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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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vergessen würde. »Wieso hast du ihn hergeholt?«, raune ich Sadie zu. »Was willst du damit erreichen?«
    »Ich hatte ein schlechtes Gewissen.« Sie wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als sei das alles meine Schuld. »Ich habe nicht gern ein schlechtes Gewissen. Also habe ich beschlossen, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Du warst bei ihm und hast ihn angeschrien.« Ungläubig schüttle ich den Kopf.
    Das kann ich gerade noch brauchen. Offenbar hat sie ihn unter Zwang hierherbestellt. Wahrscheinlich wollte er sich einen netten, ruhigen Abend zu Hause machen, und jetzt findet er sich auf irgendeinem albernen Jazzfest wieder, inmitten tanzender Pärchen, einsam und allein. Wahrscheinlich ist dies der beschissenste Abend seines Lebens. Und da erwartet sie von mir, dass ich ihn anspreche.
    »Ich dachte, er gehört dir. Ich dachte, ich hätte alles kaputt gemacht. Was ist passiert?«
    Sadie zuckt zurück, hält jedoch den Kopf hoch erhoben. Ich sehe, wie sie Ed durch die Menge beobachtet. Leise Sehnsucht spricht aus ihren Augen, dann wendet sie sich ab.
    »Überhaupt nicht mein Typ«, sagt sie forsch. »Der ist mir viel zu... lebendig. Genau wie du. Da passt ihr gut zusammen. Also, los! Bitte ihn um einen Tanz!« Sie versucht, mich in Eds Richtung zu schieben.
    »Sadie.« Ich schüttle den Kopf. »Ich weiß deine Bemühungen wirklich zu schätzen. Aber ich kann mich nicht einfach aus heiterem Himmel mit ihm vertragen. Es ist nicht der richtige Ort und auch nicht der richtige Moment. Also, können wir beide irgendwohin gehen und reden?«
    »Natürlich ist es der richtige Ort und der richtige Moment!«, erwidert Sadie beleidigt. »Deshalb ist er hier! Deshalb bist du hier!«
    »Deshalb bin ich nicht hier!« Gleich gehe ich in die Luft. Ich wünschte, ich könnte sie bei den Schultern nehmen und schütteln. »Sadie, begreifst du nicht? Ich muss mit dir reden! Es gibt da etwas, das ich dir erzählen muss! Und du musst dich konzentrieren. Du musst mir zuhören. Vergiss das mit Ed und mir. Hier geht es um dich! Und Stephen! Und deine Vergangenheit! Ich habe herausgefunden, was passiert ist! Ich habe das Gemälde gefunden!«
    Zu spät merke ich, dass die Jazzband Pause macht. Alle haben aufgehört zu tanzen, und oben auf der Bühne steht ein Mann und sagt etwas. Zumindest möchte er was sagen, aber alle haben sich zu mir umgedreht und starren mich an, da ich wie eine Irre vor mich hin schreie.
    »‘tschuldigung.« Ich schlucke. »Ich... wollte nicht stören. Bitte, fahren Sie fort.« Ich traue mich kaum, zu Ed hinüberzusehen. Hoffentlich war ihm zwischenzeitlich langweilig und er ist nach Hause gegangen. Aber ich habe mich getäuscht. Er steht da und starrt mich an, wie alle anderen auch.
    Ich möchte immer dringender zusammenschrumpeln. Mein ganzer Körper kribbelt vor Verlegenheit, als er quer über die Tanzfläche zu mir herüberkommt. Er lächelt nicht. Hat er gehört, dass von ihm die Rede war?
    »Du hast das Gemälde gefunden?« Sadies Stimme ist nur noch ein Wispern, und plötzlich werden ihre Augen wie hohl, als sie mich anstarrt. »Du hast Stephens Gemälde gefunden?«
    »Ja«, knurre ich mit der Hand vor dem Mund. »Du musst es dir ansehen. Es ist unglaublich...«
    »Lara.« Ed steht vor mir. Bei seinem Anblick sehe ich mich plötzlich wieder im London Eye, und alle möglichen Gefühle kommen hoch.
    »Oh. Ah... hi«, presse ich hervor.
    »Wo ist es?« Sadie versucht, an meinem Ärmel zu zupfen. »Wo ist es?«
    Ed sieht genau so betreten aus, wie mir zumute ist. Seine Hände stecken in den Taschen, und seine Sorgenfalte ist wieder da und tief wie eh und je. »Du bist also gekommen.« Er sieht mir kurz in die Augen, dann wendet er sich ab. »Ich war mir nicht sicher.«
    »Mh... na ja...« Ich räuspere mich. »Ich dachte nur...«
    Ich gebe mir Mühe, etwas Zusammenhängendes zu sagen, was jedoch unmöglich ist, solange Sadie herumhüpft, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    »Was hast du herausgefunden?« Jetzt ist sie direkt vor mir, spricht mit hoher, eindringlicher Stimme. Es ist, als wäre sie plötzlich aufgewacht und hätte gemerkt, dass ich etwas von Bedeutung für sie in petto haben könnte. »Sag es mir!«
    »Ich werde es dir sagen. Wart´s ab!« Ich versuche, unauffällig zu sprechen, aus dem Mundwinkel heraus, aber Ed ist zu aufmerksam. Ihm entgeht nichts.
    »Mir was sagen?«, fragt er und mustert mich eingehend.
    »Ah...«
    »Sag es mir!«, kommandiert Sadie.
    Okay. Dem bin ich nicht

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