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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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einfach nur für Malory?«
    »Ich interessiere mich für dieses eine Bild«, sage ich unverblümt. »Und ich überlege gerade. Haben Sie... oder die Experten ... eigentlich eine Ahnung, wer das ist? Wie heißt dieses Gemälde?«
    »Es heißt Mädchen mit Kette. Und natürlich interessieren sich viele für die Identität des Modells.« Die Frau beginnt etwas, das offensichtlich ein wohleinstudierter Vortrag ist. »Man hat einige Nachforschungen angestellt, aber leider war bisher niemand in der Lage, mehr als ihren Vornamen herauszufinden.« Sie holt Luft, dann fügt sie liebevoll hinzu: »Mabel.«
    »Mabel?« Entsetzt starre ich sie an. »Sie hieß nicht Mabel!«
    »Aber, meine Liebe!« Tadelnd lächelt mich die Frau an. »Ich weiß, der Name mag sich für moderne Ohren kurios anhören, aber glauben Sie mir, Mabel war damals ein verbreiteter Name. Und auf der Rückseite des Gemäldes findet sich eine Inschrift. Malory selbst hat geschrieben: »Meine Mabel«.
    Ich fass es nicht.
    »Das war ein Spitzname! Es war ein Scherz! Sie hieß Sadie, okay? Sadie Lancaster. Ich schreibe es Ihnen auf. Ich weiß, dass sie es war, weil...« Ich zögere. »Das ist meine Großtante.«
    Ich erwarte ein Aufstöhnen oder irgendwas, aber die Frau sieht mich nur skeptisch an.
    »Du meine Güte... das ist eine ziemlich gewagte Behauptung. Wieso glauben Sie, dass es Ihre Großtante ist?«
    »Ich glaube es nicht, ich weiß es. Sie wohnte hier in Archbury. Sie kannte Steph- ich meine Cecil Malory. Sie waren verliebt. Sie ist es definitiv.«
    »Haben Sie Beweise? Haben Sie ein Jugendfoto von ihr? Irgendwas?«
    »Also... nein«, sage ich etwas frustriert. »Aber ich weiß, dass sie es ist, ohne jeden Zweifel. (Und ich werde es irgendwie beweisen. Sie sollten ein Schild mit ihrem Namen aufstellen, und hören Sie auf, sie ›Mabel‹ zu nennen...« Ich stocke mitten im Satz, als mir was Neues, Beunruhigendes einfällt. »Moment mal. Das Bild gehört Sadie! Er hat es ihr geschenkt! Sie wusste jahrelang nicht, wo es war, aber trotzdem gehört es ihr. Oder vermutlich Dad und Onkel Bill. Woher haben Sie es? Wie kommt es hierher?«
    »Wie bitte?« Die Frau klingt verdutzt, und ich seufze ungeduldig.
    »Dieses Bild hat meiner Großtante gehört. Aber es ging verloren, vor vielen Jahren. Unser Familienanwesen brannte ab, und keiner konnte es wiederfinden. Wie ist es also an diese Wand gekommen?« Unwillkürlich klinge ich vorwurfsvoll, und sie weicht zurück.
    »Dazu kann ich leider nichts sagen. Ich arbeite seit zehn Jahren hier, und es hing dort schon die ganze Zeit.«
    »Okay.« Ich gebe mich geschäftsmäßig. »Nun, könnte ich dann bitte den Direktor dieses Museums oder sonst jemanden sprechen, der für dieses Gemälde verantwortlich ist? Jetzt gleich?«
    Die Frau betrachtet mich argwöhnisch, ratlos. »Meine Liebe... Ihnen ist doch bewusst, dass das hier nur eine Reproduktion ist, oder?«
    »Was?« Ich bin konsterniert. »Was meinen Sie damit?«
    »Das Original ist viermal so groß und, wenn ich so sagen darf, sogar noch prächtiger.«
    »Aber...« Ratlos betrachte ich das Bild. Für mich sieht es-, ganz echt aus. »Und wo ist das Original? Irgendwo in einem Safe, oder was?«
    »Nein, meine Liebe«, sagt sie geduldig. »Es hängt in der London Portrait Gallery.«

24
    Es ist gewaltig. Es leuchtet. Es ist tausend Mal besser als das in diesem Pfarrhaus.
    Seit zwei Stunden sitze ich vor Sadies Bild in der London Portrait Gallery. Ich kann mich gar nicht losreißen. Mit festem Blick schaut sie den Betrachter an, die Stirn ganz glatt, die Augen wie dunkelgrüner Samt, die schönste Göttin, die man je gesehen hat. Die Art und Weise, wie Cecil Malory das Licht auf ihrer Haut schillern lässt, ist einzigartig in seinem Werk. Ich weiß es, weil ich vor einer halben Stunde gehört habe, wie eine Kunstlehrerin es ihrer Klasse erklärt hat. Dann gingen sie alle nah heran, um nachzusehen, ob sie das winzige Porträt in der Kette finden konnten.
    Bestimmt hundert Leute waren schon da und haben sie sich angesehen. Seufzend vor Begeisterung. Lächelnd. Oder einfach nur sitzend und staunend.
    »Ist sie nicht hübsch?« Eine dunkelhaarige Frau im Regenmantel lächelt mich an und setzt sich neben mich auf die Bank. »Das ist mein liebstes Porträt im ganzen Museum.«
    »Meins auch.« Ich nicke.
    »Ich frage mich, was sie denkt«, sinniert die Frau.
    »Ich glaube, sie ist verliebt.« Noch einmal sehe ich mir Sadies leuchtende Augen an, ihre geröteten Wangen. »Und

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