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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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um die Wette fuhren« und nicht einzuholen waren, was wirklich »zu lustig« war.
    »Keine Ursache«, sage ich. »Mal wieder.«
    »Danke.« Sadies Stimme treibt müde zu mir herüber.
    »Okay. Gut.« Ich nehme meine Tasche. »Ich mach mich auf die Socken.«
    Abrupt setzt sich Sadie auf. »Du vergisst meine Kette doch nicht, oder?«
    »Bestimmt nicht... bis ans Ende meiner Tage.« Ich rolle mit den Augen. »Und wenn ich es noch so sehr möchte.«
    Plötzlich steht sie vor mir, verstellt mir den Weg zur Tür. »Keiner kann mich sehen, nur du. Niemand sonst kann mir helfen. Bitte.«
    »Hör mal: Du kannst nicht einfach sagen: ›Such meine Kette!‹«, rufe ich außer mir. »Ich weiß ja nicht mal, wie sie aussieht ...«
    »Sie ist aus Glasperlen, mit Strass«, sagt sie eifrig. »Sie reicht mir bis hierher...« Sie deutet auf ihre Taille. »Der Verschluss ist aus Perlmutt...«
    »Okay«, falle ich ihr ins Wort. »Nun, ich habe sie nicht gesehen. Sollte sie wieder auftauchen, sage ich dir Bescheid.«
    Ich schiebe mich an ihr vorbei, stoße die Tür zum Eingangsbereich des Polizeireviers auf und zücke mein Handy. Das Foyer ist hell erleuchtet, mit schmuddeligem Linoleum und einem Schreibtisch, der momentan nicht besetzt ist. Zwei kräftige Typen in Steppwesten streiten sich lauthals, während ein Polizist sie zu beschwichtigen versucht. Ich verziehe mich in eine sichere Ecke, hole die Taxinummer hervor, die Detective Constable Davies mir aufgeschrieben hat, und tippe sie in mein Handy. Ich sehe etwa zwanzig Nachrichten auf meiner Mailbox, aber ich ignoriere sie. Das sind sowieso nur Mum und Dad, die Stress machen...
    »Hey!« Eine Stimme ruft mich, und ich erstarre mitten in der Bewegung. »Lara? Bist du das?«
    Ein blonder Mann in Polohemd und Jeans winkt mir. »Ich bin‘s! Mark Phillipson? Wir waren im selben Abschlussjahrgang?«
    »Mark!«, rufe ich aus, als ich ihn plötzlich erkenne. »Oh mein Gott! Wie geht es dir?«
    Ich weiß nur noch, dass Mark in der Schulband Bass gespielt hat.
    »Mir geht es super! Großartig.« Mit sorgenvoller Miene kommt er herüber. »Was machst du auf einem Polizeirevier? Ist alles okay?«
    »Oh! Ja, alles prima. Ich bin nur hier wegen so einer... du weißt schon.« Ich winke ab. »Mordsache.«
    »Mord ?« Verblüfft sieht er mich an.
    »Ja. Ist aber keine große Sache. Ich meine, natürlich ist es eine große Sache...« Ich korrigiere mich eilig, als ich seine Miene sehe. »Ich sollte lieber nicht allzu viel darüber reden... Jedenfalls, wie geht es dir?«
    »Super! Ich bin mit Anna verheiratet. Erinnerst du dich an sie?« Er zeigt mir seinen silbernen Ehering. »Ich versuche mich als Maler. Das hier mache ich nur so nebenbei.«
    »Du bist Polizist?«, sage ich ungläubig, und er lacht.
    »Polizeizeichner. Die Leute beschreiben mir Verbrecher, ich zeichne sie. Es reicht für die Miete... und was ist mit dir, Lara? Bist du verheiratet? Mit jemandem zusammen?«
    Einen Moment lächle ich ihn nur starr an.
    »Ich war eine Weile mit so einem Typen zusammen«, sage ich schließlich. »Hat nicht funktioniert. Aber ich bin drüber hinweg. Eigentlich bin ich gut drauf.«
    Ich drücke meinen Plastikbecher so fest, dass er zerbricht. Mark scheint mir ein wenig beunruhigt.
    »Okay... mach‘s gut, Lara.« Er hebt eine Hand. »Weißt du, wie du nach Hause kommst?«
    »Ich ruf mir ein Taxi.« Ich nicke. »Danke. Nett, dich wiederzusehen.«
    »Lass ihn nicht gehen!« Sadies Stimme in meinem Ohr lässt mich zusammenzucken. »Er kann uns helfen!«
    »Halt die Klappe und lass mich in Ruhe«, knurre ich aus dem Mundwinkel und schenke Mark ein noch strahlenderes Lächeln. »Wiedersehen, Mark. Und grüß Anna von mir!«
    »Er kann die Kette zeichnen! Dann weißt du, wonach du suchen musst!« Plötzlich steht sie direkt vor mir. »Frag ihn! Schnell!«
    »Nein!«
    »Frag ihn!« Ihr Hexengeheul bohrt sich in mein Trommelfell.
    »Fragihnfragihnfragihn...!«
    Ach, du meine Güte. Sie treibt mich noch in den Wahnsinn.
    »Mark!«, rufe ich so laut, dass die beiden Typen in den Steppwesten aufhören zu streiten und mich anstarren. »Ich würde dich gern um einen kleinen Gefallen bitten, wenn du vielleicht einen Moment Zeit hättest...«
    »Klar.« Mark zuckt mit den Schultern.
    Wir gehen in einen Nebenraum, in dem es Tee aus dem Automaten gibt. Wir holen uns Stühle an einen Tisch, und Mark zückt Papier und Stifte.
    »Also.« Er zieht die Augenbrauen hoch. »Eine Halskette. Das ist mal was Neues.«
    »Ich habe

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