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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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angenommen! Diese Leute diskriminieren mich.«
    »Die wollen Sie bestimmt nicht diskriminieren«, sage ich eilig. »Ich ruf da gleich mal an.« Ich lege auf, dann wähle ich eilig die Durchwahl der Personalabteilung von Macrosant. »Hi, Jean? Hier ist Lara Lington von L&N Executive Recruitment. Ich wollte nur mal eben eine Kleinigkeit klären. Darf Shireen Moore ihren Hund mit zur Arbeit bringen?«
    »Im gesamten Gebäude sind Hunde nicht erlaubt«, sagt Jean freundlich. »Tut mir leid, Lara. Das ist eine versicherungsrechtliche Frage.«
    »Natürlich. Absolut. Verstehe.« Ich mache eine kurze Pause. »Die Sache ist die, dass Shireen glaubt, sie hätte im Gebäude einen anderen Hund gehört. Mehrfach.«
    »Sie täuscht sich«, sagt Jean nach ultrakurzem Zögern. »Hier gibt es keine Hunde.«
    »Gar keine? Nicht mal einen kleinen Welpen?« Ihr Zögern hat mein Misstrauen geweckt.
    »Nicht mal einen kleinen Welpen.« Jean ist wieder aalglatt wie eh und je. »Wie gesagt, Hunde sind im gesamten Gebäude nicht erlaubt.«
    »Und für Shireen könnten Sie keine Ausnahme machen?«
    »Leider nicht.« Sie ist höflich, aber unnachgiebig.
    »Na dann. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    Ich lege den Hörer auf und tippe mit meinem Bleistift auf dem Notizblock herum. Da ist doch was faul. Ich wette, da gibt es einen Hund. Aber was kann ich machen? Ich kann ja nicht gut Jean anrufen und sagen: »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Seufzend drücke ich die Wahlwiederholung, um Shireen anzurufen.
    »Lara, sind Sie das?« Sie nimmt sofort ab, als hätte sie neben dem Telefon gesessen und auf Antwort gewartet, was vermutlich auch der Fall war. Sie ist sehr intelligent, Shireen, und sehr impulsiv. Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie dieses endlose Kreuz-und-quer von Kästchen malt, das sie überall hinkritzelt. Wahrscheinlich braucht sie einen Hund, um bei Verstand zu bleiben.
    »Ja, ich bin‘s. Ich habe Jean angerufen, und sie sagt, niemand hätte einen Hund. Sie sagt, es sei eine versicherungsrechtliche Frage.«
    Drückendes Schweigen macht sich breit, während sie das verdaut.
    »Die lügen«, sagt sie schließlich. »Da ist ein Hund.«
    »Shireen...« Am liebsten würde ich meinen Kopf auf die Tischplatte schlagen. »Hätten Sie den Hund nicht früher erwähnen können? Bei einem der Bewerbungsgespräche?«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass es okay ist!«, sagt sie entrüstet. »Ich habe den anderen Hund bellen gehört! Man merkt doch, ob da noch ein anderer Hund ist. Also, ohne Flash gehe ich nicht arbeiten. Tut mir leid, Lara. Ich muss einen Rückzieher machen, was den Job angeht.«
    »Neeeeiiin!«, rufe ich bestürzt, bevor ich es verhindern kann.
    »Ich meine... bitte tun Sie nichts Übereiltes, Shireen! Ich kläre das. Versprochen. Ich rufe Sie bald zurück.« Schwer atmend lege ich den Hörer auf und schlage die Hände vors Gesicht. »Scheiße!«
    »Was willst du tun?«, erkundigt sich Kate ängstlich. Offenbar hat sie alles mit angehört.
    »Ich weiß nicht«, gebe ich zu. »Was würde Natalie tun?«
    Instinktiv blicken wir beide hinüber zu Natalies Schreibtisch, strahlend sauber und leer. Ich habe eine plötzliche Vision von Natalie, wie sie dort sitzt: Die lackierten Fingernägel tippen auf dem Tisch herum, während sie hochkonzentriert und unüberhörbar ein superwichtiges Telefonat führt. Seit sie weg ist, hat sich der Lautstärkepegel in diesem Büro um etwa achtzig Prozent verringert.
    »Könnte sein, dass sie Shireen sagen würde, sie muss den Job annehmen, und ihr droht, sie zu verklagen, wenn sie es nicht tut«, sagt Kate schließlich.
    »Definitiv würde sie Shireen sagen, dass sie sich zusammenreißen soll.« Ich nicke zustimmend. »Sie würde sie unprofessionell und verrückt schimpfen.«
    Einmal habe ich gehört, wie Natalie einem Typen die Leviten gelesen hat, der es sich mit einer Stellung in Dubai anders überlegt hatte. Das war nicht schön.
    Ich gebe es nicht gern zu, aber in Wahrheit ist es so, dass ich -nachdem ich nun weiß, wie Natalie denkt und Geschäfte macht -mit dem meisten davon nichts anfangen kann. An diesem Job gefiel mir, dass man mit Menschen arbeitet, dass man Leben verändert. Wenn wir uns trafen und Natalie erzählte Geschichten davon, wie sie Talente suchte, hat mich die Geschichte hinter dem Deal meist genauso interessiert wie der Deal selbst. Ich dachte, es müsste doch befriedigender sein, Leuten bei ihrer Karriere zu helfen, als Autos zu verkaufen. Doch dieser Aspekt

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