Mann zieht vielsagend die Augenbrauen hoch, als wollte er sagen: »Ich tue ihr den Gefallen«, und holt einen Schreiber aus seiner Tasche. »Auf meine Serviette.«
    Er legt sich die Serviette auf den Oberschenkel, so tief unter dem Tisch, dass ich sie überhaupt nicht sehen kann. Bedeutungsvoll sehe ich Sadie an, die sofort hinter seinem Rücken schwebt und sich vorbeugt, um nachzusehen.
    »Er schreibt... ›Gezeit der Nebel, reicher Ernte Zeit‹.« Sie zieht ein Gesicht. »Fürchterlich, dieses Gekrakel.«
    »Also gut.« Der aufgeblasene Kerl verdeckt seine Serviette mit der Hand und blickt auf. »Sagen Sie mir, was für ein Bild ich gemalt habe.«
    Oh, sehr schlau.
    Ich lächle ihn liebreizend an und hebe beide Hände wie Der Große Firenzo.
    »Die Große Lara wird nun Ihre Gedanken lesen. Ein Bild, sagen Sie. Hmm. Was für ein Bild könnte das sein? Kreis... Quadrat ... ich sehe ein Quadrat...«
    Selbstgefällig grinst der Kerl seinen Tischnachbarn an. Er hält sich für so was von schlau.
    »Öffnen Sie Ihren Geist, Sir!«

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