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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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Büro ist nicht das größte auf der Welt.
    »Wie war es auf der Beerdigung?« Kate hängt ihren Mantel auf, beugt sich über den Fotokopierer, um an ihren Haken heranzukommen. Zum Glück ist sie gelenkig.
    »Nicht so toll. Am Ende bin ich auf dem Revier gelandet. Ich bin irgendwie komisch ausgeflippt.«
    »Oh Gott!« Kate macht ein entsetztes Gesicht. »Bist du wieder okay?«
    »Ja. Ich meine, ich glaub schon...« Ich muss mich am Riemen reißen. Abrupt falte ich die Skizze zusammen, stopfe sie in meine Handtasche und ziehe den Reißverschluss zu.
    »Ich wusste gleich, dass irgendwas ist.« Kate ist gerade dabei, ihr blondes Haar durch ein Gummiband zu zwängen, und hält inne. »Dein Dad hat gestern Nachmittag angerufen und mich gefragt, ob du in letzter Zeit besonders gestresst warst.«
    Erschrocken blicke ich auf. »Du hast ihm doch hoffentlich nicht erzählt, dass Natalie weg ist.«
    »Nein! Natürlich nicht!« Kate ist bestens darauf eingeschworen, was meine Eltern wissen dürfen. Nämlich nichts.
    »Egal«, sage ich energischer. »Vergiss es. Es geht schon wieder. Irgendwelche Nachrichten für mich?«
    »Ja.« Kate nimmt ihr Notizbuch. »Shireen hat es gestern mehrmals versucht. Sie will heute wieder anrufen.«
    »Sehr schön!«
    Shireen ist der einzige Erfolg, den wir bei L&N Executive Recruitment bisher vorweisen können. Kürzlich haben wir sie als Operations Director bei einer Software-Firma - Macrosant -untergebracht. Nächste Woche fängt sie an. Wahrscheinlich will sie sich nur bei uns bedanken.
    »Noch irgendwas?«, sage ich, als das Telefon klingelt. Kate sieht nach der Nummer, und ihre Augen werden groß.
    »Ach, ja, noch was«, sagt sie eilig. »Janet von Leonidas Sports hat angerufen und wollte auf den neuesten Stand gebracht werden. Sie sagte, sie wollte um Punkt neun anrufen. Das wird sie sein.« Sie sieht die Panik in meinen Augen. »Möchtest du, dass ich für dich rangehe?«
    Nein, ich möchte mich unterm Tisch verkriechen.
    »Mh, ja. Wär mir lieber.«
    In meinem Magen gluckert es vor Nervosität. Leonidas Sports ist unser größter Kunde. Es ist eine riesige Firma für Sportartikel, mit Läden in ganz Großbritannien, und wir haben versprochen, ihnen einen neuen Marketingdirektor zu besorgen.
    Oder besser: Natalie hat versprochen, ihnen einen neuen Marketingdirektor zu besorgen.
    »Ich stelle Sie gleich durch«, sagt Kate mit ihrer besten Telefonstimme, und im nächsten Moment klingelt der Apparat auf meinem Schreibtisch. Verzweifelt sehe ich Kate an, dann nehme ich ab.
    »Janet!«, rufe ich so zuversichtlich wie möglich. »Schön, von Ihnen zu hören. Ich wollte Sie gerade anrufen.«
    »Hi, Lara«, höre ich Janet Gradys heisere Stimme aus dem Apparat. »Ich rufe nur an, um zu fragen, wie es steht. Ich hatte gehofft, ich könnte mit Natalie sprechen.«
    Ich habe Janet Grady noch nie gesehen. In meiner Vorstellung jedoch ist sie etwa zwei Meter groß. Bei unserem ersten Gespräch erklärte sie mir, das Team bei Leonidas Sports bestehe aus »scharfen Denkern« und »hartgesottenen Zockern« und habe den Markt eisern im Griff. Diese Leute klangen furchterregend.
    »Oh, natürlich!« Ich zwirble das Telefonkabel zwischen meinen Fingern. »Also, leider ist Natalie noch nicht wieder... äh... auf dem Damm.«
    Mit dieser Geschichte gehe ich hausieren, seit Natalie nicht aus Goa zurückgekommen ist. Glücklicherweise muss man nur sagen: »Sie war in Indien«, und jeder hat seine eigene Geschichte von grauenvollen Krankheiten auf Reisen zu erzählen und stellt keine weiteren Fragen.
    »Aber wir machen tolle Fortschritte«, plappere ich. »Wirklich großartig. Wir arbeiten uns durch die Longlist, und direkt hier vor mir liegt eine Akte mit sehr starken Kandidaten. Wir werden eine hochklassige Shortlist haben, so viel kann ich Ihnen versichern. Alles scharfe Denker.«
    »Können Sie mir Namen nennen?«
    »Noch nicht!« Panik spricht aus meiner Stimme. »Ich weihe Sie zu gegebenem Zeitpunkt ein. Aber Sie werden beeindruckt sein!«
    »Okay, Lara.« Janet gehört zu diesen Frauen, die keine Zeit mit Smalltalk vergeuden. »Solange Sie nur alles im Griff haben. Wünschen Sie Natalie gute Besserung. Wiederhören.«
    Ich lege den Hörer auf und sehe Kates Blick. Mein Herz rast. »Hilf mir mal eben auf die Sprünge: Wen haben wir für Leonidas Sports im Angebot?«
    »Diesen Typen, dem im Lebenslauf drei Jahre fehlen«, sagt Kate. »Und den Spinner mit den Schuppen. Und die... Kleptomanin.«
    Ich warte

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